Nach 3 Jahren Wacken (15,16,17) haben wir uns dieses Jahr entschieden, zum Graspop zu fahren. Ausschlaggebend war in erster Linie das Line Up. Zunächst will ich kurz beide Festivals vergleichen.
Das Graspop ist ebenfalls ein reines Metal Festival, jedoch mMn hochkarätiger besetzt, nicht nur in der Spitze sondern auch in der Breite. Vorteil Graspop.
Die Anreise. Auf dem Wacken parkst du den Wagen, baust dein Camp daneben auf und kannst im Prinzip mitbringen, was du willst. Beim Graspop wirst du einem Parkplatz zugewiesen und musst dann mit Sack und Pack ungelogen 2,5 km zum Campground laufen, zwischendurch einchecken wobei dein ganzer Kram gefilzt wird und aufbauen. Dabei weisen die Ordner sehr eindringlich darauf hin, dass die Zelte so eng wie møglich aneinander stehen. Grills sind nicht erlaubt, nur Gaskocher. Vorteil Wacken.
Daraus ergeben sich jedoch auch Vorteile. Der Campground beim Graspop ist 4 höchstens 5 Fussballfelder groß. Man ist innerhalb von 20Min an jedem Punkt, während man auf dem Wacken einen sehr beschwerlichen Marsch hinlegen muss, je nach Wetter oder Lage. Gerade Leute, die erst Mittwochs oder Donnerstags anreisen können davon ein Lied singen. Vorteil Graspop.
Die Versorgung. Wenn man sich auf dem Graspop selbst versorgt, muss man wissen, dass man den Kram auch weit schleppen muss. Denn die Preise auf dem Gelände sind enorm. Frikandel mit Pommes speziaal macht 9 Euro. Bier ist mit 3 Euro für den 0.25 Becher ebenfalls nicht günstig. Zum Glück kann man zwischen den Bands kurz auf den Campground und nachlegen. Auf dem Wacken ist es günstiger und vielfältiger. Vorteil Wacken.
Atmosphäre. Im Prinzip will ich coole Bands sehen oder auf den kleineren Bühnen was sehen, was ich noch nicht kenne. Das tun sich beide Festivals nichts. Dennoch: Ich war schon auf vielen Festivals, aber die Atmosphäre beim Wacken ist einzigartig. Das fängt an mit dem ganzen Brimborium im Infield wie dem brennenden Kuhschädel, der Wastelandstage (die ich liebe) oder den netten Einheimischen, die frische Fischbrötchen verkaufen. Ihr wisst, was ich meine. Wacken ist dahingehend absolut top. Beim Graspop ist das anders. Hier und da gibt es ein paar kunstvoll dekorierte Stände oder Stages, einen AutoScooter und ein Riesenrad. Braucht man nicht unbedingt,aber es ist ganz witzig. Vorteil Wacken.
Die Leute. Metalheads aller Länder vereinigt euch! International sind beide Festivals. Da das Graspop in Belgien nahe Eindhoven und nur ne halbe Stunde von Deutschland entfernt liegt, ist das Publikum natürlich sehr gemischt. Das Wacken zieht natürlich auch viele Leute aus Skandinavien. Beides ist ungefähr vergleichbar. Trotzdem habe ich mit Mitte Ende Anfang 30 immer das Gefühl, das Wacken eher was für Altherren ist, während das Graspop deutlich jüngere Gäste anzieht. Das sieht man auch an der Auswahl der Bands. Ich weiß nicht wie oft mich auf dem Wacken darüber unterhalten habe, wie und warum im jeweiligen Jahr zu viele Metalcorebands im Line Up sind, während beim Graspop ganz selbstverständlich NuMetal Bands auch Headliner sind. Vorteil Graspop.
Sanitäre Anlagen. Auf dem Graspop sind die Anlagen besser, dafür sperlicher vorhanden, als auf dem Wacken. Gleichstand.
Security. Eigentlich ziemlich gleich. Das witzige auf dem Graspop sind jedoch die Metaldetektoren beim Einlass zum Infield. Bei wem es piept, der wird abgetastet. Und es piet bei jedem. Also genauso wie auf dem Wacken, nur mit Detektor. Was ein Quatsch. Gleichstand.
Nun, diese Eindrücke sind natürlich höchst subjektiv. Letztendlich will ich ne gute Zeit haben und möglichst geile Bands sehen. Das Line Up vom Wacken 17 und 18 hat allerdings den Ausschlag dazu gegeben, das wir dieses Jahr nach Belgien gefahren sind. Was bringt dir das schönste Festival, wenn dir keiner der Headliner zusagt und du einige der Beschwerlichen anderer Festivals ausgleichen kannst? Ich liebe das Wacken, aber ein Festival mit dem Anspruch muss auch ein Line Up bieten, das es verdient. Nächstes Jahr werden wir das Hellfest testen.