So nun möchte ich mal das ganze aus Sicht eines Mitglieds der oft zitierten jungen Zielgruppe schildern. Ich gehöre zur Zielgruppe 25-30, bin aktuell noch Student und habe einen Studentenjob, der relativ gut bezahlt ist. Kann mir also auch mal was leisten, aber schaue schon aufs Geld. Ich trinke keinen Alkohol und gehe alleine auf die Festivals. Bin also nicht an Party interessiert sonder an der Musik. Bisher war ich 4 mal in Wacken (22,23,24,25), 5 mal auf dem Summer Breeze (19,22,23,24,25) und ein mal auf dem Graspop (25). Also dieses Jahr auf 3 Festivals. Das ist für einen Studenten recht viel, das ist aber mein Urlaub. Sonst gehe ich nicht in den Urlaub. Viele meiner Kommilitonen gehen auf Festivals (Southside, Nova Rock, RiP, ...). Den Punkt, das Wacken für jüngere zu teuer sei, würde ich nicht sagen. RaR, RiP sind eigentlich gleich teuer bzw. Wenn man die selben Standards wie Wacken will (z.b. Zelten am Auto) sogar teurer. Alle Großfestivals an der Größe 75,000+ sind eigentlich gleich teuer. Die elektronischen Festivals wie Parookaville oder Tomorrowland sind auch teurer. Laut der Logik sollten da ja fast keine Jungen Leute sein, da die sich ja sowas nicht leisten können. Ein Urlaub z.b. Griechenland oder Spanien dürfte mit Flug, Hostel und Essen sogar teurer sein als Wacken. Wer wirklich die Spanne zwischen z.b. Summer Breeze und Wacken oder RaR und WOA nicht bezahlen kann der sollte vielleicht nachdenken ob so große Festivals vielleicht generell ein Problem sind.
Thema Lineup: ich mache mir wenig aus Bands, die viel älter sind als ich. Also z.b. Maiden, GnR, Priest, Metallica weil ich nicht mit denen groß geworden bin. Ich finde generell Powermetal und Symphonic Metal gut, aber auch Melo Death. Also Bands wie Nightwish, Powerwolf, Sabaton, Arch Enemy, Amon Amarth, In Flames, Epica aber auch Future Palace, Enemy Inside, Delain, Vision of Atlantis, Beyond The Black, Within Temptation, usw.
Ich gehe auf Festivals weil ich genau die Bands sehen will, die ich mag. Ich habe auch ein Ticket für Wacken 26. Auch wenn ich Powerwolf schon 7 mal gesehen habe und nächstes Jahr im März das 8. Mal sehen werde, freue ich mich in Wacken sie zum 9. Mal zu sehen, weil ich weiß, dass ich eine gute Zeit haben werde. Genau so ist es mit In Flames. Ja ich habe sie dieses Jahr schon auf dem Graspop gesehen und letztes Jahr auf Tour. Und ich freue mich trotzdem das sie in Wacken sind. Ich will viel lieber meine Lieblingsbands sehen als Bands die ich nicht kenne. Neue Bands entdecke ich eher im kleinen Bereich, so z.b. Blackbriar beim Breeze 23. Ich habe für nächstes Jahr das Ticket vor Ort gekauft, also ohne zu wissen, was für Bands kommen. Warum? Weil ich genau weiß, dass ich in Wacken genug finde, was ich gut finde. Ich habe eine Faustregel. Wenn ich 10 Bands richtig gut finde lohnt es sich ein Ticket zu kaufen. Für mich ist die erste Welle in Wacken schon echt gut. Powerwolf ist mein absolutes Highlight. Mit In Flames, Future Palace, Orbit Culture, Faun und Kupfergold habe ich bereits 6 gute Bands die ich sehen will. Diese Anzahl habe ich bei anderen Festivals wie RaR nicht. Deshalb ist für meinen Musikgeschmack Wacken ein sehr gutes Festival. Die großen alten Bands sind da eher Beifang. Ich würde mir nie ein Ticket für z.b. Maiden oder Scorpians kaufen, bin aber froh, dass ich Maiden, Slipknot, Priest, GnR, Korn etc. In Wacken sehen konnte.
Warum vielleicht Festivals wie RaR mehr von jüngeren Leuten besucht werden. Vielleicht weil einfach dort viele Musikgenres bedient werden. Ich bin in meiner Freundesgruppe der einzige wirkliche Metalfan, also der Bandshirts trägt und zu reinen Metalfestivals geht. Viele gehen zum Southside oder RaR weil man dort mit einer Gruppe hingehen kann bei der für alle was dabei ist. Wer nur 1 Festival im Jahr sich leisten kann und nicht allein wohin will, der wird vielleicht dort glücklicher als in Wacken.
Mein Fazit: Der Preisaspekt ist für mich kein Argument, warum Wacken für jüngere vielleicht uninteressant ist. Das Lineup schon eher. Das Bands wie Electric Callboy oder Bring me The Horizon groß was ändern würden bezweifle ich. Vielleicht gibt es heute mit Rap, Pop, Techno etc. Einfach viel mehr Diversifizierung in der Musik. Zudem schlägt der demografische Wandel härter zu als so mancher glaubt