Umgang mit Transfrauen / Transmänner bei der Kontrolle

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Revalon

THAT GUY
27 Apr. 2007
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Leverkusen
Guter Punkt. Betroffen sind eben auch andere Personen, mit denen eine Transperson zu tun hat.

Ernsthaft davon betroffen eher selten.

Aus dem 1. Post geht hervor, dass die betroffene Secu-Mitarbeiterin (zunächst) keinen Konsens erteilt hatte, sich dann hat dazu nötigen lassen.

Zunächst noch einmal:
Ich sehe als das größte Problem nicht, dass die Security-Mitarbeiterin sich zunächst geweigert hat, die Dame abzutasten.
Ihr erster Eindruck war, wohl verständlicherweise, dass da ein Mann vor ihr stünde, womit sie verpflichtet ist, das abtasten zu verweigern.
Dann wurde ihr erklärt, dass es sich aber tatsächlich um eine Frau handelt, was sie aber einfach negiert hat.
Das ist das große Problem bei ihr. Mit welchem Recht bitte spricht sie der Dame ihre Identität ab?
Es wäre ja auch für mich absolut verständlich, wenn sie sagen würde, das könne sie jetzt nicht selber entscheiden. Es wäre auch verständlich, wenn sie, davon ausgehend, dass die Dame noch einen Penis hat, sagt, dass sie Menschen mit Penis nicht abtastet (bei einer gründlichen Kontrolle kommt man nunmal über den Klamotten damit in Kontakt).

Außerdem hätte sie ja auch jederzeit den Kollegen in rot dazu holen können, wenn sie sich nicht sicher ist, wie sie die Situation lösen kann.

Wenn ich einen biologischen Mann als Frau bezeichnen soll, gibt es dafür auch nicht meinen Konsens. Und so weiter.

Mich hat auch noch nie ein Cis-Mann gefragt, ob's für mich in Ordnung ist, ihn als Mann zu bezeichnen. Und nun?

Welchen Nachteil habe ich denn davon, mich an die Bezeichnung zu halten, die jemand gerne möchte? Vor allem, wenn es eine geläufige ist, die lediglich gegen meinen ersten Eindruck läuft.
Also abgesehen davon, dass ich nicht einfach stumpf danach gehen kann, wovon ich zunächst ausgehen würde, und somit ein klein wenig Denkleistung von mir gefordert wird.
 

ObsidJan

Newbie
11 Aug. 2023
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Ernsthaft davon betroffen eher selten.
Was meinst du damit? Natürlich sind alle möglichen Personen in allen möglichen Situationen ernsthaft betroffen. Trans Personen existieren ja nicht im luftleeren Raum. Die Secu-Mitarbeiterin war ganz unmittelbar betroffen. Wenn ich bestimmte Dinge gegen meine Überzeugung sagen oder denken soll, bin ich halt auch betroffen.
Dann wurde ihr erklärt, dass es sich aber tatsächlich um eine Frau handelt, was sie aber einfach negiert hat.
Wenn es einfach nur ein Missverständnis gewesen wäre, hätte sie spätestens an diesem Punkt sowas wie "Okay, nicht gesehen, sorry" gesagt und die Kontrolle durchgeführt. Hat sie aber nicht, weshalb ich daraus entnehme, dass es ihr unangenehm war, eine Penis-Person abzutasten und es keinen Konsens ihrerseits gab.
das könne sie jetzt nicht selber entscheiden.
Wer soll das sonst entscheiden und was, wenn diese dritte Person gegen die Überzeugung der Mitarbeiterin* entscheidet? Ist diese dann weisungsgebunden? Was ändert sich dann eigentlich am Interessenkonflikt?

*somit übrigens auch gegen die Richtlinien der Security und gegen die gültige Hausordnung
Es wäre auch verständlich, wenn sie, davon ausgehend, dass die Dame noch einen Penis hat, sagt, dass sie Menschen mit Penis nicht abtastet
Na, was glaubst du wohl, aus welchem Grund sich die Secu-Frau so "angestellt" hat?! :rolleyes:
Mich hat auch noch nie ein Cis-Mann gefragt, ob's für mich in Ordnung ist, ihn als Mann zu bezeichnen. Und nun?
Den Punkt verstehe ich nicht. :confused:
Du kannst doch Männer jederzeit so bezeichnen, wie du willst, solange es keine §§ im Strafrecht (z. B. Beleidigung) berührt.
Welchen Nachteil habe ich denn davon, mich an die Bezeichnung zu halten, die jemand gerne möchte?
Das spielt für die hier aufgeworfenen Fragen überhaupt keine Rolle. Man muss nicht jedes Theater mitmachen, nur weil man scheinbar keinen Nachteil davon hat.
 
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Revalon

THAT GUY
27 Apr. 2007
20.902
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Leverkusen
Was meinst du damit? Natürlich sind alle möglichen Personen in allen möglichen Situationen ernsthaft betroffen. Trans Personen existieren ja nicht im luftleeren Raum. Die Secu-Mitarbeiterin war ganz unmittelbar betroffen. Wenn ich bestimmte Dinge gegen meine Überzeugung sagen oder denken soll, bin ich halt auch betroffen.

Ich meine damit, dass es einen in den meisten Fällen in keinster Weise betrifft, ob jemand trans ist.
Wenige Ausnahmefälle gibt es, ja, aber darum sagte ich selten und nicht nie.

Und die, die einfach grundsätzlich ein Problem mit Transsexualität haben ignoriere ich jetzt, bis mir jemand erklären kann, warum ich auf sowas Rücksicht nehmen sollte.

Wenn es einfach nur ein Missverständnis gewesen wäre, hätte sie spätestens an diesem Punkt sowas wie "Okay, nicht gesehen, sorry" gesagt und die Kontrolle durchgeführt. Hat sie aber nicht, weshalb ich daraus entnehme, dass es ihr unangenehm war, eine Penis-Person abzutasten und es keinen Konsens ihrerseits gab.

Ohne Interpretation aus dem Post zu entnehmen ist nur, dass sie die Dame für einen Mann hielt, sich auch nicht vom Gegenteil überzeugen ließ und sich darauf berief, dass sie keine Männer abtasten dürfe.
Über ihre persönliche Einstellung zum Abtasten einer Person mit Penis wissen wir nichts.

Wer soll das sonst entscheiden und was, wenn diese dritte Person gegen die Überzeugung der Mitarbeiterin* entscheidet? Ist diese dann weisungsgebunden? Was ändert sich dann eigentlich am Interessenkonflikt?

*somit übrigens auch gegen die Richtlinien der Security und gegen die gültige Hausordnung

Wie gesagt, dem Post nach hat sie sich lediglich aufs nicht dürfen berufen. Wenn es nur darum geht, kann sie sich darüber absichern.

Na, was glaubst du wohl, aus welchem Grund sich die Secu-Frau so "angestellt" hat?! :rolleyes:

Wie gesagt, der Teil ist verständlich, der "das ist aber ein Mann" jedoch nicht.

Den Punkt verstehe ich nicht. :confused:
Du kannst doch Männer jederzeit so bezeichnen, wie du willst, solange es keine §§ im Strafrecht (z. B. Beleidigung) berührt.

Oh, es würde dich also nicht stören, wenn ich dich, ausgehend davon, dass du dich als Mann siehst, als Frau bezeichnen würde?

Das spielt für die hier aufgeworfenen Fragen überhaupt keine Rolle. Man muss nicht jedes Theater mitmachen, nur weil man scheinbar keinen Nachteil davon hat.

Wenn man also selber keinen Nachteil davon hat, sich nicht zum Nachteil anderer zu verhalten, weshalb sollte man es dann dennoch tun?
Wenn dein Verhalten niemandem einen Nachteil verschafft, dann ist es in Ordnung. Jemandem aber vorsätzlich das falsche Geschlecht zuzuschreiben kann dieser Person schaden. Das dann zu tun, obwohl einem ein anderes Verhalten keinen Nachteil bedeuten würde, wäre mindestens mal fragwürdig.
 

Berkmea

Member
7 Aug. 2023
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Genau das ist es ja: es gehört zum Job. Ich musste vor einigen Jahren einen Demenzkranken pflegen, der sich vor seiner Erkrankung an mehreren Kindern vergangen hat. Es erforderte ein Höchstmaß an Professionalität und Selbstdisziplin, seine Meinung dazu zu verstecken oder es sich nicht anmerken zu lassen.
Auch körperliche Gewalt oder sexuelle Übergriffe anderer Demenzkranken gehören zu meinem Alltag.
Aufklärung durch Schulungen sind essentiell!

Hier ist aber klar die Art der Kommunikation zwischen der Security und der Betroffenen zu bemängeln. Es hätte einfach respektvoller und deeskalierender sein können. Da könnten ebenfalls entsprechende Schulungen helfen, damit auch das Personal sensibilisiert wird.

Ich freue mich auf den Moment, wo man über so etwas nicht mehr sprechen muss, weil es zur Selbstverständlichkeit geworden ist.

Tante Edith: ich möchte noch ergänzen, dass mein Text sich auf unerwartete und herausfordernde Situationen im Job bezieht, denen man mit Schulungen oder Aufklärung womöglich beikommen kann. Aus Mangel an anderen Erfahrungen sind meine Beispiele unter Umständen etwas heftig...
 
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big_schembowski

W:O:A Metalhead
1 Aug. 2023
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Hier ist aber klar die Art der Kommunikation zwischen der Security und der Betroffenen zu bemängeln. Es hätte einfach respektvoller und deeskalierender sein können. Da könnten ebenfalls entsprechende Schulungen helfen, damit auch das Personal sensibilisiert wird.
Richtig, das dachte ich mir auch schon die ganze Zeit. Letztlich ist das ein Festival, das, salopp gesagt, den Regenbogen hochhält. Dementsprechend muss auch das Personal auf solche Situationen vorbereitet werden. Wer das als Security aufgrund seiner Einstellung zum Thema trans Personen grundsätzlich ablehnt, muss dann eben von diesem Einsatz ausgespart werden. Darauf muss man das Personal vorher hinweisen.

Wenn gefordert wird, man müsse eine derartige Einstellung des Personals respektieren oder womöglich tolerieren, dann muss das auch umgekehrt gelten, sprich, die Leute können dort nicht arbeiten (was sie in dieser Konstellation möglicherweise ohnehin ablehnen). Andernfalls verlassen wir tatsächlich den Bereich der Professionalität.

Ich freue mich auf den Moment, wo man über so etwas nicht mehr sprechen muss, weil es zur Selbstständigkeit geworden ist.
Tja, diese Diskussion werden wir nie beenden, fürchte ich. Unser Grundgesetz spricht schon seit Gründung der Bundesrepublik davon, dass die Menschenwürde nicht verhandelbar ist. Dazu gehört eben auch der respektvolle Umgang mit trans Personen. Der ganze braune Matsch, der derzeit wieder hochkommt, zeigt aber, dass das offensichtlich eine ganze Menge Leute NICHT so sehen.

Von Beruf bin ich Realschullehrer an einer sehr großen Gesamtschule (Anti-Lehrer-Shitstorms bitte in einen separaten Thread, danke!). Als Schulen sind wir zunehmend mit dem Thema trans Personen konfrontiert. Hier können wir uns auch nicht auf den Standpunkt stellen, dass man das getrost ignorieren kann, nur weil das im jeweiligen Landesschulgesetz nicht sauber geregelt wird, obwohl es zum Umgang mit dem Thema durchaus Empfehlungen gibt.

D.h., wir müssen zusammen mit den in der Regel Jugendlichen, die es betrifft und den übrigen Schülerinnen und Schülern (sowie den Eltern) eine Lösung erarbeiten, die für alle funktioniert. Gerade im Sportunterricht (Thema welche Umkleide nutzen) oder bei Klassenfahrten (Jungen-/Mädchenzimmer) ist das sehr relevant. Dass das Ganze zum Teil auch sprachlich nicht immer einfach zu regeln ist, ist klar, aber gerade dann muss man lösungsorientiert arbeiten.

Umso irritierender ist es dann, wenn man in seiner Klasse feststellt, wie offen hier teilweise trans- und homophobe Einstellungen vorgetragen werden (und bevor womöglich DIESE Diskussion wieder anfängt, nein, die "Ethnie" spielt hier keine Rolle, das höre ich herkunftsunabhängig von allen möglichen Kindern / Jugendlichen). Hier liegt auch ganz klar der Einfluss des Elternhauses zugrunde und das wiederum lässt Schlüsse darauf zu, welche Einstellungen dort vorherrschen. Ich hatte gehofft, wir wären gesellschaftlich weiter.

Ich finde es zudem gerade in der Metal-Szene befremdlich, mit welcher Selbstverständlichkeit hier teilweise eine Redneck-Attitüde vorgetragen wird, die das Thema trans Personen schlicht als Blödsinn, "geht gar nicht" und "neimodischi Ferz" (badnerisch für "neumodischen Unsinn") abtut. Für die Betroffenen sind das mitnichten "Ferz". Gerade die Metal-Szene, die zu früheren Zeiten selbst genug Ausgrenzungserfahrungen gemacht hat (die 80er-Jahre auf dem Dorf waren für mich als langhaarigen Kuttenträger teilweise hart an der Grenze), sollte es besser wissen. Leider erlebt man auch unter den Musikern / Bands teilweise das genaue Gegenteil.

Zum Schluss: In der Schule werde ich neben meinen ganzen Maiden-Shirts weiterhin mein Hämatom T-Shirt mit dem Regenbogen und den Einhörnern anziehen. Mir doch egal, was die alle denken! Und wer jetzt die Kacke-Schleuder anstellen will, soll das tun. :o
 

Mü_Exotic

W:O:A Metalgod
7 Aug. 2006
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:o
 

Revalon

THAT GUY
27 Apr. 2007
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Richtig, das dachte ich mir auch schon die ganze Zeit. Letztlich ist das ein Festival, das, salopp gesagt, den Regenbogen hochhält. Dementsprechend muss auch das Personal auf solche Situationen vorbereitet werden. Wer das als Security aufgrund seiner Einstellung zum Thema trans Personen grundsätzlich ablehnt, muss dann eben von diesem Einsatz ausgespart werden. Darauf muss man das Personal vorher hinweisen.

Wenn gefordert wird, man müsse eine derartige Einstellung des Personals respektieren oder womöglich tolerieren, dann muss das auch umgekehrt gelten, sprich, die Leute können dort nicht arbeiten (was sie in dieser Konstellation möglicherweise ohnehin ablehnen). Andernfalls verlassen wir tatsächlich den Bereich der Professionalität.

Das ist natürlich grundsätzlich alles richtig.

Ich möchte aber nochmal anmerken, dass wir zur im ersten Post angesprochenen Situation nicht wissen, ob die Security-Dame tatsächlich ein Problem mit Trans-Menschen hat oder ob sie einfach nur einmal in einer unvorhergesehenen Situation falsch reagiert hat.


Ich halte das nicht mal wirklich für ein Paradoxon, weil es, wie ich in meinem Post auf der letzten Seite zu dem Thema beschrieben habe, für mich einen Unterschied macht, ob man ablehnt, was jemand denkt, oder ob man ablehnt, was jemand ist.
 
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big_schembowski

W:O:A Metalhead
1 Aug. 2023
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Rhein-Neckar-Kreis
Ich möchte aber nochmal anmerken, dass wir zur im ersten Post angesprochenen Situation nicht wissen, ob die Security-Dame tatsächlich ein Problem mit Trans-Menschen hat oder ob sie einfach nur einmal in einer unvorhergesehenen Situation falsch reagiert hat.
Ja, das ist klar. Da können wir aber nur spekulieren, wir waren nicht dabei. Umso wichtiger ist es aber, dass die Leute entsprechend geschult werden.
 
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