Das (With) Full Force ist ein Festival, auf das ich es in all den Jahren irgendwie noch nie geschafft habe. Dabei hab ich in seligen Hard Union-Zeiten (kennt die noch jemand?) sogar schonmal ein Kombiticket besessen. Der Zeitraum Mai-Anfang Juli ist bei mir verpflichtungsmäßig einfach immer eine Katastrophe, da passt kein Festival zwischen. Aber ich habs mal wieder gebraucht. War ja auch eh zu warm für alles andere. Also dachte ich mir ganz spontan all in! Musste nur halt noch bis Fr Mittag arbeiten, und Mo auch wieder vorzeigbar zurück sein. Also die komprimierte Festival-Erfahrung.
Verkehr am Fr Nachmittag war dann gleich richtig schrecklich, so kam ich ziemlich fertig gegen 18 Uhr in Ferropolis an. Da hilft nur Rum und gute Gesellschaft! Bis wir dann zum Infield kamen, war eh schon wieder alles eskaliert. Kam man auch nur mit dem Bus hin, oder einem ewig langen Fußmarsch, den man schlimmer nichtmal von den hintersten Wacken-Campgrounds hat. Geografisch in Ferropolis nicht anders möglich, klar, aber trotzdem suboptimal. Nimmt irgendwie sämtliche Vorteile des relativ kleinen Festivals weg und macht einen schnellen Wechsel zwischen Campground und Infield praktisch unmöglich. So haben wir dann jeden Tag auch nur einen Trip zum Infield gemacht.
Am Fr warteten dann nach den letzten Tönen von Sick of it All erstmal Behemoth auf uns. Gewohnt stark, gewohnt professionell. Dann gings unter dem Schaufelbagger durch über den Spielplatz zur Strandbühne (mit Sand vor der Bühne - das Gelände ist wirklich was besonderes, muss man mal gesehen haben!). Dort spielten Cannibal Corpse, hab ich mir dann aber vom See aus angeschaut. Cannibal Corpse reichen halt auch von weitem. Als nächstes folgten Parkway Drive, auf die ich nach all den Lobeshymnen sehr gespannt war. Die letzen beiden Alben gefallen mir ja auch sehr. Und das war wirklich eine saugeile Headliner-Show, mit allem drum und dran. Respekt! Das Publikum hatte auch richtig Bock, also Abendsport! Der Asphaltboden vor der Hauptbühne ist aber schon ein Risiko, grad mit den kurzen Sommersachen. Hat einige Schürfwunden hinterlassen. Aber auf unserer Flagge steht ja auch nix von Kindergarten. Danach war ich kurz im Wald beim Moviefield, wo auf der Leinwand gerade Euronymus erschossen wurde. Atmosphäre! Zum Stillsitzen war aber meine Hose zu nass, deshalb bin ich mit nem Drink zum Spielplatz, wo ich ne Stripperin und ihren schwer kiffenden Mann kennen gelernt habe. Die waren mir irgendwie sympathisch, also bin ich mit ihnen ab zum Zelt zur Knüppelnacht, wo grad Carach Angren spielten. Die mag ich auf Platte gar nicht, aber live war das schon unterhaltsam. Hätte ich nicht gedacht. Danach waren Ultha ein echtes Brett, hab ich aber nur halb geschaut, denn es ging auf 3 Uhr zu und ich war echt durch von dem Tag. Auch dem Campground hab ich dann erstmal bemerkt, dass ich mir vorhin ganz rumbeschwingt nur äußerst grob gemerkt habe, wo unser Camp ist. Der alte school boy error... Hab glaub ich ne Stunde gebraucht, um es zu finden. Dort war dann auch nichts mehr los (insgesamt überhaupt war auf den Campground sehr wenig Feierlaune, zumindest des nachts!), also ab ins Bett.
Entsprechend musste der nächste Tag zählen, denn Sonntag musste ich ja schon wieder zurück. Sah mein Camp auch so. Also Frühstart. Irgendwann sind wir dann zum See, denn es war heiß. Mit Getränken, Badeinsel, wasserfesten Speaker, was man so braucht. Mit so ner umgehängten Badeinsel (war mehr wie ein riesiger Schwimmreifen) kann man wunderbar spontan in nichtsahnende Passanten rennen und dabei "Autoscooter!" schreien. Am lustigsten fanden es die Secus. Überhaupt habe ich auf dem ganzen Festival eigentlich nur sympathische Leute getroffen, alle mit viel Humor und guter Stimmung. Vor allem keinerlei Nazis, Deutschrocker oder anderes Gesindel. Hatte ich viel schlimmer befürchtet. Publikum war halt eher jung und viel aus der -core-Richtung (Fleischtunnel waren glaube ich Pflicht!), aber war kein Problem. Der See hat richtig Spaß gemacht und dem ganzen einen deutlichen Metaldays-Charm gegeben. Das Metaldays vor der Haustür quasi. Der Vorteil daran, im tiefsten Osten zu sein, ist allerdings die recht weit verbreitete Freikörperkultur. Ich beschwer mich nicht... Auf dem Rückweg zum Camp haben uns dann noch so'n paar Leute in den Dachpool auf ihrem Van eingeladen. Luxus! Hatten aber glaube ich nicht damit gerechnet, dass ich die Badeinsel mit in den Pool bringe. Nach kurzem Abstecher zum Camp und langen Marsch zum Infield, den wir uns mit lustigem Gepöbel vertrieben haben, waren wir dann genau rechtzeitig zu Knorkator vor der Bühne. Die haben dann den Gig des Festivals geliefert! Was eine Setlist! Was ein Abriss! Und dann auch noch Rummelsnuff als Gast! Der ist schon eine skurile Gestalt... Dann kam mein epic fail des Festival: Die eine Band, wegen der ich eigentlich gekommen war, war Zeal & Ardor. Haben bei mir erst dieses Jahr so richtig gezündet, entsprechend bisher nie gesehen. Und ich lauf besoffen zur falschen Bühne, warte brav, und merk meinen Fehler erst, als der Gig schon vorbei war. Scheißendreck! Also weiter zu Arch Enemy. Die haben schon mal wieder ordentlich Show aufgefahren, aber meine Lieblingsband wird das wohl nicht mehr. Grundlegend die musikalische Richtung mag ich ja schon, aber irgendwie haben die so eine bestimmte Stimmung in ihren Songs, die mich eher abstößt. Also auch nur von hinten und im sitzen geschaut. Danach sind wir noch kurz zu Kadavar, war ich aber auch nicht in der richtigens Stimmung für. Also lieber zurück zum Campground, wo mein Kümpel und ich dann mit Rum-Herrenhandtasche und Kandelaber eine Runde gemacht und dabei so etwa ein gutes Dutzend Camps überfordert haben. Vor allem war ich erstaunt, wie viele nette Bekanntschaften man machen kann, wenn man Fremden einfach nur beherzt "Ding inne Schnauze! Ding inne Fresse! Du altes Schwein!" ins Gesicht schreit, gerne auch gefolgt von einem lindemann'schen "Es geht mir nicht gut!" Ich liebe die Szene einfach!
Der Sonntag startete dann mit viel zu wenig Schlaf, notwendiger Nüchternheit (musste ja irgendwann den Tag noch fahren) und viel zu viel Hitze. Entsprechend ging eigentlich ab Mittag nur noch der Badesee, wo auch gut Stimmung war. Von dort sind wir direkt zur Bühne, um uns Gutalax am Strand anzuschauen. Haben ordentlich Party gemacht, aber ich fands zum Bewegen dann doch zu heiß. Haben hitzebedingt dann auch das weitere Bandpogramm geskipt und sind mit kurzem Abstecher ins Wasser zurück zum Camp, wo ich dann irgendwann gepackt und die Biege gemacht habe.
Alles in allem war es glaube ich die perfekte Nutzung der kurzen Zeit, gespickt mit einigen unnötigen Eskalationen, von daher bereue ich nichts. Dass ich nochmal aufs Force fahre, bezweifel ich aber eher. Die Leute haben mich zwar positiv überrascht und das Gelände sollte man mal erlebt haben, die musikalische Ausrichtung ist aber für mich insgesamt eher nichts und die langen Wege waren echt nervig. Eine Erfahrung war es aber auf jeden Fall!