Dass ich heute auf einem Konzert war, beruht auf einem großen Missverständnis... Also von vorn: Wie ja alle wissen, haben Riot V im Oktober 2018 Primal Fear komplett an die Wand gespielt. Und weil ich dabei in der ersten Reihe hart eskaliert bin, hat sich Don Van Stavern rotzevoll bei mir bedankt und mir gesteckt, dass sie auf der Eurotour 2020 von HammerFall den Support machen. Da war ich natürlich hibbelig und hab das meinen Eltern erzählt, dass ich da unbedingt hin muss, weil Riot V so eine grandiose Band sind! Aber es kommt ja immer alles anders, auf dem Plakat standen nicht Riot V, sonder Serious Black und Battle Beast. So ne Scheiße! Kein Grund mehr, hinzufahren, vor allem, weil die Sause 50 Tacken gekostet hat. Für HammerFall. Hundert Mark. Die sind doch blöd im Kopf! Nee, das war aus der Planung gestrichen. Es kommt Weihnachten 2019 und meine Eltern wussten noch, dass ich unbedingt zu HammerFall wollte. Den eigentlichen Grund, nämlich Riot V, haben sie vergessen, und weil ich ja schon sechsmal bei HammerFall war, freu ich mich doch sicher über das siebte Mal. Öh, ok. Aber sie haben sich Gedanken gemacht und mir was geschenkt, was ich ja per se gut finde, nur halt überteuert. Ok also am Valentinstag in die Stadt meiner großen Liebe, dem Bamberger Bier, gefahren. Einlass war flüssig, alles problemlos. Aber dann das Affentheater: Der Innenraum war abgetrennt, man musste sich ein extra Bändchen holen. Ein Glück hab ich die Karte in meine Hosentasche, sonst hätt ich meine Jacke wieder holen und wahrscheinlich nochmal 2€ bezahlen müssen
. Bändchen besorgt, Innenraum. Zu 2/3 abgehängt, vor die Bühne passen vielleicht 1000 Menschen, wenn sie es kuschelig mögen, die Tribüne, die offen war, vielleicht nochmal für 800-900. Warum man da so ne dicke Halle (die weder Motörhead noch Slayer noch Mötley Crüe vollbekommen haben!) buchen muss, versteh der Geier.
Nun aber Bands.
Serious Black. Wohl eher Serious Kack. Was ein Schrott. Kein Wunder, dass Thomen und Grapow gleich wieder ausgestiegen sind. Vollrotz. Generischer 08/15-Power-Metal. Dazu als Opener mit 30-Minuten-Set noch sinnlose Klatsch- und Singspiele aus der Mäusegruppe der KiTa Bottrop. Nee, das war nix.
Battle Beast, ja für viele das Grauen, die Alben, auf denen sie versucht haben, sowas wie Metal zu spielen, finde ich auch grausam. Aber Bringer of Pain mit seinem trashigen Italo-Disco-AOR find ich immer noch geil, so! Allerdings war die Scheibe wohl ein Glücksgriff, bildes Huhn und Korn und so, die aktuelle find ich wieder total scheiße. Live war das aber insgesamt Grütze. Irgendjemand kam auf die blöde Idee, die wesentlichen Instrumente der Band, nämlich Keyboard, entschuldige Keytar, und Laptop in den Hintergrund und die Gitarren in den Vordergrund zu mischen. Das macht man zwar normalerweise bei Metal so, aber in keinem mir bekannten Universum spielen Battle Beast Metal. In Verbindung mit den ulkigen Bewegungen der Sängerin mit Achim-Mentzel-Schlafzimmer-Gedächtnis-Geweih auffer Rübe war das dann eher Aerobic mit Sabaton. Grausig, vor allem, wenn man mal raushört, wie schwach, stümperhaft und einfallslos die Gitarren eigentlich sind. Außerdem hätte man auch einen dressierten Schimpansen an das Schlagzeug setzen können, der Drummer musste über die komplette 40-Minuten-Distanz genau eine Bewegung in der immer gleichen Geschwindigkeit ausführen.
Die letzten zwei Songs hat man mich übrigens erhört, das Synthiegenudel war dann klar dominierend und das Zeug wurde erträglicher.
Nachdem das Elend der Vorbands ein Ende hatte, endlich die beiden Highlights des Abends: Aus den Boxen ertönte Blood of My Enemies und hinter mir folgender Dialog: “Kommsd eigndlich mid zu Rammstein?“ “Nee, mei Kumbl hadd ka Kaddn für Rammstein grichd, dafür hadder jedz a Kind grichd.“ Herrlich!
Als dann die Lichter ausgingen und Balls to the Wall ertönte, war tatsächlich mehr Stimmung als bei Serious Black. Zurecht, denn es sollte ja endlich mal sowas Ähnliches wie Heavy Metal kommen. Warum mir
HammerFall so wichtig sind, hab ich ja schon öfters in epischer Breite erläutert, ich mag die Jungs einfach, ebenso ihre Alben bis Threshold (ja, die mag ich noch) plus (r)Evolution. Der Rest dümpelt so in der bärchischen Belanglosigkeit umher. Auch wenn nicht ganz optimal für mich mit neuen Songs eröffnet wurde, war das doch um Welten besser als der Quatsch zuvor. Als dann Heeding the Call angestimmt wurde, hatte ich ein breites Grinsen in der fiesen Fresse und wusste wieder, was ich an HammerFall mag. Fist geraist und mitgeheeded und gecallt, Junge! Danach eine wirklich gute Songauswahl, Highlights natürlich Hector's Hymn, das ja schon fast zum Klassiker der Band geworden ist, Keep the Flame Burning, das Renegade-Medley, Natural High, Last Man Standing und The Dragon Lies Bleeding, das der Herr Cans zwar nicht mehr so hoch singen kann, aber einfach der wohl beste HammerFall-Song ist. Leider kannte den nur keiner. Bei solcher Durchschnittsware wie Dominion geht die Halle steil, bei solchen Übernummern freuen sich nur drei Nasen. Verrückte Welt. Nach Let the Hammer Fall hab ich meine Jacke geholt und die Zugabe aus sicherer Distanz angeschaut: Die ekelhafte Ballermannschunkelnummer für Warriors-of-the-World-Gutfinder Hammer High, der Baldrianteerocker We Make Sweden Rock und das totgenudelte Hearts On Fire, bei dessen letzter Note ich geb Auto getigert bin, um das Abreisechaos zu umgehen. Insgesamt aber ein überraschend guter und unterhaltsamer Auftritt von HammerFall, ich glaub, ich schau sie mir doch nochmal an.