17.05.24 - AC/DC in Gelsenkirchen
oder: Wenig erwartet, viel bekommen
Die Sache mit diesen großen Bands auf der Liste, die man nur aufgrund des Namens noch unbedingt mal mitnehmen will... eigentlich will ich davon weg und nur noch Sachen sehen, auf die ich wirklich Bock habe. Aber hier habe ich doch noch mal ne Ausnahme gemacht. Eine der wenigen großen Legenden, die ich noch nicht live gesehen habe auf Tour in Deutschland? Irgendwie war dann doch recht klar: Das musste mitgenommen werden. Ja wirklich, ich hatte AC/DC vorher noch nicht live gesehen. Die Band war nie so wirklich 100% meins. Klar, die Hits kannte ich alle und hab die immer abgefeiert als Heranwachsender. Aber mehr auch nicht. Die letzte Gelegenheit mit Axl Rose hatte ich absichtlich verstreichen lassen. Wenn, dann wollte ich doch wenigstens den Sänger dabeihaben, den ich von der Band kannte. Konnte ja nicht ahnen, dass es dann sogar ganz auf der Kippe stehen würde mit einer weiteren Tour... Aber hat ja dann doch noch geklappt.
Die Location mit der Veltins-Arena ist ja auch so ne Sache. Bekannt schlechte Anreise mit dem Auto, zumal am Freitag des Pfingst-Wochenendes. Bekannt schlechter Sound. Und da war doch noch was mit dem Bezahlen von Getränken... dass man so ne Band nur in nem Stadion zu "sehen" bekommt, naja, ist halt so. Hab mich dann also so früh wie möglich von der Arbeit verabschiedet, um dem Mega-Stau rund um Köln zu entgehen und die Zeit bei Familie im Pott überbrückt. Hat alles wunderbar geklappt, so langsam hatte ich Bock aufs Konzert, und die letzten 30 km waren dann später auch kein Problem. Bis es dann am Stadion Richtung Parkplatz ging. Aber naja, man hatte sich ja mental darauf vorbereitet. Irgendwann kurz nach 19:00 lief ich dann Richtung Arena und hörte, dass die Vorband schon begonnen hatte. Da hatte es unterschiedliche Infos zum Beginn gegeben, kennt man ja leider inzwischen zur Genüge. Auf dem Ticket stand 19:30, irgendwo im Netz hatte ich tief in den Niederungen irgendeiner Veranstalter-Seite aber auch was von 19:00 gelesen. Die Vorband interessierte mich eh nicht, daher wars egal.
Da der Einlass erfreulich schnell erledigt war, konnte ich dann doch noch ne gute halbe Stunde von The Pretty Reckless mitnehmen. Für meinen Geschmack ziemlich belangloser moderner Hardrock mit ner zwar okayen Stimme, aber ohne Ohrwurmcharakter. Nett, tut nicht weh, na gut. Bier holen. Ach, da war ja was: Man braucht in der Arena jetzt nicht mehr diese bescheuerte Knappen-Karte, EC-Zahlung geht auch. Kurz noch ein paar Kollegen getroffen, gegen 20:15 dann wieder Platz genommen und mit den Nachbarn gequatscht. Kurz vor 20:30 war es dann soweit.
Tour-Auftakt, absolute Legenden, jetzt gehts los. Gänsehaut.
Obwohl es ja wie gesagt nicht ganz mein Geschmack ist, obwohl Stadion, obwohl die maßgeblichen Herren ja ein stattliches Alter erreicht haben, obwohl ich nicht erwartet hatte, dass die Band mich catchen würde... war ich sofort mittendrin. Geil. Die Setlist kann ja jeder selber googeln, der es möchte. Für mich war alles mit dabei. Ging gut los, ging gut weiter, ging stark zuende. Für mich als Gelegenheits-Hörer gab es in der Mitte des Konzerts ein paar Längen, aber auch das war ja erwartbar. Die Band hat amtlich abgeliefert, die Jungs haben ordentlich Gas gegeben.
Angus hats immer noch drauf. Ja, seine Solo-Parts. Geschmacksache. Aber wer kann, der darf auch.
Brian Johnson hat mich stimmlich überrascht. Er tut sich in den ganz hohen Passagen merklich schwer, aber trotzdem wars viel besser als erwartet.
Die anderen Drei haben sich vornehm zurückgehalten und den beiden Rampensäuen das Feld überlassen. Fand ich irgendwie auch angemessen.
Während Bassist und Schlagzeuger ja für die Tour dazugekommen sind, gehört Stevie Young gefühlt schon fest dazu. Auch, wenn er sich im Hintergrund hält.
Chris Chaney hat seinen Part souverän runtergespielt und ein paar Backing-Vocals eingestreut.
Matt Laug hats auch gut gemacht, wirkte aber irgendwie gelangweilt zwischendurch. Aber ist vielleicht auch nachvollziehbar, wenn man gefühlt immer das Gleiche spielen muss
(sorry, den konnte ich mir nicht verkneifen)
Soweit wars also ne gelungene Veranstaltung. Aber... der Sound. Bei mir ging es einigermaßen, auch wenn die Gitarre von Stevie deutlich zu laut abgemischt schien. Aber meine Kollegen mussten sich zwischendurch umsetzen, um überhaupt was zu erkennen. Und es gab wohl Einige, die sich massiv beschwert haben anschließend. Also alle Dienstags-Fahrer: Erwartet da mal nicht zu viel.
Trotzdem hab ich mich beim Rausgehen bei dem Gedanken erwischt, dass ich sogar Bock hätte, mir die Dienstag nochmal anzusehen. So, wie die Tickets in der Bucht mittlerweile verramscht werden, wäre das sogar vertretbar. Aber nein, mach ich nicht. Erstaunlicherweise war ich nach dem Konzert nach 5 Minuten vom Parkplatz runter. Geht doch.
So, und was mache ich jetzt mit den anderen Legenden, die noch auf meiner ewigen Must-See-Liste stehen? Das ist einfach: Da steht nur noch eine. Und wenn sich die Gelegenheit ergibt, nehme ich sie mit. Steven Tyler singt ja immerhin schon wieder.
Äh... und dann erweitere ich die Liste einfach noch um die Stones, The Who, Bob Dylan,
Paul McCartney,
Genesis...