So, jetzt hab ich grad mal etwas Luft und kann meinen Party.San-Bericht verfassen. Vorab: Es war wieder einmal ein wunderbares Fest, ich habe viele, tolle Kapellen gesehen, Menschen getroffen und kennengelernt und hatte mich erstaunlich gut im Griff, was Brutz&Brakel angeht.
Mittwoch
Mittwoch ist Anreisetag. Wie schon letztes Jahr juckelte ich ganz gemütlich zu Luna nach Essen. Als ich ankam, war Reva schon eingetroffen: Wir konnten also das Auto beladen und losfahren. Denkste! Unser Herr Fahrer (ich) hatte seine Schuhe zuhause vergessen, also ging es erstmal retour und mit etwas Verspätung dann endlich gen Schlotheim. Angeblich sollte es ja regnen, aber davon war weit und breit keine Spur. Also konnten wir geschwind im Trockenen aufbauen und ab ans Glas. Abends gab es dann die obligatorische (und sehr gute!) 80er-Party im Camp und danach gings ins Partyzelt bis nichts mehr ging. Keine Ahnung, wann das war und was genau geschehen ist
Donnerstag
Mir gings gar nicht mal so gut. Aber das war Nebensache, schließlich spielten heute Kapellen. Morgens traf ich zunächst eine folgenschwere Entscheidung, indem ich mein weißes Verheerer-Shirt (wer die Band nicht kennt: Reinhören!) anzog. Dazu später mehr. Zu Slaegt habe ich es schonmal nicht geschafft, sodass
Runemagick mein persönlicher Opener waren. Und das gefiel mir, schöner Death Doom zum Ankommen. Die Nazis von Skyforger wollte ich mir nicht geben, dabei stellte ich im Camp zu meiner Erleichterung fest, dass das Bier wieder schmeckte. Beim Herumströmern während
Incantation spielten, die mich nicht überzeugten, traf ich einen Kommilitonen aus Münster, der mich gleich mal mit in sein Camp nahm. Dabei sprach mich dessen Nachbarcamp auf mein Shirt an und gab mir Bier. So weit, so gut. Zu
Craft gings dann wieder vor und das war leider etwas enttäuschend. Die Musik fand ich nicht schlecht, aber der Funke wollte einfach nicht überspringen. Während des Gigs sprach mich dann ein Mädel auf mein Shirt an und gab mir Bier. Da war klar, dass die Kleidungswahl am Morgen die beste Entscheidung des Tages war. Irgendwann dazwischen habe ich es noch geschafft, mir
Balmog und
Taphos im Zelt anzuschauen. War oke.
Ascension sorgten dann endlich auch für den ersten musikalischen Höhepunkt. Das war richtig feiner Black Metal mit fettem Sound und ging richtig gut rein! Dann wurde es langsam anstrengend: Mit
Belphegor kann ich ja nicht so viel anfangen, aber die Show war gut. Muss ich noch erwähnen, dass auch der Security mein Shirt gefiel? Die konnten mir aber leider kein Bier geben. Dann die große Frage des Tages: Schafft es der musikalische Perfektionist Tom Warrior mit
Hellhammer, Songs aus einer Zeit auf die Bühne zu bringen, in der er noch keine Gitarre spielen konnte? Die Antwort war, dass er die Arbeit größtenteils seinem Gitarristen überließ und sich aufs Posen beschränkte ("Uhh!"). Das Ergebnis war richtig fein und ein eindrucksvoller Fingerzeig an Venom, wie Black Metal der ersten Welle zu klingen hat. Mein Tageshighlight! Den Abschluss bildete eine Band, mit der ich noch nicht vollends warm wurde:
Hypocrisy. Aber die haben richtig Bock gemacht und brachten Bewegung in die Menge. Den Rest des Tages/der Nacht bekam ich schon wieder Aufmerksamkeit dank meines Shirts und trank Bier.
Schnapstag
Traditionell beginnt der Freitag mit einem Besuch bei Brutz&Brakel (der zur allgemeinen Verunsicherung noch geschlossen war, als wir das Infield betraten. Das Gesicht des Verkäufers lieferte auch den Grund dafür...) und Unmusik auf der Bühne.
Gutalax brachten ihre Weisen unters hungrige Volk! Nach den Erfahrungen des letzten Jahres, habe ich mich diesmal im Pit zurückgehalten und aus sicherer Entfernung das Treiben beobachtet. Hat Bock gemacht und Gutalax ist eine sehr ähhh charismatische Band. Mit
The Crown wartete ein Highlight. Die habe ich erst dieses Jahr für mich entdeckt und war entsprechen gehyped. Der Sound war zwar nicht optimal, aber der Auftritt war trotzdem gut. Nach den seltsamen
Solstice folgte mit
Midnight gleich die nächste Pflichtkapelle. Der Sänger war glaube ich rotzevoll, aber das passte einfach wie Arsch auf Eimer. Richtig, richtig gut! Danach fand ich mich zur Fachsimpelei in irgendeinem Camp wieder bis das Verlangen nach Brutz&Brakel zu groß wurde und ich mich wieder nach vorn begab, denn der Abend sollte noch anstrengend werden.
Nekrovault im Zelt boten zur Abwechslung mal wieder Black Metal.
Night Demon zeigten direkt im Anschluss ebenfalls einen guten Auftritt.
Rotting Christ hingegen sorgten für den zweiten Tageshöhepunkt. Ich eskalierte endgültig. Pünktlich zu
Mgla fing es dann an zu regnen. Ich holte noch meine Regenjacke, aber nur um sie dann doch jemand anderem zu überlassen, da ich es nach einer Hand voll Paar inne Fresse von B&B für passend erachtete, einen Mgla-Gig nass und frierend zu erleben. Also besorgte ich mir nur noch schnell ein Shirt der Kapelle und dann gings auch schon los. Die schwarzen Kapuzenmänner betraten die Bühne. Da ich jeden Song in und auswendig kenne, fiel es mir nicht schwer, der Band zu folgen, aber ich muss doch zugeben, dass das für Außenstehende nicht so einfach gewesen sein muss. Der Sound (und damit auch das Gesamterlebnis) blieb hinter meinen (immens hohen) Erwartungen zurück. Trotzdem habe ich den Gig sehr genossen, aber ein kleines bisschen Enttäuschung blieb zurück. Vor dem Regen flüchtete ich ins Zelt und trank Bier, während
Deicide auf der Bühne rumpelten. Was ich da hörte, bewegte mich jedenfalls nicht dazu, das Zelt zu verlassen. Nachdem der Regen aufgehört hatte, wollte ich eigentlich zurück zum Camp tapern, da ich immer noch nass und nur mit Shirt bekleidet unterwegs war. Aber es spielten schon
Testament, und das klang so gut, dass ich sogar meine Begleitung überzeugen konnte, den Gig zu gucken, die damit eigentlich nicht viel anfangen konnte. Haben den Auftritt dann von hinten aus gesehen und das war sehr stimmig, sodass sogar bei uns weit abseits des Pits ordentlich Stimmung aufkam. Danach gings dann aber wirklich geschwind ins Bett. Neun Bands (Deicide nicht mitgezählt) an einem Schnapstag sind eine gute Ausbeute!
Samstag
Morgens wachte ich mit einem steifen Hals auf und mir tat alles weh. Ich ließ die Frühschoppen-Bands aus und statt zu Vulvodynia gings unter die Dusche.
Svartidaudi war also die erste Band des Tages. Nach dem Reinhören bei Deezer, hatte ich mich sehr auf die gefreut, aber das war live leider gar nichts. Mieses Gerumpel. Nachdem ich in irgendeinem fremden Camp in die hohe Kunst des Gurkenjenga eingeführt wurde, riefen
Vomitory zur Bühne. War ne Wand, direkt in die Fresse. Gefiel mir äußerst gut. Im Gegensatz zum Gejaule von
Satan.
Carnal Tomb rissen das Zelt ab und
Immolation machten da weiter, wo Vomitory aufgehört haben, nur mit deutlich mehr Gefrickel und dem größten Poser als Gitarristen. Geiler Auftritt!
Destruction lieferten ebenfalls ordentlich ab, wenngleich der Wind den Sound ordentlich verwehte. Die neuen Songs, die sie darboten, funktionieren gut.
Naglfar und
Malokarpatan sorgten dann im Doppelpack für einen würdigen Schlusspunkt, was die Black-Metal-Darbietungen anbelangt. Leider überschnitten sich beide Bands ziemlich stark, weshalb ich nur die Hälfte von Naglfar sehen konnte. Ich bereue meine Entscheidung aber keinesfalls.
Legion of the Damned boten ihre stumpfen Riffings souverän bei mittlerweile richtig gutem Sound dar und sorgten für den größten und intensivsten Pit des Festivals. Hat richtig Spaß gemacht, auch wenn alles gleich klingt. Bei dem Sound und der Menge, die noch richtig Bock hatte, bekam ich auch eine leise Ahnung, dass uns noch Großartiges bevorstand. Aber zunächst gaben
Deathrite dem bereits abgerissenen Zelt den letzten Rest und verwandelten die Luft in eine einzige, stinkende Staubwolke. Danach war es dann so weit. Die zusammen mit Mgla von mir meist erwartete Band des Festivals sollte bald zum guten Schluss die Bühne betreten:
Bloodbath! Ich traf zufällig noch eine gute Freundin und ein paar andere Leute, wir gingen in Stellung und warteten. Dann war es endlich so weit und das Geräusch von Fliegen, die sich über ein verwesendes Stück Fleisch hermachten, eröffnete ein Death-Metal-Feuerwerk, das seines gleichen sucht. Die ersten zwei Takte von "Fleischmann" ließen keinen Zweifel, dass dieses Konzert alles in den Schatten stellen sollte. Die Setlist war schlicht und ergreifend perfekt ("Breeding Death", "Outnumbering the Day", "Chainsaw Lullaby", "Cry My Name"), Old Nick schrie, keifte, grunzte und lachte (!), wie er es wohl noch nie zuvor tat und eine eindrucksvolle Feuershow ("Like Fire", "Eaten") komplettierte das beste Death-Metal-Konzert, das ich bisher erleben durfte. Das war das Allergeilste! Mein steifer Nacken war auch in Windeseile wieder quietschfidel und so ging ein tolles PSOA 2019 würdig zu Ende.