So, anders als geplant hier noch nicht der Party.San-Bericht. Der kommt dieses Jahr aber definitiv und fällt nicht der Faulheit/Verpeiltheit zum Opfer wie letztes Jahr.
Nord Open Air; Samstag, 27. Juli, Viehofer Platz, Essen:
Destroy Them
Undertow
Gruesome
Grave
Motorjesus
Deserted Fear
Vomitory
Grand Magus
Sodom
Nachdem ich den Punk-Freitag schweren Herzens ausfallen lassen musste, machte ich mich zumindest für den traditionell im Zeichen des Metal stehenden Samstag des Nord Open Air wieder einmal auf den Weg nach Essen, denn ein wieder einmal dermaßen starkes Line Up für lau in Reichweite, das lässt man sich nicht entgehen.
Ich war dann auch pünktlich für die ersten Töne der lokalen Nachwuchs-Thrasher
Destroy Them vor Ort, musste aber noch warten, bis die außerhalb des Geländes befindliche Garderobe aufgemacht wurde, um meinen Rucksack abzugeben.
Ein paar Minuten ins Set rein stand ich schließlich im Schatten des der Bühne am nächsten stehenden Baumes und sah mir die mit sehr viel Spaß und Energie agierende Truppe an. Die Jungs machen mächtig Feuer unterm Arsch und es war auch schon genug los, dass sie nicht - wie schon andere Opener - vor einem fast leeren Platz spielten. Beim Songwriting sehe ich aber noch Luft nach oben, manche Songs wirkten teilweise etwas zu lang und repetitiv. Aber bei einer Band, die es seit drei Jahren gibt und die letztes Jahr ihre Debut-EP veröffentlicht hat ist das ja nichts schlimmes. Ein anständiger Einstieg in diesen Tag.
Anschließend spielten
Undertow, die ich bis dahin auch noch gar nicht kannte. Was für ein wunderbarer Genremix, den die Kerle da locker-wuchtig von der Bühne dem Publikum in die Fresse hauen. Thrash als Fundament, mächtiger Groove, tolle Melodien, sehr variabler Gesang zwischen Hardcore-Gekeife und für diese Musik ungewohnt gutem Klargesang.
Das ganze zwar routiniert, aber doch so erfrischend vorgetragen, dass man nicht glauben mag, dass es die Band schon seit 26 Jahren gibt.
Toll, toll, toll! Unbedingt wieder!
Zwischendurch gab's dann noch eine Cola, hauptsächlich um einen Becher zu haben, um diesen mit Wasser wieder auffüllen zu können. Womit wir bei einem großen Plus und dem großen Minus des Festivals ankämen.
Positiv: eine kostenlose Trinkwasserstelle auf einem Festival, das sich über den Verkauf von Getränken finanziert, ist ein sehr edler Zug und den Veranstaltern hoch anzurechnen.
Negativ: Wegwerf-Plastikbecher sind ein Unding. Zwar waren statt Erdöl auf Maisbasis, aber ordentliche Hartplasti-Pfandbecher sind mir doch lieber.
Immerhin waren Mülleimer grundsätzlich im Doppelpack vorhanden: einmal für Restmüll, einmal für Becher, und die meisten haben sich dran gehalten.
Der Boden war am Ende trotzdem voller Becher, die aber eingesammelt werden. Zumindeat war bei meiner Ankunft kein Becher vom Vortag zu sehen, die einzigen Spuren von Freitag waren weiße Papierbänder im Baum.
Weiter zu den Bands, die Cola war leer und der Becher bereits mit Wasser gefüllt - und ich hatte mir bei der Gelegenheit auch schon zur Abkühlung Wasser übern Kopf gehauen - als das begann, was schlussendlich das Tageshighlight sein sollte.
Hätte man die Augen geschlossen und ignoriert, dass Chuck Schuldiner tot ist, die gespielten Songs erst danach geschrieben wurden und immer wieder darauf hingewiesen wird, dass diese Band ein Tribut an sie ist, könnte man fast denken, man würde Death live erleben - zumindest soweit das jemand beurteilen kann, der sie nie gesehen hat. Hier kann nur von einer Band die Rede sein, und das ist
Gruesome.
Es war einfach wieder einmal eine Freude, diese Band zu sehen, und von Beginn an machten sie fast (direkt im ersten Song musste Gitarrist und Sänger Matt Harvey das Gitarrenkabel wechseln, was aber perfekt in einen Instrumentalpart gelegt wurde, der auch ohne ihn funktionierte) alles richtig, das zog sich durch den gesamten Gig, der schließlich, wie Matt sagte für eine Tribut-Band passend, mit einem Cover endete, dieses Mal vom zweiten Album - Leprosy - der zweite Song:
Born Dead.
Zwischenzeitig hatte ich mich auch mal in den Pit begeben, der bei diesem grandiosen Auftritt mächtig tobte, aber immer wieder pausierte, um headbangend und vor allem beim letzten Song mitsingend die Leistung der Band zu feiern. Ein brodelnder Hexenkessel vor der Bühne, dazu die Hitze von oben, da war es dann auch Zeit für die Lieblingsbeschäftigung unseres liebsten Secus: die Menge mit dem Wasserschlauch abkühlen. Ob großflächig versprüht oder mit dem Strahl, der sich entweder auf die Distanz im Bogen aufweitet oder direkt auf näher stehende Leute gerichtet wird - schön auch jedes Mal, dass man mit eindeutiger Gestik dann auch wirklich gezielt abgekühlt wurde, wenn auch nicht immer zur Freude der Umstehenden.
Kurz zurück zum Auftritt, der war wie gesagt ganz ganz großartig, und damit legten Gruesome dann auch die Messlatte dermaßen hoch, dass es fraglich war, ob irgendeine der folgenden Bands da noch drüber kommen könnte.
Es folgte ein weiterer Abstecher zur Wasserstelle - den Becher hatte ich bevor ich mich in den Pit begeben hatte in und über meinen Körper entleert - und wieder zurück zur Bühne, wo sich nun Teil zwei des heutigen Death Metal Quartetts in Form von
Grave fertig für seinen Auftritt machte.
Die Band legte einen tollen und mitreißenden Auftritt hin, litt aber leider sehr unter dem direkten Vergleich mit Gruesome, sodass sie für mich nicht so stark wirkten, wie sie vermutlich wirklich waren.
Dennoch sehr kurzweilig, natürlich mit Klassikern wie
Into the Grave und
You'll Never See...
Danach ging's dann was zu Essen besorgen. Ich entschied mich für den veganen Stand, und kaum stand ich in der Schlange fing es an zu regnen. Bei den Temperaturen nicht unangenehm, und es blieb bei einem leichten Schauer anstatt des angekündigten Gewitters.
Da ich Kokos nicht mag fiel die Wahl statt des Kokos-Currys für die Falafel-Tasche, was eine sehr gute Wahl war. Für faire 5€ bekommt man eine Portion, die richtig satt macht und auch noch sehr gut schmeckt.
Als ich dann irgendwann damit fertig war und mir auch wieder Wasser besorgt hatte ging es auch schon weiter mit der Auflockerung im Death Metal Overkill. Die Mönchengladbacher Rotzrock-Institution und Spaßgaranten von
Motorjesus riefen zum Tanz und waren schon gut dabei, als ich vor der Bühne ankam.
Auch hier rotierte der Pit unermüdlich, wenn auch leicht gesitteter als bei den Brachialkapellen zuvor. Zu Hits wie
Fist of the Dragon,
King of the Dead End Road,
Fuel the Warmachine und der mit dem Anspielen bekannter Klassiker wie unter anderem Living after Midnight und TNT (wobei das Publikum natürlich zum Mitsingen animiert wurde) angereicherten Bandhymne
Motorjesus wurde ausgiebig gefeiert.
Wie zu erwarten ein toller Auftritt, in meiner Erinnerung bleibt aber nach wie vor meine erste Motorjupp-Erfahrung beim Evil Horde Metalfest 2011 in der Zeche Carl die beste.
Während dieses Gigs fand mich dann auch der
@Tobes, mit welchem ich dann den Rest des Festivals verbrachte.
Es ging erneut erstmal nach hinten, wo dann auch das für mich erste Bier des Tages orgenisiert wurde, um sich dann für
Deserted Fear wieder gen Bühne zu orientieren.
Bevor es losging wurde musste dann aber erstmal der gesamte Platz beim aus der Anlage schallenden You Give Love A Bad Name mitsingen, woraufhin dann das eigentliche Intro losging und die Band die Bühne betrat, um einen tollen Gig abzuliefern.
Ich habe Deserted Fear ja vorher leider (und seit letztem Jahr auch selbstverschuldet) noch nicht live gesehen und mich auch gar nicht so viel mit ihrer Musik befasst, aber so konnten mich da echt überzeugen und dem Lob, das man immer wieder hört, gerecht werden. Zwischen tollen Songs und einem später auch brauchbaren Sound (der zu Beginn leider eher Mist war) fand sich noch Platz für ein paar Ansagen, bei denen die Band sehr sympathisch rüberkam. Unter anderem eine Anekdote, wie der Sänger nach einem früheren Auftritt in Essen mal statt zurück nach Thüringen an die Nordsee gefahren ist (was ich ehrlich gesagt nachvollziehen kann
).
Rücken auf der viel zu langen Liste auf jeden Fall gut nach oben und werden auch bei Gelegenheit wieder mitgenommen.