Sooo, ich war grad auf einer zweistündigen Reise in meine Jugend - bei Knorkator. Höre die schon länger nicht mehr, aber an meinem diessjährigen Geburtstag hielten ein Freund und ich es um 4 Uhr nachts für ne gute Idee, Tickets zu kaufen
So fand ich mich also am späten Nachmittag in Köln wieder, es gab Schreckenskammer Kölsch, Burger und ab ging’s Richtung Ehrenfeld in die Live Music Hall. Dort erwartete uns die seltsamste „Vorband“, die ich bisher erleben durfte. Übern Beamer durfte man Stumpen, Buzz Dee, Evil Jared
und ner anderen Gestalt bei ner Show zugucken, die irgendwo zwischen „Wetten dass … „ und ner Kochshow einzuordnen war. Ab und an wurden Songs akustisch zu Gute gegeben. Einfach seltsam, nicht lustig und vollkommen unnötig.
Dann ging’s pünktlich los mit den Knorkatoren. Die letzten 3-4 Alben kenne ich ja bestenfalls sporadisch. Entsprechend gab‘s viele unbekannte Songs. Was mir aber gleich mal auffiel, war, dass da absolute Professionalität vor und hinter der Bühne am Werk war. Sound, Licht, Performance, alles ging Hand in Hand ohne dabei steril zu wirken. Es gab erwartbar viel Publikumsinteraktion, manchmal sehr lustig, manchmal weniger. Ich habe gemerkt, dass ich inzwischen recht sensibel bei politischer Unkorrektheit bin und hier und da getriggert wurde. Darüber hinaus waren Knorkator überraschend deutlich in ihrer politischen Grundaussage, die ich teile. Gerade den neuen Song „Ihr habt gewonnen“ fand ich ein starkes Statement.
Bei dem Song bekam Stumpen Gesangsunterstützung von ner Sängerin, die schon das ganze Konzert über im Background präsent war, die er dann als seine Tochter vorstellte. Auch Alf Ators Sohn war dabei und durfte ein sehr Death-Metal-lastiges „Böse“ zum Besten geben. Stumpens Tochter hat im
Folgenden häufig den väterlichen Falsettgesang übernommen. Leider kam es dabei auch zu übergriffigem Verhalten der Crowd. Die selten dämlichen „Ausziehen“-Rufe konterte Stumpen noch gelassen mit: „Nein, sie wird nicht aus Berlin ausziehen.“ Als sie anderer Stelle ne Bierdusche abbekam, triggerte seine Vaterrolle und er forderte, das A*Loch aus der Halle zu entfernen (wofür er sehr viel Zustimmung aus dem Publikum erhielt) oder andernfalls das Konzert abzubrechen. Der Idiot zog natürlich den Schwanz ein und letztlich musste Alf Ator eingreifen und die Situation glätten.
Schade, dass sowas passiert… danach ging’s weiter und die Laune besserte sich bei „Alter Mann“ auch wieder schlagartig. Zum Schluss gabs nochmal „Weg nach unten“, ebenfalls gesungen von Stumpens Spross, ein „Ding inne Schnauze“-Duett von ihr und Alf, ein super starkes „Eigentum“, worüber ich mich sehr freute und natürlich „Wir werden alle sterben“.
War lustig, Band war gut aufgelegt, klasse Leistung von allen Beteiligten und ohne die 2, 3 Dullköppe im Publikum und Stumpens grenzwertigen Humor und manchmal unangenehmes Geltungsbedürfnis gab es auch wenig zu meckern. Ich muss aber auch sagen, dass es meinen Musikgeschmack nicht mehr wirklich trifft. Trotzdem war es schön, das mal live gesehen zu haben.
Zum Schluss nochmal ein Lob an die LMH. Da gibts ja mittlerweile ein ordentliches Getränkeangebot und (für die Hallengröße und Zeit) auch faire Preise: 0,33 Schreckenskammer für 3,50 €. Das hab ich deutlich schlechter in Erinnerung. Wer da zum Sion für 5,40 € greift, ist selbst schuld
Deko/Beleuchtung und Sound waren auch sehr ansprechend!