KaeptnKorn
W:O:A Metalmaster
Helloween Hamburg Sporthalle 2018-12-22
Es begab sich zu der Zeit, da Peter Tschentscher Statthalter zu Hamburg war. Im Augustus zu Wacken ward beschlossen, dass alle Welt sich schätzen ließe. Dazu sollte jeder in seiner Geburtsstadt oder in der nächst größeren Metropolis, Helloween auf Tour anschauen. Die Tour von Helloween sollte in der Stadt enden, in der ihre Reise als Musiker auch begann.
Der Kaeptn samt Glaubensbrüdern und -schwestern waren selbstlos bereit, der Anordnung folge zu leisten. Ihnen allen ward eine Pause von der schnöden Erwerbsarbeit gegönnt. Wie alljährlich wurde die Erlösung von der Maloche mit einem Besuch auf dem Weihnachtsmarkt gefeiert. Um dem Tag zumindest den Anschein von gutbürgerlichem Anstand zu geben, ging es vorher ins Bucerius Kunstforum am Rathausmarkt. Und so begab es sich wie jedes Jahr, dass angeguckt wurde, was die Kuratoren kredenzten. Üblicherweise gab es Gemälde alter Meister zu schauen, doch dieses Jahr stellte man Fotos von Anton Corbin aus. Und so wurde der Tag mit Bildern von U2, Depeche Mode, Joy Division und Herbert Grönemeyer eingeläutet. Merkwürdige Fotos von den Stones und ein gar schreckliches Bild von Iggy Pop trieben den Kaeptn und seine Gefährten dann Richtung Alkohol. Zwei Glühwein wurden bei lauwarmem hamburger Weihnachtsregen konsumiert. Die Zeit ward knapp, denn das Spiel der himmlischen Heerscharen sollte früh beginnen. Um gewappnet für die Strapazen der Wallfahrt zu sein, legten die Gläubigen noch eine Pause im Gasthof Otto in Burger-und-Biertlehem ein.
Dort sollten auch die drei Weisen aus dem Umland zu ihnen stoßen. Zwei schafften es ohne große Müh. Der dritte und weiseste von ihnen, über lange Jahre gestählt im theoretischen Diskurs, war nur das geschützte Umfeld seines akademischen Klosters gewohnt. Das raue Leben in der Welt da draußen setzte ihm zuweilen zu. So bedurfte es mehrfacher Wegbeschreibungen, um ihn zur Stärkung zu geleiten. Vergebens waren alle Mühen, als er bemerkte, dass sein Ablassbrief noch daheim lag. Er kehrte um und holte ihn nach, denn an der Himmelspforte hätte ihn Petrusecurity sicherlich abgewiesen. Durch den Umweg würde er direkt zum Ziel reisen müssen, ohne Halt in Burger-und-Biertlehem.
Dort machten die Gläubigen sich nach erfolgter Stärkung zeitig auf in Richtung des Musik-Stalls in Alsterdorf. Der Stern, der ihnen den Weg dorthin zeigte, leuchtete mittlerweile mit der Kraft von vielfachen Bieren und Glühweinen.
Am Musik-Stall angekommen, zeigte sich, dass viele andere Gläubige auch der Weisung des Augustus gefolgt waren. Unter ihnen waren augenscheinlich auch andere Weise, denn viele Gläubige hatten Geschenke dabei. Der Wunschzettel schien auf dem Weg zu ihnen verloren gegangen zu sein, denn statt Weihrauch und Myrrhe hatten sie Tabak und Alkohol dabei. Und da die Hirten am Einlass die Mitnahme der Gaben in den Stall untersagten, wurde auf den Stufen vor dem Gebäude aufs brüder- und schwesterlichste geteilt. Einige der Weisen hatten sich schon derartig in geistige Höhen katapultiert, dass der irdische Gang schwerfiel und zum Teil nur zu zweit zu ertragen war.
Die Pilgergruppe um den Kaeptn zeigte am Tor, dass sie zwar die Ablassbriefe, aber keine Geschenke mit sich führten und wurden eingelassen. Nach Abgabe der Mäntel wurden schnell einige Krüge mit Bier gekauft. Zur Ernüchterung ... . Nein, seien wir ehrlich, eher zur Enttäuschung der Pilger, mussten diese feststellen, dass es nur Holsten gab. Als verlässliche Kirchenmusikgänger waren der Kaeptn und seine Freunde daran gewöhnt, dass zur Musik stets das Blut Christi gereicht wurde. Nun mussten sie wohl oder übel mit dem Urin Christi leben. Die Frage, ob das Bier Sünde sein könnte, erübrigte sich auch schnell. Alle waren der Meinung, dass Holsten von Gott kommen muss, denn der Teufel hat in der Regel bessere Lockangebote. Da aber auch die Selbstkasteiung ein Weg ins Himmelreich ist, fügten sich die Pilger in ihr Schicksal und leerten Krug um Krug für 10€ den Liter. Sie trösteten sich mit dem Gedanken, dass von dem vielen Geld in Rom eine prächtige Kathedrale erbaut werden würde.
Human hingegen erschienen die Preise für die Ordenskleidung von Helloween. 20€ bis 25€ für ein Tourshirt. Hätte man Summen wie Metallica oder Kiss verlangt, wären die Wucherer und Geldverleiher bestimmt aus dem Tempel vertrieben worden.
Nun ging es in den Hauptraum des Stalles. Eine Position mit guter Sicht auf die große Krippe wurde eingenommen. Nach und nach füllten sich die Reihen. Über die Menge hinweg wurden Grußgesten mit dem großen Theologen DocRock und dem Aicepostel Kubbi ausgetauscht. In der Zwischenzeit war auch der Dritte Weise aus dem Umland eingetroffen und konnte mit nur geringem Aufwand in den Selbstkasteiungsreigen integriert werden. Der Bruder des Kaeptns war mit einer separaten Pilgergruppe eingetroffen. Nach kurzer Begrüßung bezogen diese eine leicht zurückgesetzte Position. Dort machten sie die Bekanntschaft von vermutlich dem geistigen Führer aller Helloweenpilger. Dieser war auf ein derart hohes Niveau von geistiger Erleuchtung gelangt, dass die irdische Hülle nur noch durch Anlehnen stabilisiert werden konnte. Bei Beginn der Messe erwachte er aus seiner Trance, trat einige Schritte in Richtung der Krippe, warf sich vor lauter Frömmigkeit lang auf den bereits oder immer noch unreinen Boden, erbrach eine ansehnliche Spende für die Kollekte und wurde schließlich von Engeln des Sanitätsdienstes aufgehoben und davongetragen. Er ward nie wieder auf dem Erdenkreis gesehen.
Der Beginn der Messe zog sich hin. Wenigstens nur dreißig Minuten und nicht drei Tage wie bei der Auferstehung. Endlich ertönte das Orgelvorspiel. "Let me entertain you" von Robbie Williams. Hm. Man hatte etwas Sakraleres erhofft. Oder zumindest etwas Lauteres. Mittlerweile ist man dankbar, dass Manowar stets lauter als die Hölle spielen. Da wäre so etwas nicht passiert. Nach dem verhaltenen Praeludium ging es dann direkt mit "Helloween" ins Eingemachte. Es folgte Kantate auf Kantate. Da die Kurie nicht mehr die jüngste war, gab es immer mal wieder Einspieler auf der Videoleinwand. Das nahm ein wenig die Geschwindigkeit aus dem heiligen Geist, war aber zu ertragen angesichts der durchweg himmlischen Leistung der Darbietenden. Im Detail wären einige Anpassungen schön gewesen (besonders Ride the sky als volles Lied und nicht als Medleybruchstück, dafür z.B. Are you Metal raus). Die Zeit verging wie im Fluge und mit I want out setzte auch schon das Orgelnachspiel ein. Erfüllt vom heiligen Geist und mit dem Segen der Konfettikanonen im Rücken drängten die Massen beseelt in die Welt hinaus, um das Wunder des Kürbisses in den öffentlichen Nahverkehr zu tragen.
Es begab sich zu der Zeit, da Peter Tschentscher Statthalter zu Hamburg war. Im Augustus zu Wacken ward beschlossen, dass alle Welt sich schätzen ließe. Dazu sollte jeder in seiner Geburtsstadt oder in der nächst größeren Metropolis, Helloween auf Tour anschauen. Die Tour von Helloween sollte in der Stadt enden, in der ihre Reise als Musiker auch begann.
Der Kaeptn samt Glaubensbrüdern und -schwestern waren selbstlos bereit, der Anordnung folge zu leisten. Ihnen allen ward eine Pause von der schnöden Erwerbsarbeit gegönnt. Wie alljährlich wurde die Erlösung von der Maloche mit einem Besuch auf dem Weihnachtsmarkt gefeiert. Um dem Tag zumindest den Anschein von gutbürgerlichem Anstand zu geben, ging es vorher ins Bucerius Kunstforum am Rathausmarkt. Und so begab es sich wie jedes Jahr, dass angeguckt wurde, was die Kuratoren kredenzten. Üblicherweise gab es Gemälde alter Meister zu schauen, doch dieses Jahr stellte man Fotos von Anton Corbin aus. Und so wurde der Tag mit Bildern von U2, Depeche Mode, Joy Division und Herbert Grönemeyer eingeläutet. Merkwürdige Fotos von den Stones und ein gar schreckliches Bild von Iggy Pop trieben den Kaeptn und seine Gefährten dann Richtung Alkohol. Zwei Glühwein wurden bei lauwarmem hamburger Weihnachtsregen konsumiert. Die Zeit ward knapp, denn das Spiel der himmlischen Heerscharen sollte früh beginnen. Um gewappnet für die Strapazen der Wallfahrt zu sein, legten die Gläubigen noch eine Pause im Gasthof Otto in Burger-und-Biertlehem ein.
Dort sollten auch die drei Weisen aus dem Umland zu ihnen stoßen. Zwei schafften es ohne große Müh. Der dritte und weiseste von ihnen, über lange Jahre gestählt im theoretischen Diskurs, war nur das geschützte Umfeld seines akademischen Klosters gewohnt. Das raue Leben in der Welt da draußen setzte ihm zuweilen zu. So bedurfte es mehrfacher Wegbeschreibungen, um ihn zur Stärkung zu geleiten. Vergebens waren alle Mühen, als er bemerkte, dass sein Ablassbrief noch daheim lag. Er kehrte um und holte ihn nach, denn an der Himmelspforte hätte ihn Petrusecurity sicherlich abgewiesen. Durch den Umweg würde er direkt zum Ziel reisen müssen, ohne Halt in Burger-und-Biertlehem.
Dort machten die Gläubigen sich nach erfolgter Stärkung zeitig auf in Richtung des Musik-Stalls in Alsterdorf. Der Stern, der ihnen den Weg dorthin zeigte, leuchtete mittlerweile mit der Kraft von vielfachen Bieren und Glühweinen.
Am Musik-Stall angekommen, zeigte sich, dass viele andere Gläubige auch der Weisung des Augustus gefolgt waren. Unter ihnen waren augenscheinlich auch andere Weise, denn viele Gläubige hatten Geschenke dabei. Der Wunschzettel schien auf dem Weg zu ihnen verloren gegangen zu sein, denn statt Weihrauch und Myrrhe hatten sie Tabak und Alkohol dabei. Und da die Hirten am Einlass die Mitnahme der Gaben in den Stall untersagten, wurde auf den Stufen vor dem Gebäude aufs brüder- und schwesterlichste geteilt. Einige der Weisen hatten sich schon derartig in geistige Höhen katapultiert, dass der irdische Gang schwerfiel und zum Teil nur zu zweit zu ertragen war.
Die Pilgergruppe um den Kaeptn zeigte am Tor, dass sie zwar die Ablassbriefe, aber keine Geschenke mit sich führten und wurden eingelassen. Nach Abgabe der Mäntel wurden schnell einige Krüge mit Bier gekauft. Zur Ernüchterung ... . Nein, seien wir ehrlich, eher zur Enttäuschung der Pilger, mussten diese feststellen, dass es nur Holsten gab. Als verlässliche Kirchenmusikgänger waren der Kaeptn und seine Freunde daran gewöhnt, dass zur Musik stets das Blut Christi gereicht wurde. Nun mussten sie wohl oder übel mit dem Urin Christi leben. Die Frage, ob das Bier Sünde sein könnte, erübrigte sich auch schnell. Alle waren der Meinung, dass Holsten von Gott kommen muss, denn der Teufel hat in der Regel bessere Lockangebote. Da aber auch die Selbstkasteiung ein Weg ins Himmelreich ist, fügten sich die Pilger in ihr Schicksal und leerten Krug um Krug für 10€ den Liter. Sie trösteten sich mit dem Gedanken, dass von dem vielen Geld in Rom eine prächtige Kathedrale erbaut werden würde.
Human hingegen erschienen die Preise für die Ordenskleidung von Helloween. 20€ bis 25€ für ein Tourshirt. Hätte man Summen wie Metallica oder Kiss verlangt, wären die Wucherer und Geldverleiher bestimmt aus dem Tempel vertrieben worden.
Nun ging es in den Hauptraum des Stalles. Eine Position mit guter Sicht auf die große Krippe wurde eingenommen. Nach und nach füllten sich die Reihen. Über die Menge hinweg wurden Grußgesten mit dem großen Theologen DocRock und dem Aicepostel Kubbi ausgetauscht. In der Zwischenzeit war auch der Dritte Weise aus dem Umland eingetroffen und konnte mit nur geringem Aufwand in den Selbstkasteiungsreigen integriert werden. Der Bruder des Kaeptns war mit einer separaten Pilgergruppe eingetroffen. Nach kurzer Begrüßung bezogen diese eine leicht zurückgesetzte Position. Dort machten sie die Bekanntschaft von vermutlich dem geistigen Führer aller Helloweenpilger. Dieser war auf ein derart hohes Niveau von geistiger Erleuchtung gelangt, dass die irdische Hülle nur noch durch Anlehnen stabilisiert werden konnte. Bei Beginn der Messe erwachte er aus seiner Trance, trat einige Schritte in Richtung der Krippe, warf sich vor lauter Frömmigkeit lang auf den bereits oder immer noch unreinen Boden, erbrach eine ansehnliche Spende für die Kollekte und wurde schließlich von Engeln des Sanitätsdienstes aufgehoben und davongetragen. Er ward nie wieder auf dem Erdenkreis gesehen.
Der Beginn der Messe zog sich hin. Wenigstens nur dreißig Minuten und nicht drei Tage wie bei der Auferstehung. Endlich ertönte das Orgelvorspiel. "Let me entertain you" von Robbie Williams. Hm. Man hatte etwas Sakraleres erhofft. Oder zumindest etwas Lauteres. Mittlerweile ist man dankbar, dass Manowar stets lauter als die Hölle spielen. Da wäre so etwas nicht passiert. Nach dem verhaltenen Praeludium ging es dann direkt mit "Helloween" ins Eingemachte. Es folgte Kantate auf Kantate. Da die Kurie nicht mehr die jüngste war, gab es immer mal wieder Einspieler auf der Videoleinwand. Das nahm ein wenig die Geschwindigkeit aus dem heiligen Geist, war aber zu ertragen angesichts der durchweg himmlischen Leistung der Darbietenden. Im Detail wären einige Anpassungen schön gewesen (besonders Ride the sky als volles Lied und nicht als Medleybruchstück, dafür z.B. Are you Metal raus). Die Zeit verging wie im Fluge und mit I want out setzte auch schon das Orgelnachspiel ein. Erfüllt vom heiligen Geist und mit dem Segen der Konfettikanonen im Rücken drängten die Massen beseelt in die Welt hinaus, um das Wunder des Kürbisses in den öffentlichen Nahverkehr zu tragen.