Forgotten in his reich of shadows, banned forever, one thought...
Als ich so dreizehn, vierzehn war, hab ich ja angefangen, Metal zu hören, die Gardinen, die blinden, vor allem. Weil mir deren Power Metal so gefiel, hab ich mehr Power Metal gehört. Und da ging natürlich kein Weg an Helloween vorbei. Insbesondere die Keepers habens mir damals angetan, schnell, melodisch, metallisch und ein junger Gott namens Michael Kiske am Mikrophon. Eagle Fly Free ist halt auch einfach DER ultimative Power-Metal-Song. Die Deris-Sachen gefielen mir natürlich auch, aber die Keeper I + II waren die heiligen Grale (auch wenn ich mittlerweile natürlich weiß, dass Walls + EP viel geiler sind
). Aber ich hatte mich ja informiert. Herr Hansen und Herr Weikath konnten sich nicht leiden und Herr Kiske wandte dem Metal den Rücken zu, um mit den Narwalen schwimmen zu gehen. Aber irgendwie gab ich die Hoffnung nie auf, doch mal diese Besetzung zusammen auf einer Bühne zu sehen. 2016 war es dann so weit, die Tour wurde angekündigt, da brat mir einer doch nen Storch, ist das geil! Stuttgart hab ich dann sogleich verpennt, super, aber es sollte ja noch ein Konzert in Bamberg, ein Jahr später stattfinden. Ein Wunsch, den ich fast mein halbes Leben hegte, sollte wahr werden.
Meet the others at the store, knock on other people's doors, trick or treat they have the choice...
Heute war es also soweit, der große Tag! Weil mein Vadder ein sehr netter Mann ist, bot er an zu fahren, weil ich mich ja schon so lange auf dieses Konzert freute. Um 16:45 waren wir da, Vadder ist gleich wieder heim. Ja, jetzt war ich da. Vor verschlossener Tür. Der Chinese hatte auch zu. Der Currywurstmann hatte auch zu. Aber glücklicherweise gab es einen Grillstand, wo ich mich mit Bier und Bratwurst eindecken konnte und mit den anderen Bekloppten fast zwei Stunden auf den Einlass wartete. Während wir da so standen trudelte auch so allmählich das Personal der Halle ein. Um 18:30 öffnete sich das Flatterband und die ganz Bekloppten legten einen Sprint gen Innenraum hin, um die besten Plätze zu ergattern. Ich war da etwas gemütlicher, hab meine Jacke abgegeben, war am Klo und hab mir mal zwei Bier geholt, ich hab ja schließlich zwei Hände, ne? Mit meinem Flüssigproviant bin ich dann in den Innenraum, mittlerweile ohne Hoffnung, einen bühnennahen Platz zu bekommen. Ha, von wegen! Die Usain Bolts sind irgendwie alle nach links und rechts von diesem Laufsteg gerannt, sodass direkt mittig vor der Bühne in der zweiten Reihe noch Platz war. Fein! Da wollte ich bleiben!
Some make up themselves attractive...
Die nächsten anderthalb Stunden passierre eigentlich nix Spannendes, außer dass eine Dame plötzlich ein Schminkset aus der Tasche kramte und sich erstmal ne halbe Stunde zurechtmachte. Sachen gibts...
Aaaaaah! It's Halloween tonight!
Punkt 20 Uhr gingen dann endlich die Lichter aus, es ertönte das Intro und die Stimmung --- war beschissen. Mit Robbie Williams reißt man als Intro nix. Schaut zu Vanderbuyst, schaut zu Deserted Fear, die wissen, wie man mir einem genrefremden Intro das Publikum abholt! Aber egal. Ab dem ersten Ton von Halloween gingen alle steil. So steil, dass die Leute erst lauter als die Band waren. Besser kann man ein Set kaum eröffnen. Die dreizehn Minuten vergingen wie im Flug, nachdem Dr. Stein gleich hinterhergefeuert wurde, konnten Stimmung und Lautstärke aufrechterhalten werden, top! Auch die Videoleinwand im Hintergrund wurde sinnvoll genutzt, das hat mir gefallen.
Tonight we go to see the Heavy Metal Hamsters, it must feel nice to be a Heavy Metal Hamster, nothing sets you free like our Heavy Metal Hamsters...
Für den albernen Part des Abends waren die Mainzelkürbisköppe Seth und Doc zuständig, die in kurzen Einspielern mehr oder weniger sinnvoll die folgenden Songs ankündigten. Nettes Gimmick, aber schon arg albern, muss nicht sein. Aber es folgte mit I'm Alive der drittbeste Song der Keeper I, und das mit den Gottvocals von Kiske! Ein Traum! Auch die darauffolgende Derisnummer If I Could Fly war ganz groß, der Deris kann schon was, es müssen halt die richtigen Songs sein. Warum man allerdings die Krücke Are You Metal? spielen musste, bleibt mir ein Rätsel. Aber March of Time und Perfect Gentleman rissen es wieder rum. Geil geil geil!
Much too long I've been a prisoner here, the hour has come to break out!
Auf den Hansenpart war ich ja besonders gespannt. Der sollte zwar mit einem Medley aus Starlight/Ride the Sky/Judas und Heavy Metal is the Law nicht allzu lange ausfallen, war aber umso intensiver. Klar, Herr Hansen ist stummlich total am Arsch. Aber egal. Der beste Speed Metal aller Zeiten wurde uns da um die Ohren gepfeffert, verdammte Scheiße! Geil^int.MaxValue. A Tale that Wasn't Right und Pumpkins United danach ware auch ganz cool, konnten aber mit dem Abriss zuvor nicht mithalten.
But if one day you'd just be gone, I wouldn't know how to ever get by...
Drumsoli sind üblicherweise neben Mitsingspielchen das Überflüssigste, was man auf nem Konzert machen kann. Nicht so hier. Nachdem Dani Löble ein kurzes Solo zum Besten gab, verließ er die Bühne und über die Leinwnad lief ein Video von Ingo Schwichtenberg. In dessen Solo stimmte dann Dani ein. Ja, in dem Moment war ich doch ein wenig gerührt. Das haben sie echt toll gemacht. Das Video und das nachfolgende “Duett“ ernteten auch frenetischen Applaus. Schön.
Head on, head on steady...
Mit Living Ain't No Crime, A Little Time, Waiting for the Thunder, Sole Survivor und Power gab es dann gutbürgerliche Kürbiskost, ziemlich cool, aber nicht allzu weltbewegend. Mit How Many Tears hat man aber dann das Hauptset einfach abgerissen. Bumm. Da wars kaputt. Einfach so.
Still we go, on the metal highway, still we go...
Aber Helloween wären ja nich Helloween, wenn sie ihre größten Hits, inklusive des ultimativen Power Meddls, nicht spielen würden. Zwei Zugabenblocks à zwei Songs, einmal Eagle Fly Free (*niederknie*) und Keeper of the Seven Keys (in voller Länge *mehrkniezumniederknienbrauch*) und einmal die unvermeidlichen Future World und I Want Out, letzteres mit ulkigen Ballons. Dann gingen die Lichter an. Sehr geiles Konzert. Vor allem wirkte die Band so harmonisch, als hätten sie die letzten dreißig Jahre nix Anderes gemacht. Das passt einfach und wenn sie nicht blöd sind, schlagen sie noch so lange es geht Kapital aus der Besetzung. Ich werds kaufen. Und auch hingehen. Gabz stark.
So they push me then from side to side...
Unerfreuliches gab es allerdings auch, der Rant ist im Denkfred nachzulesen. Ich frage mich aber wirklich, ob man mit etwa Anfang 40 nicht etwas mehr Selbstkontrolle haben sollte. Und selbst wenn man sich total abschießt, man kann immer noch einen gewissen Restanstand wahren und sollte auch nicht auf alles, was nicht bei drei aufm Baum ist, losprügeln. Garderobe war dann der Abschuss. Sowa hab ich noch nie erlebt. Selbst die dümmste Alkoholleiche am Asi Assault hat es bisher noch geschafft, sich wie eine zivilisierte Bierleiche in die Reihe zur Jackenausgabe zu stellen. Das war aber einfach nur asoziales Gedränge. Wer das größte Arschloch war, hat zuerst die Jacke bekommen. Ganz, ganz peinlich, wie sich das Publikum hier benommen hat. Aber egal. Das Konzert war grandios und das ist, was zählt.
An earthquake, squirting fire, bursting ground. Satan's screaming and earth is swallowing him away...