Viel zu früh und doch schon da: WM 2006-Thread

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W:O:A Metalmaster
15 Aug. 2002
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Karsten schrieb:
So, ich kram den WM Thread ma wieder raus. Geht ja bald los. Und ich hoffe mono lässt auch hier seine beinharten Teamanalysen los. Das hat dieses Forum trotz allem verdient...:)

Doch, ich wollte die eigentlich schon bald mal auch hier reinstellen. Sind ja erst fünf.
 

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W:O:A Metalmaster
15 Aug. 2002
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Na gut, ich mach mal los:

Togo

Erste Teilnahme bei einer WM, noch nie bei einem Afrikacup das Halbfinale erreicht, überhaupt erst sechs mal beim Afrikacup gewesen. Wie konnte sich diese Mannschaft qualifizieren?

Was man spielt:
Angriffsfussball französischer Prägung, so ne Art Senegal im Harakiristyle. Meißtens spielen Außenseiter ja sehr langweiligen Fussball, Tore verhindern um jeden Preis. Manchmal können sie das aber nicht, weil sie in der Offensive mehrfach so gut besetzt sind wie in der Defensive. Man erinnere sich an Slowenien bei der Euro 2000, als Srecko Katanec auf Teufel komm raus (ziemlich ansehnlich) stürmen ließ, mit der schönen Begründung: "Wir können halt nichts anderes". Sehr ähnlich wird das bei Togo aussehen.

In der WM-Quali haben sie diesen Fussball mit sehr viel Enthusiasmus vorgetragen, von Spiel zu Spiel besser werdend, über sich hinauswachsend im Angesicht der historischen Chance den Senegal rauszukicken. Dies hat man mit Style und Bravour getan, es war warscheinlich die am schönsten anzuschauende afrikanische Quali-Kampagne, mit den meißten erzielten Toren, und das in einer schweren Gruppe.

Warum sind sie also trotzdem so krasse Außenseiter? Seit der erfolgreichen Quali läuft es nicht mehr, der Afrikacup war kläglich, es gibt Streitereien um Geld und Stars im Team - alle afrikanischen Krankheiten sind schon jetzt voll durchgebrochen und den Trainer hat man auch gewechselt. Plötzlich fällt auf das die Personaldecke doch arg dünn ist, die Stimmung ist miserabel.

Das Personal: (Mit-RH-Bewertungen)

Tor: 3,5
Kossi Agassa ist für afrikanische Torhüter in Ordnung, er sitzt in Metz auf der Bank. Sollte er sich verletzen kommen schlimme Fliegenfänger dran.

Abwehr: 3,0
Yaovi Abalo ist ein alter Haudegen aus Frankreich, inzwischen viertklassig unterwegs. Mohama Zanzan spielt meißtens links, derzeit eigentlich recht stark bei Lokeren in Belgien. Eric Akoto (letzte Saison in Erfurt Ersatzspieler) ist gerade von Admira Mödling weg und sucht nach nem Club. Dare Nibombe, der Riese in der Abwehr von Mons, wird warscheinlich mit Abalo Innenverteidigung spielen. Oder das in Gabun tätige Talent Abdul Mamah. Die Ersatzleute spielen in Tunesien, noch zu Hause oder in unteren europäischen Ligen. Kodjo Afanou, Veteran von Girondins Bordeaux, hat sich dieses Jahr auch noch zu seinem Togolesentum bekehren lassen - das ist natürlich einer. Insgesamt ist das aber für ne WM viel zu wenig.

Mittelfeld: 4,0
Sherif Toure von Metz auf rechts (naja), Yao Aziawonou von den Young Boys Bern zentral (naja), Moustapha Salifou, einigen vielleicht aus Oberhausener Zeiten ein Begriff, jetzt bei Stade Brest wohl hinter den Spitzen (naja), möglicherweise Alaixys Romao von Louhans-Cuiseaux auf links (naja) - so könnte das aussehen. So weit so schlecht, denn das sind alles ballgewandte Afrikaner mit guter technischer Ausbildung - aber einfach nichts herausragendes. Viel schwächer besetzt als zum Beispiel der Senegal vor vier Jahren. Die meißten Alternativen spielen noch in Togo, und werden wohl kaum in der Lage sein bei einer WM zu bestehen. Kuami Agboh und Souleymane Mamam sind Alternativen aus Belgien, Mamam wird möglicherweise für Salifou hinter den Spitzen spielen, aber ob man in der zweiten belgischen Liga das Rüstzeug für die WM bekommt?

Sturm: 6,0
Emmanuel Adebayor ist diese Saison von Monaco zu Arsenal gewechselt und trifft auch dort, ein begnadeter Stürmer mit leider riesigem Ego. Hatte sich beim Afrikacup mit dem Coach überworfen, und war wohl der Hauptgrund für dessen Entlassung. Sportlich ist die Sache klar - eines der heißesten Stürmertalente der Welt, der beste Freund vom Ball. Neben ihm stürmt entweder Adekamni Olufade (inzwischen bei Silya in Katar, vorher in Belgien und Frankreich aktiv) oder Mohamed Kader (aus Guingamp), beides kleine Wusler. Beide haben schon bessere Tage in ihrer Karriere gesehen, sind aber unzweifelhaft gute Fussballer. Gerne hat man in der Quali auch 4-3-3 gespielt, der wuchtige Adebayor in der Mitte flankiert von den beiden Littbarskis außen. Sah gut aus. Alternativen sind Komlan Amewou (von den Heart of Lions Kpando in Ghana), Mikael Dogbe (derzeit in den Emiraten) oder Thomas Dossevi von Valenciennes. Letzterer wird ob seiner Vielseitigkeit sicherlich irgandwann irgndwo zum Einsatz kommen. Robert Malm von Brest in ein weiterer Veteran aus den französischen Ligen, der erst dieses Jahr sein Togo-Debüt gab. Gute Alternative, da ganz erfahrener Hase. Sherif Coubageat war beim Afrikacup dabei, und der spielt, halten sie sich fest, bei Concordia Ihrhove. Das ist Bezirksliga.

Chancen:
Keine. Mit dem Defensifverhalten und diesem Spielerkader kann man bei der WM keinen Blumentopf gewinnen. Frankreich, die Schweiz und Südkorea werden Kleinholz aus dem Togo machen. Aber immerhin - beim Afrikacup hatte man mit Abstand am meißten ulkige Frisuren, deshalb erfüllt man sehr kompetent die Rolle des sympathischen, chancenlosen Aussenseiters.
 

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W:O:A Metalmaster
15 Aug. 2002
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Angola

Erste WM-Teilnahme, nur dreimal beim Afrikacup und da immer in der ersten Runde ausgeschieden. Dazu muß man allerdings wissen das Angola sein erstes Länderspiel erst 1977 gemacht hat, und erst seit 1980 regelmäßig spielt, also mit über 20 Jahren Verzögerung zu den erfahrenen Teams Afrikas. Hat mit der (völlig widerlichen) Kolonialgeschichte Portugals zu tun, es brauchte erstmal in Portugal selber ne Revolution bevor die Kolonien an Unabhängigkeit denken konnten.

Was man spielt

Das Gegenteil von Togo - disziplinierten, harten Defensivfussball. Dies ist generell ungewöhnlich für afrikanische Teams, das damit auch noch ein Aussenseiter wie Angola Erfolg hat ist beeindruckend. In der Quali hat man mit Nigeria und Algerien außerdem zwei traditionelle Supermächte des afrikanischen Fussballs hinter sich gelassen. Dabei ist man in der Vorqualifikation nur wegen der Auswärtstoreregel am Tschad vorbeigezogen - aber man hat sich halt in die Quali reingekämpft und gemauert.

Angolas Fussball zu beschreiben ist äußerst schwierig, da wir so ne Mannschaft noch nie bei nem großen Turnier gesehen haben. Generell orientiert man sich an der alten Kolonialmacht Portugal, es wird also technisch feines Kurzpasspiel geboten, allerdings nicht von wuseligen Südeuropärn sondern von Bantu-Schränken. Man wird beim Betrachten der Mannschaft sofort daran erinnert das Angola die stärkste afrikanische Nation im Basketball ist, soviele Hühnen spielen da.

Ähnlich wie Portugal verhält man sich vor dem Tor, will sagen das man nur die komplizierten Tore macht. Ein offenes Tor ist für einen angolanischen Stürmer eine Einladung um gegen die Latte zu schiessen. Mit fünf verwirrenden Pässen geht er eher rein. Man spielt, auch ähnlich wie Portugal, gerne 3-5-2 oder 4-5-1, also mit möglichst dichtem Mittelfeld. Das kommt Angolas Philosophie (Am Mittelkreis passiert am wenigsten, deshalb ist es da schön) sehr entgegen. Eine Besonderheit ist das man erstaunlich viele weiße Spieler im Umfeld der Nationalmannschaft hat. Wie alle portugiesischsprachigen Länder verwendet man statt den richtigen Namen lieber Kampfnamen.

Das Personal

Torwart: 4,5
Joao Ricardo hat diese Saison keinen Verein mehr, ist aber ein sehr erfahrener Mann aus der portugiesischen Liga. Für einen afrikanischen Torwart eigentlich recht brauchbar. Die Ersatzleute (warscheinlich Goliath und Marito) spielen in Angola.

Abwehr: 5,5
In der Quali das Prunkstück, obwohl fast nur für uns völlig unbekannte Spieler eingesetzt werden. Hart, körperlich stark, kompromißlos. Einer der wichtigsten (Yamba Asha vom AS Aviacao) fehlt allerdings wegen einer Dopingsperre. Herauszuheben sind Kali von Barreirense, guter zentraler Mann, Marco Abreu (Portimonense) und Joca (Varzim), alle in der zweiten Liga Portugals aktiv, die letzteren beiden erst nach der Quali berufen. Ganz neu berufen ist Rui Marques von Hull City, früher in Ulm und beim VfB. Durch die ganzen neuen Spieler ist nen Haufen Unordnung reingekommen, beim Afrikacup wirkte die Defensive sehr viel durchlässiger als in der Quali.

Mittelfeld: 3,5
Zentral wird wohl Andre spielen, der in Kuwait sein Geld verdient (vorher bei Gaziantepspor und natürlich in Portugal). Guter Ballverteiler, aber keineswegs oberstes Niveau. Figueiredo Antonio von Varzim dürfte knapp davor spielen (oder macht ne zweite bzw. dritte Spitze), dazu Gilberto von Al-Ahly Kairo auf links und Freddy von Moreirense auf rechts. Auch das muntere, ballsichere Spieler die großartig uneffektiven Fussball spielen können. Die Ersatzkräfte haben ein ähnliches Niveau und spielen entweder zu Hause, im vorderen Orient oder unteren portugiesischen Ligen. Nichts wovor man Angst haben muss. Ausnahme: Zuela von Xanthi in Griechenland, der gerne mal im defensiven Mittelfeld eingesetzt wird wenns besonders hart werden soll.

Sturm: 4,0
Hier ist das Konzept von Angola folgendermaßen: Setze Spieler ein die noch bessere Könner am Ball sind als die Portugiesen Sa Pinto und Nuno Gomes - aber stelle klar das diese Spieler den Ball noch viel öfter nebens Tor semmeln als die eben genannten portugiesischen Großchancenvernichter. Der Star heißt Akwa, spielt bei Al-Wakra in Katar und hatte beim Afrikacup in drei Spielen Chancen für gut 15 Treffer. Getroffen hat er nicht. Deutlich besser sah Flavio aus, der auch in Kairo für Al-Ahly spielt. Die beiden dürften erste Wahl sein. Alternativen sind dann Bruno Mauro (Belenenses Lissabon, Marke alter Haudegen), Love (noch in Angola) oder Marco Paulo von Stade Laval (Der trifft da wenigstens auch öfter mal). Und dann wäre da noch der eigentliche Star, der wegen Verletzungen und Allüren allerdings nicht sehr häufig zum Einsatz kam - Mantorras von Benfica Lissabon. Eigentlich ein richtig guter, bleibt abzuwarten ob er bis zur WM noch Platz und Form findet. Ganz neu im Team ist Titi Buengo von Clermont Foot aus der zweiten französischen Liga. Naja.


Chancen: Kaum. Für Afrika mag so ein Fussball funktionieren (Dennoch eine Schánde für Nigeria), auf der Weltbühne ist das kaum vorstellbar. Das schöne ist das man gegen andere legendäre Chancentodmannschaften antreten darf, die alte Kolonialmacht Portugal (Ohne rote Karten geht da nichts), die ewig schönspielenden Mexikaner und der Iran. Trotzdem, ein Punktgewinn wäre schon ne tolle Sache.
 

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W:O:A Metalmaster
15 Aug. 2002
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Ghana

Erste WM-Teilnahme, und man kann nur eines sagen: Zeit wirds. Auf kein anderes Team haben wir so lange gewartet wie auf Ghana. Als eine der afrikanischen Fussballgroßmächte hat man den Afrikacup viermal gewonnen und stand drei weitere Male im Finale, die zweitbeste Bilanz nach Ägypten. Unzählige gute ghanaische Fussballer spielten seit den 60ern in Europa, und doch ist man immer an der WM-Hürde gescheitert. Jetzt hat es geklappt, Südafrika und die Demokratische Republik Kongo wurden im Endeffekt klar beherrscht, und man kann mal auf der großen Bühne zeigen was Ghana drauf hat. Bei Jugendweltmeisterschaften war man schon zigmal unter den letzten vieren.

Was man spielt

Man spielt ganz typisch westafrikanischen Fussball, also ein körperbetontes 4-4-2 oder 3-5-2 wie Nigeria. Dabei glänzt vor allem das technisch brilliante Mittelfeld - wo allerdings, wie man beim Afrikacup gesehen hat, keiner der großen Stars ausfallen darf (Dort waren sie gleich ohne ihre großen drei, das ist so als wenn Ballack, Schneider und Klose ne Woche vor der WM ausfallen). Es gibt leider auch die afrikatypischen Streitereien und Eitelkeiten, einen unkooperativen Verband, Stress mit Spielern (Kuffour war die halbe Quali draussen, ist jetzt wieder dabei) und all die anderen afrikanischen Krankheiten. Schade, denn eigentlich ist das ein feines Team.

Das Personal:

Torwart: 5,0
Sammy Adjei (von Ashdod in Israel) ist ein ganz typischer afrikanischer Torwart: Gut auf der Linie, schwach bei Flanken. Enorme Sprungkraft, enormes Danebenspringpotential. Veteran Richard Kingston (Ankaraspor), seit Ewigkeiten in der Türkei, steht für Notfälle bereit und ist wohl gleichwertig. Der dritte Torwart wird vermutlich ein Nachwuchsmann aus Ghana.

Abwehr: 5,5
John Mensah von Stade Rennes könnte mit Kuffour (Roma) die Innenverteidigung bilden. Emmanuel Pappoe (Hapoel Kfar Sabah, Israel) macht normalerweise ne gute Figur auf links, ist aber auch beliebter Notnagel für fast jede Defensivposition. Je nach System spielt dann oft John Paintsil (Hapoel Tel Aviv) rechts, Daniel Edusei von Aegaleo Athen könnte zum Einsatz kommen - in der Quali und beim Afrikacup hat man viel experimentiert, weil die ideale Formation noch nicht gefunden scheint. Gut möglich das auch ein in Ghana spielender Verteidiger zum Zuge kommt, oder Hans Sarpei von Wolfsburg. Hier gibts jedenfalls für Ghana am meißten zu tun, denn für ne WM sieht die Abwehr noch nicht sattelfest genug aus.

Mittelfeld: 8,0
Das vielleicht stärkste Mittelfeld das je Afrika bei einer WM vertreten hat. Einige der feinsten Fussballtalente der Welt in einem Team versammelt - aber leider plagen sich diese Saison gleich mehrere mit Verletzungen, und es heisst Daumen drücken das wir dieses spektakuläre Herzstück des ghanaischen Spiels zu sehen bekommen. Chef ist Stephen Appiah von Fenerbahce, ein begnadeter Techniker mit allem was man an ballgewandten Afrikanern mag. Er spielt nominell zentral, kommt aber auch gerne über links und ist enorm torgefährlich. Neben ihm Michel Essien von Chelsea, bzw was heißt neben ihm, an guten Tagen unterhalten die beiden schon mal ne ganze Mannschaft und sind mehr oder minder überall. Zu Essien muss ich hoffentlich nichts sagen, sollte von Lyon und Chelsea her bekannt sein. Die dritte Trumpfkarte heißt Sulley Muntari, verdient ihr Geld bei Udinese Calcio und besetzt die rechte Seite, allerdings ähnlich frei wie die eben erwähnten Kollegen. Muntari ist mit 21 schon in seiner vierten Saison für Udinese, und behauptet sich mühelos in der Serie A. Diese drei sind die festen Größen, dazu werden je nach System und Gegner weitere Fussballeckerbissen ins Mittelfeld geworfen. Braucht man Defensivverstärkung, so kommt Abubakari Yakubu (Vitesse Arnheim) zum Zuge, der auch in der Abwehr spielen kann. Ganz humorloser Spieler, tut seinen verspielten Kollegen oft gut. Laryea Kingston (Lokomotive Moskau) ist ne wuselige Alternative auf links, Ibrahim Tanko vom SC Freiburg kommt auch manchmal zum Zuge, und hin und wieder auch Veteran Mark Edusei (AC Turin), falls das Spiel beruhigt werden soll. Auch die uns weniger vertrauten Alternativen (Godwin Attram, torgefährlicher Mann von Al Shabab in Saudiland, oder Supertalent Dramanu Hamini von Roter Stern) können wie alle Ghanaer eines: Fussballspielen. Ob sie es auch gut zusammen können werden wir ja sehen, aber wenn alle an Bord sind dann hat Ghana eine unglaubliches taktisches und spielerisches Potential.

Sturm:
Der große Stürmer fehlt dieser Generation von Ghanaern, so das sie um ihr torgefährliches Mittelfeld sehr froh sind. Man hat die letzten drei Jahre munter Spieler aus aller Herren Länder ausprobiert, nur wer bei der WM stürmen soll weiß man immer noch nicht so recht. Asamoah Gyan von Modena scheint sowohl im Club als auch in der Nationalelf derzeit am treffsichersten zu sein, ob der elegante 20-jährige allerdings schon erste Wahl ist bleibt abzuwarten. Matthew Amoah von Borussia Dortmund (erst ein Einsatz, kam zur Winterpause) ist einer seiner Konkurrenten um zwei Plätze. Mehr über die Aussen kommt Gyan Baffour von Dinamo Moskau, mehr Vorbereiter denn Goalgetter. In letzter Zeit immer mehr durchgesetzt hat sich Joetex Frimpong Asamaoh (Al Nasr, Saudi-Arabien), der aus der großen Mannschaft von Enyimba Abia (Die Bayern Nigerias), die die afrikanische Champions-League gewinnen konnte, stammt. Dann wäre da Isaac Boakye, dem unser Eddie wohl die Daumen drücken kann, denn nach der Saison fährt der junge Mann wohl mit zur WM bzw. bleibt hier zur WM. Wie immer hat man noch ne Menge junger Talente, die sich derzeit alle noch mit Toren empfehlen wollen. Ob es für die Herren Kwadwo Poku (FC Midtjylland, Dänemark) oder Prince Tagoe (Al Ittihad, Saudi-Arabien) noch reicht ist bei der Masse an ungefähr gleichwertigen Stürmern die große Frage. Es fehlt jedenfalls der ganz große Name, aber vielleicht hat den ja einer nach der WM.

Chancen: Viel besser als Angola oder Togo. Diese Mannschaft riecht nicht nach Neuling oder Exot, dazu sind fast alle Spieler zu gut bekannt. Wohl nicht so kompakt wie der Senegal vor vier Jahren, aber dafür warscheinlich von der Spielanlage und den Einzelkönnern aufregender. Die Vorrundengruppe ist allerdings giftig. Der erste Auftritt geht gleich gegen Italien, dann kommen mit den Tschechen auch nicht gerade fussballerische Waisenknaben und gegen die USA könnt es dann schon nur noch um die goldene Ananas gehen. Es muss schon alles zusammenpassen damit man weiterkommen kann, aber chancenlos ist man keineswegs. Die Italiener verpennen gerne mal ihr erstes Spiel und die Tschechen sind zum Teil arg alt geworden.
 

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W:O:A Metalmaster
15 Aug. 2002
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Trinidad & Tobago

Jeder größere Karibikstaat darf anscheinend früher oder später mal an einer WM teilnehmen - nach Kuba 38, Haiti 74 und Jamaica 98 jetzt also mal Trinidad. Die Qualifikation war knapp, und das über viele Runden, man hatte von allen Teams die meißten Spiele. Nachdem man in den ersten Runden Losglück hatte und lediglich die Dominikanische Republik, Saint Vincent und Saint Kitts rauswerfen mussste, spielte man in der Hauptrunde der Nordamerikagruppe stark mit und erkämpfte sich, vor den deutlich stärker eingeschätzten mittelamerikanischen Konkurrenten Guatemala und Panama, einen Play-Off-Platz gegen Bahrain. Da wars bis zum Schluß auf Messers Schneide, aber mit viel Glück und Courage hat man sich nach Deutschland gezittert.

Was man spielt:
Stark britisch geprägten Fussball mit einer Prise karibischen Wahnsinns - sowohl positiv als auch negativ. Sie haben einige echte Zauberer dabei, spielen allerdings oft völlig chaotisch und mitunter sehr undiszipliniert bzw. einfach foul. Keine andere Mannschaft dürfte so viele abgewichste Hasen im Team haben, es sind einige äußerst erfahrene Fussballgreise am Start. Im Endeffekt sieht es ein bißchen so aus wie das schottische Spiel auf zwei Flaschen Rum und ner handvoll Tüten. Sympathisch, aber eigentlich völlig sinnlos bei ner WM.

Das Personal:

Torwart: 7,5
Geradezu unglaublich besetzt für ne Karibikinsel - drei im britischen Fussball aktive Männer. Kelvin Jack vom FC Dundee in Schottland ist derzeit etwas überraschend die Nummer 1. Absoluter Brechertyp bei 100kg auf 1,90, so wie man es im schottischen Fussball mag. Bekanntester Mann ist sicherlich Shaka Hislop, mit 37 Jahren in England eine Legende und immer noch bei West Ham United aktiv. Der dritte Mann, Clayton Ince, hält bei Coventry City in der zweiten Liga. Das ist ne sensationelle Auswahl für so ein kleines Land.

Abwehr: 4,5
Hier heißt der Star Marvin Andrews von den Glasgow Rangers, ein großartiger, athletischer Innenverteidiger. Um ihn herum Spieler aus unteren britischen Ligen, den USA oder dem Lande das Calypso (Gewöhnt euch schon jetzt an die Formulierung, den Kommentatoren wird nichts anderes einfallen). Als da wären: Dennis Larence, Urgestein bei Wrexham, Partner von Andrews vorm Tor, 2m Riese. Brent Sancho von Gillingham, entweder dritter (!) Innenverteidiger, knapp vor der Abwehr oder Außen, Marlon Rojas von Salt Lake City auf links oder Avery John von New England irgendwo wo gerade Not am Mann ist. Das sind alles ganz alte Hasen, vielleicht ein bißchen langsam und gegen richtig gute Leute wohl etwas überfordert. Aber harte Kämpfer mit ner Menge Wucht bei Kopfbällen. Einzige jüngere Alternative: Anthony Noreiga, neu bei Kansas City Wizards.

Mittelfeld: 5,0
Carlos Edwards von Luton ist der zentrale Ballverteiler, engagierter Mann dem aber wohl auch etwas die Klasse fehlt. Chris Birchall (Port Vale, der einzige weiße Spieler) muss die Aussenbahnen rauf- und runterlaufen (er kann beide Seiten, spielt aber öfters rechts) was er vorbildlich britisch tut. Gilt als ein großes Talent auf der Insel. Angus Eve und Aurtis Whitley (beide spielen in Trinidad) sind eher defensive Varianten, einer von beiden spielt meißtens. Der Name der mir persönlich die Tränen in die Augen treibt ist allerdings der von Russell Latapy. Eines der schlimmsten enfants terrible des Weltfussballs der letzten Jahre, Raser, Säufer, Kokser, Frauen- und Maulheld, Kneipenschläger, Rastaman - der Gascoigne der Karibik. Mit ähnlichen Qualitäten am Ball, zumindest zu seinen besten Zeiten. Die sind ein bißchen her, denn der gute Mann wird nächste Woche 38. Er hat große Zeiten bei Porto, Hibernian und den Rangers gehabt, als einer der wenigen taktisch und technisch hyperbegabten Spielmacher des letzen Jahrzehnts. Wäre er nicht so ein völlig bodenloser Bruder Leichtfuß, dann hätte er wohl eine ganz große Karriere gemacht. So war immerhin noch ne große, die gerade beim FC Falkirk ausklingt. Schön ihn einmal bei ner WM zu shen, auch wenn er an weniger motivierten Tagen den Aktionsradius eines Carlos Valderrama erreicht. Silvio Spann von Yokohama ist eine Alternative für links, wobei da gerne auch Dwight Yorke spielt. Ergänzungsspieler: Densil Theobald (Falkirk), Brent Rahim (Sylvia Norrköping), Leslie Fitzpatrick (Salt Lake City) und ganz neu Ricky Shakes von Swindon. Interessante Leute, viele spielstarke Spieler, aber bis auf Uralt-Latapy keine auf Weltniveau.

Sturm: 5,0
Dwight Yorke sollte der Fussballfan kennen, den Manchester-Granden hat es inzwischen nach Sydney verschlagen. Bei Trinidad ist er mehr Vorbereiter, entweder hinter den Spitzen oder als linker Aussenstürmer. Natürlich nicht mehr so torgefährlich wie einst, aber selbstverständlich ein Klassespieler. Der Mann im Sturmzentrum heißt Stern John, schießt seit vielen Jahren die meißten Tore für Trinidad und ist ein britischer Vollblutstürmer mit jeder Menge Erfahrung. Auch wenn er mehr zweite als erste Liga gespielt hat (zurzeit ist er bei Coventry) ein wirklich starker Stürmer. Falls Trinidad mit zwei echten Spitzen spielt, dürfte Kenwyne Jones von Southampton zum Zuge kommen, jung und kopfballstark. Allerdings auch ein arger Chancentod. Hier heissen die Alternativen Errol McFarlane (Breidablik Kopavogur in Island), Cornell Glen (Colorado Rapids), Colin Samuel (Dundee United) und Jason Scotland (FC St.Johnstone, passen zum Nachnamen natürlich Schottland). Auch das liest sich nicht ganz schlecht, allerdings auch hier wieder deutlich die Überalterungsprobleme. Ohne Tor gehen die aber schätzungsweise nicht aus dem Turnier.

Chancen: Hach, herrjeh, so sympathisch ich diese Altherrentruppe aus lauter Freaks und Zigeunern des Weltfussballs auch finde - ich hab sie viermal in letzter Zeit gesehen und kann mir nun garnicht vorstellen wie das was werden soll. Man hat in jedem Spiel immer ein bis zwei bis zu viertelstündige Aussetzer, in denen man völlig hilflos über den Platz bolzt. Das Konterspiel ist gefällig, aber sehr abhängig von den Geniestreichen einiger gealterter Diven. Im ersten Spiel gegen Schweden stellt sich die Frage wie um alles in der Welt sie mit deren Offensive fertig werden wollen. Gegen England stellen sich eigentlich nur Fragen, und auch Paraguay scheint einfach auf nem anderen Level zu spielen. Nein, das kann nichts werden.
 

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W:O:A Metalmaster
15 Aug. 2002
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Saudi-Arabien

Nach dem völlig katastrophalen Abschneiden bei der letzten WM (Klose-Fans erinnern sich) schien ein eigentlich ein Umbruch sicher. Den gab es aber nur so halb, wie man mit einem Blick auf viele altbekannte Namen feststellen kann. Die große Frage ist eigentlich - was haben die Saudis diesmal bei der WM verloren? Es gfing nach dem WM-Debakel nämlich erstmal schaurig weiter, bei der Asienmeisterschaft 2004 flog man in der Vorrunde raus - mit einer Wahnsinnsbilanz, 2:2 gegen Turkmenistan, 0:1 gegen Usbekistan und 1:2 gegen den Irak. Hoffnung machen eigentlich nur zwei Punkte: In der Qualifikation setzte man sich souverän durch, und spielte zum Teil wieder den ja sehr ansprechenden Fussball der 90er Jahre. Und die heimische Liga ist immer stärker geworden, so daß nicht ganz so stark zum tragen kommt das saudische Spieler nie im Ausland spielen, da sie zu Hause als Halbgötter von den Scheichs mit völlig übertriebenen Gehältern verhätschelt werden.

Was man spielt:
Arabische Spieler sind normalerweise, dank der vielen ausgezeichneten ausländischen Trainer, taktisch hervorragend ausgebildet. Deshalb spielen alle Staaten der arabischen Halbinsel ziemlich extremen Systemfussball, der etwas leblos wirken kann. Man spielt relativ streng 4-4-2 oder 4-5-1, je nachdem wie mutig sich der Trainer fühlt. Mangelnde Fitness ist öfters ein Problem, weshalb das System in der zweiten Halbzeit gerne mal zusammenbricht. Es fehlen deutlich die spektakulären einzelkönner, die dem Spiel etwas Leben einhauchen könnten.

Das Personal (Alle Spieler sind in Saudi-Arabien aktiv, ich erspare die Aufzählung der jeweiligen Clubs. Fast alle sind bei den großen Clubs aus Riadh, Al Hilal und Al Nasr, oder denen aus Jiddah, Al Ahly und Al Ittihad, unter Vertrag)

Tor: 2,5
Mabrouk Zayed. Nach unseren Maßstäben ziemlich unterirdisch. Aber sie haben nach Al-Daeya nie wieder einen guten Mann gehabt.

Abwehr: 5,0
Um die erfahrenen Redha Fallatah und Ahmed Al-Dossary hat man ein paar jüngere Spieler gruppiert. Hamad Al Motashari, ein Innenverteidiger, ist unter ihnen der herausragende Mann, Asiens Spieler 2005. Mit ihm haben die Saudis hinten etwas die Kurve gekriegt. Die Speler kennen sich, sind eingespielt und sehen derzeit nicht nach 0:8-Niederlagen aus. Vielleicht inzwischen sogar der stärkste Mannschaftsteil - wobei sie gegen stärkere Mannschaften in letzter Zeit immer mindestens ein Tor reinbekommen haben.

Mittelfeld: 3,5
Derzeit keine wirklich eingespielte Formation, da man arg viel getestet hat. Der torgefährliche Mohammed Al Shloub hat mal wieder, wie anscheinend vor jeder WM, Formprobleme und wird daher meißt nur eingewechselt. Ohne ihn ist das Mittelfeld der Saudis aber ganz schön blass. Saud Al Khariri spielt meißtens links, Veteran Khamis Owairan Al Dossary bildet mit Mohammed Noor Al Hossawi das Zentrum und Saheb Al Abdullah rechts. Genausogut können aber auch vier andere Spieler auflaufen, wie gesagt, wir haben in den letzten drei Jahren fast jede Kombination an Spielern gesehen. Einige der Leistungsträger scheinen sehr alt für den Umstand das sie schon vor vier jahren nicht schnell genug waren.

Sturm: 3,5
Sami Al Jaber is mal wieder back! Er machte gegen Ende der Quali sein gefühltes siebzehntes Comeback, und ist wohl der einzige Veteran aus der legendären 94-er WM-Elf der Saudis die damals in die zweite Runde kam. Auf gut Deutsch: Sie haben immer noch keinen besseren gefunden. Yasser Al Qahtani, ein neuers Gesicht, wird neben ihm stürmen. Die Alternativen heissen Talal Al-Meshal, Saad Al-Harthi und Mohammed Al-Anbar. Nichts dabei wovor man Angst haben muss.

Chancen:
Keine. Die Mannschaft erscheint nicht wesentlich stärker als die vor vier Jahren, es gibt immer noch keine Auslandsprofis und die Ergebnisse aus jüngster Zeit (seit der erfolgreichen Quali konnte man nur noch den Jemen schlagen) lassen ebenfalls nicht hoffen. Die Vorrundengruppe gehört nicht zu den schwersten, aber ausscheiden wird man trotzdem. Die Tunesier erscheinen deutlich stärker, im zweiten Spiel droht Shevchenko und falls es dann noch um was gehen sollte droht Spanien. Nicht zu lösen für dieses Team.
 
Zuletzt bearbeitet:

monochrom

W:O:A Metalmaster
15 Aug. 2002
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Karsten schrieb:
Nochmal zum ursprünglichen Thema:
Guam ist wohl auch ´ne gaaanz große Fußballnation. Wenn ich mir die Spiele von 2003 so anschaue:


Mongolia 2
Guam 0

Macao 2
Guam 0

Taiwan 7
Guam 0

Hong Kong 11
Guam 0

Bhutan 6
Guam 0

Mongolia 5
Guam 0


Achduscheiße, die kriegen 6 Dinger von Bhutan verpasst.:D:D:D

*Uraltes Posting zitier*

:D

Gerade spielt Guam im AFC-Challenge-Cup, eine Meisterschaft für die schwächsten asiatischen Ländermannschaften.

http://www.the-afc.com/english/competitions/challengeCup/default.asp?hittype=banner

Der erste Auftritt war mal wieder groß, ein 0:11 gegen Palästina. Morgen geht es gegen Gastgeber Bangladesch. Die Aussichten: Wie immer mau.
:D
 

Tiara

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31 Jan. 2003
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Karsten schrieb:
So, ich kram den WM Thread ma wieder raus. Geht ja bald los. Und ich hoffe mono lässt auch hier seine beinharten Teamanalysen los. Das hat dieses Forum trotz allem verdient...:)


also ich kann fußball ja eigtl. gar ned ab - aber die analysen hab ich trotzdem alle gelesen :D
das newbie-asyl gefällt mir zwar nach wie vor besser.... aber... man kann ja nich alles haben :(
 

monochrom

W:O:A Metalmaster
15 Aug. 2002
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Tiara schrieb:
also ich kann fußball ja eigtl. gar ned ab - aber die analysen hab ich trotzdem alle gelesen :D
das newbie-asyl gefällt mir zwar nach wie vor besser.... aber... man kann ja nich alles haben :(

Echt - DU hast meine Fussballanalysen durchgelesen? Wow, das ist ja ein Kompliment. Dafür gibt es sicher bald ein Newbieasyl-Spezial. ;)
 

Tiara

W:O:A Metalmaster
31 Jan. 2003
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monochrom schrieb:
Echt - DU hast meine Fussballanalysen durchgelesen? Wow, das ist ja ein Kompliment. Dafür gibt es sicher bald ein Newbieasyl-Spezial. ;)

ja, und mir war noch nichmal langweilig!:D;)
:)