Letztes Aprilwochenende, Keep It True!
Tag 1.
Nach meinem Einmannwarmup zuhause war ich heiß! Ich hatte richtig Bock. Also ging es um 9:15 in Richtung heilige Tauberfrankenhallen. Verkehrstechnisch lief alles glatt, um 10:40 konnte ich mein Auto abstellen, gemütlich ein Ticket holen, zur Unterkunft, Herrn Kubbi und Sohn einsammeln und wieder zurück, um dann gediegen von Stälker die Fresse poliert zu bekommen. Denkste. Die Ticketschlange war arschlang, ich habe mich eine Stunde angestellt und kam vielleicht 10 Meter vorwärts. So viel dazu, dass alles schnell, stress- und reibungsfrei ablaufen sollte.
Außerdem musste ich ja noch einchecken und Leute einsammeln! Also wieder raus aus der Schlange. Glücklicherweise übernahmen an dieser Stelle Freunde, sodass das Warten nicht umsonst war.
Rüber zum Auto, in das ulkige Kaff geeiert, Zeug abgeladen, Kutte, Stirnband und Sonnenbrille angelegt, ab zu Kubbi und ab zum KIT! Dort angekommen sah die Schlange immer noch nicht wesentlich kürzer aus
Es war 12:40 und meine Ticketknechte hatten seit etwa 5 Minuten das Ticket. Fast zwei verdammte Stunden!
Eigentlich wollte ich mich mit Herrn doldi und den anderen Doldis aus Würzburg treffen, die waren aber schon weit vorne in der Ticketschlange, also hab ich gedacht, Mensch, gehste rein. Und was war da? Ne arschlange Schlange an der Bändchenausgabe
Man sollte das Festival in Keep It Queue umbenennen
. Allerdings traf ich dort Sari, Tomate, BreitPaulner und Normi, die teilweise genauso schnell verschwunden wie sie aufgetaucht waren
. Nach weiteren 35 Minuten war ich dann endlich drinne, Stälker holzten schon ordentlich vor sich hin. Aber erstmal Getränke holen. Das geht ja jetzt cashless. Wo sind die Stände, an denen man die Karte bekommt? Ach fuck, draußen.
. Glücklicherweise hatten meine Ticketbesorger Mitleid und haben mir ein Bier ausgegeben. Gabs halt ne Runde zusätzlich zur Dankeschönsrunde fürs Ticketbesorgen. Wobei ich immer noch nicht weiß, worauf wir uns geeinigt haben. Mal warens 20 Bier, mal dass ich die 10 rarsten Platten im Merchzelt kaufen muss, mal n Dreier
Zurück zum Thema: Stälker knallten einen zünftigen Speed Metal mit verrückten Hodenschmerzschreien vor den Latz, war cool. Allerdings live auch ziemlich eintönig. Cool fand ich aber, dass sie Evil Dead von Death gecovert haben. So geil die Nummer auch verspeedmetalt meine Ohren verzückte, machte sie dann doch endgültig klar, dass den eigenen Songs auf Dauer doch etwas die Klasse fehlt. Als nächstes waren Taist of Iron dran. Waren ganz nett, kauziger US-Metal mit Damengesang, bei dem das einzige, was mir wirklich im Kopf hängen blieb, war, dass ein Typ sich während des Auftritts stolz mit einem Doro-Poster fotographieren ließ
Alien Force im Anschluss waren dann doch eher wieder was. Die Band hat ja mit Hell and High Water einen kleinen Hit, das übrige Material steht dem allerdings in nichts nach. Feiner Heavy Rock zum Mitwippen. Zu Blasphème ging es dann auf die Tribüne. Mit Désir de Vampir haben sie ja meine Lieblingsfranzosenscheibe eingespielt - ja sogar noch vor der Sortilège-EP! Wieder mal, cooler Auftritt, aber nicht weltbewegend. Langsam meldete sich der Hunger, also ab nach draußen, Steak essen! Das Essensangebot wurde mächtig ausgebaut, für Vegetarier gabs allerdings wieder nur Pommes, Pizza Margharita und Curry ohne Fleisch. Mir ist das zwar eh egal, aber so dolle find ich die Auswahl jetzt nicht.
Neben dem Steak wartete draußen noch ein Sava, mit dem Siren in Gänze verquatscht wurden. War aber ok, denn es wollten die Kräfte für Grim Reaper geschont werden. Ab in die dritte Reihe! So weit nach vorne wie nur möglich! Was soll ich sagen? Steve Grimmet kam, sah und siegte. Wie schon so oft angemerkt, vor diesem Mann ziehe ich meinen Hut! Was er durchgemacht hat und immer noch so unerbittlich auf Tour geht und alles gibt, verdient wirklich jeden Respekt! Ab dem ersten Ton fraß das Publikum den Schnittern aus der Hand. Zumindest die Refrains solcher Hymnen wie Rock you to Hell, Night of the Vampire oder Rock Me Till I Die wurden lauthals mitgegröhlt, vorne gab es kein Halten mehr. Hier noch einmal ganz großen Respekt an Steve Grimmet, der sich kaum auf seinen Rollstuhl verließ und eisern vorn auf der Bühne stand. Kurze technische Probleme oder Verschnaufpausen für den Fronter wurden jedes Mal mit frenetischen "Grim Reaper! Grim Reaper!"-Anfeuerungsrufen unisono überbrückt. Ein grandioser Auftritt bis dahin. Und dann passierte etwas, das ihn perfekt machte. Ich weiß, sie spielen den Song immer. Aber das war magisch. Der große dicke Mann huldigte dem kleinen großen Mann mit einer Darbietung von Don't Talk to Strangers zum Niederknien! Auch das Publikum war an dieser Stelle völlig außer sich. Hier wurde jede Silbe textsicher mitgesungen und völlig eskaliert. Nach dem letzten Ton merkte ein sichtlich glücklicher Steve Grimmet mit einem breiten Grinsen im Gesicht an "Ronnie would be proud of you!" Auch der Rest der Band war sichtlich erfreut darüber, wie hart sie abgefeiert wurden. Mit dem letzten Song sollte dann auch nochmal das letzte bisschen Power aus Publikum und Band gekitzelt werden. SEE YOU IN HELL MY FRIEND! SEE YOU IN HELL MY FRIEND! SEE YOU IN HELL! Unglaublich. Perfekt. Ein KIT-historischer Auftritt.
Die undankbare Aufgabe, danach aufzutreten, hatte das Duracell-Dreigestirn von Raven. Obwohl sie wie immer alles gaben, einen super Auftritt hinlegten und solche Klassiker wie All For One, Faster than the Speed of Light usw. usf. am laufenden Band rausknallten, konnten sie den Stimmungspegel nicht ganz halten. Vor allem bei mir nicht, weil bei Grim Reaper eine Stunde Vollgas angesagt war und die Batterien bei mir entsprechend leer waren. Deshalb nur sitzend begutachtet. Der Coverblock am Ende war auch unnötig. Aber objektiv betrachtet ebenfalls ein geiler Auftritt! Leere Batterien füllt man am besten mit Essen wieder auf. Also raus, noch ne Bratwurst essen. War aber aus. Schnitzel gab es auch nicht mehr. An der Cocktailbar waren Dreiviertel des Angebots überklebt. Da hat sich wohl jemand verrechnet. Naja, dann halt Feuerwurst und Hähnchencurry. War auch ok. Wieder rein zu Flotsam and Jetsam, wo ich erstmal merkte, wie beschissen die Luft in der Halle war.
Nachdem es auf der Tribüne unerträglich war, suchte ich mir ein Sitzplätzchen nahe des Ausgangs. Die Flots machten ihre Sache gut, aber nicht überragend, sodass ich das ein oder andere Mal etwas wegdöste. Fast 50 Stunden Arbeit in 4 Tagen und wenig Schlaf machen sich dann doch irgendwann bemerkbar. Verstörend finde ich nach wie vor, Der Führer live zu spielen. Klar, es war Teil des Special-Sets, aber wenn eh keiner den kompletten Text kann und ein großer Teil der Halle einfach nur stumpf "Sieg Heil! All hail! Sieg heil!" krakeelt, ist das nur so semi-geil. Danach gings erstmal wieder nach Drauße, frische Luft schnappen und bisschen Quatschiquatschi. Zu den ersten Tönen von Demon wieder in der Hallen, die, für mich völlig unverständlich, mit Night of the Demon eröffneten, während viele noch beim Rauchen oder Kacken waren. Nu ja. Die besondere Bühnenshow war auch...besonders. Zwei Pressspankreuze, ein paar Blumentöpfe, die jemand von den Balkons von Ommas Altenheim gemopst hatte, dazwischen zwei, drei Fläschchen Distelhäuser. Top Bühnenaufbau! Technisch 1a, allerdings verstehe ich nicht, warum der Sänger ständig so albern kostümiert war. Mal im Schlafanzug, mal mit Maske, mal als Nikolaus, die meiste Zeit aber bierbäuchig im KIT-Shirt von annodazumal. Zweites Problem der Band war, dass sie fast alle Kracher der Night of the Demon und Unexpected Guest zu Beginn rausgehauen haben, nach Have We Been Here Before? war die Luft deutlich raus. Auch das Publikum schien bis auf drei, vier Reihen einen totalen Durchhänger zu haben. Lag aber vielleicht auch daran, dass neben allerhand Cocktails, Speisen, Weizenbier jetzt auch noch der Kaffee aus war. Nicht dass kein Kaffeepulver mehr dagewesen wäre. Anderthalb Stunden vor Schluss kann man halt einfach keine Kannel mehr kochen
Zu Don't Break the Circle hat man dann doch endlich mal gemerkt, dass hier der Headliner spielt, da gings nochmal ordentlich ab.
Hätte man das Set auf 50 Minuten zusammengestrichen, wärs geil gewesen. Oder man hätte Demon was von The Plage und Taking the World by Storm spielen lassen sollen. So, na ja. Durchwachsen. Kubbi und Sohn warteten schon am Auto, sodass wir flux die Reise gen Bad Mergentheim antreten konnten, wo ein ulkiger Italiener mit Standlicht und 40km/h den Verkehr behinderte. Danach schaute ich noch ne Folge Pastewka mit strunzdummer Tittenwerbeunterbrechung und entschlummerte.
Das Cashless-Payment funktioniert übrigens super, nur die Zeitersparnis gibts nicht, weil jedes Mal der abzubuchende Betrag eingetippt, dem Kunden gezeigt und bestätigt werden muss. Außerdem gabs viele, die vergessen hatten, dass sie zu wenig oder gar null Euro auf der Karte hatten, was zu unnötigen Verzögerungen geführt hat. Der Grillstand draußen hat irgendwann angefangen, passende Eurobeträge auch in bar anzunehmen.
So, gefrühstückt hab ich schon, die Wirtsleute sind echt super nett. Jetzt noch 1:15 warten und dann gehts weiter!