Für mich bedeutet hoch spielen, dass man irgendwo als kleine Band (wie jede andere auch) angefangen hat und sich durch viele Liveauftritte einen Namen gemacht und eine Fanbase erspielt hat. Sich den Arsch vor ein paar Nasen abspielen ist dabei sicher eine prägende Erfahrung und ehrt jede Band, aber selbst wenn man es geschafft hat, dass irgendwie zu umgehen, weil man seine Sache vielleicht anders, mit richtigen Connections oder einfach anders angegangen ist. Atlantean Kodex war ja (zumindest meines Wissens nach) auch nie die Band, die sich groß hoch spielen musste. Die haben von Anfang an jeden Schritt bewusst gemacht und haben eben auch entsprechende Connections. Klar wollten die nie riesig werden, aber größer könnten die schon lange sein, wenn sie wollten und das ohne sich einmal vor 20 Leuten den Arsch abzuspielen.
Da hat halt jeder eine andere Meinung, wie man deie Begrifflichkeit "hochspielen" interpretieren mag.
Connections zu haben ist sicher nicht verkehrt und eine derarige Chance zu nutzen auch nicht verwerflich, wenn das Ganze dann aber wie am Reißbrett geplant wirkt und man sein Fähnchen dann noch immer in den richtigen Wind hängt, bekommt das für mich einen faden Beigeschmack. Grand Magus als Gegenbeispiel wurden in letzter Zeit auch immer mal wieder als Dreingabe zu größeren Bands dazugepackt. Die haben sich mMn aber nicht wirklich so verändert, dass sie es weiter nach vorne schaffen. Haben sich halt nicht verbogen und müssen aktuell zusehen, dass sie kleine Clubs voll bekommen. Wenn ich einerseits an das volle Zelt in Wacken und dann an den Gig mit Elm Street & Evil Invaders in Berlin denke, dann liegen da Welten dazwischen. GM sind bei Nuclear Blast unter Vertrag, haben also schon Connections, aber das ist nicht das entscheidende. Es ist immer auch die Anbiedrung an den aktuellen Zeitgeist. Das darf ich dann wohl als falsch empfinden, weil es eben gegen das steht, was Metal mal (auch) verkörpern wollte.
Die Schublade Metal ist aber eben ganz einfach größer, als Heavy/Speed/Thrash/Black/Death/Doom aus den vor vorletzten beiden Dekaden. Aber wieso man ein Problem damit hat, wenn die Subkultur diverser und größer wird, habe ich auch noch nie so Recht verstanden. Ich glaube sogar, ohne neuen Einfluss und Leute wäre auch diese Untergrund-Kultur früher oder später tot. Du kannst auch die kleinen Events nicht halten, wenn du nur die ewig gleichen 200 Nasen hast, von denen mal mehr, mal weniger da sind.
Ich habe ehrlich gesagt kein Problem damit, wenn sich das Spektrum erweitert. Meine liebsten (auch neuen) Bands sind zwar in den klassischen Subgenres und deren Kreuzungen verortet, nichts desto trotz mag ich auch Bands wie Dream Tröll, TNFO, Idle Hands, Katatonia, Parkway Drive, HSB oder gar Wolfmother. Diese Bands haben für mich aber vor allem eine gewisse musikalische Substanz, obwohl sie nicht den klassischen Metallehren entsprechen oder gar kein Metal machen und vielleicht sogar poppig daher kommen (Dream Tröll, TNFO). Bei Amaranthe, und BTB sowieso, habe ich immer diesen äußerst faden Beigeschmack, dass sie auch sofort Folk, Rap oder weiß der Geier was in ihren Stil einfließen lassen würden, wenn die breite Masse danach schreien würde.
Außerdem darf man genauso die Fragen stellen, warum alles Metal sein oder eben kein Metal sein soll. Man muss sich nicht an Begrifflichkeiten aufhalten, aber je nach eigener Einstellung ist es einem halt wichtig. Core-Kids sind nun mal in meinen Augen nicht wie Metal-People - zumindest nicht im Bezug auf all den Kram, den eine Szene kennzeichnet. Das hat heute sicher keine so große Bedeutung mehr wie zu der Zeit als ich mit diesem ganzen Kram in Berührung gekommen bin. Ich hänge da aber immer noch dran, obwohl ich im Prinzip auch nur ein stink normaler Typ bin, der einen biederen Job im ÖD nachgeht. Die Einstellung zu all diesen per se unwichtigen dingen kommt halt auch immer daher, aus welcher Zeit man stammt.
Sry, aber da schießt du glaube ich über Ziel hinaus. Ich weiß nicht ob, oder wann du dich zuletzt mal wirklich im Mainstream bewegt hast. Also so die großen Schlager/House/Pop Clubs und Discotheken die brechend voll sind, weil da eben Alle (Also der Mainstream) hingehen. Solche Schuppen schlucken die meisten Metal/Gothic Clubs zum Frühstück was Größe und Anzahl der Menschen angeht. Und dann gibt es davon nicht nur eine Handvoll (Wenn man in einer guten Stadt wohnt), sondern Dutzende. Und in keinem dieser Clubs wird jemals auch nur im Ansatz sowas wie Amaranthe, oder sogar Beyond The Black laufen. Wenn du da nicht sowas hast wie Unheilig, der ja wirklich komplett in den Schlager/Pop Bereich gewechselt hat, ist das definitiv noch Subkultur. Nur eben der vielleicht "äußerste" Teil des Spektrums.
Es geht mir beim Begriff Mainstream ja gar nicht um die Menge an Leuten, die zu bestimmten Events gehen. Da ist harte Rockmusik im weiteren Sinne sicher noch weit von Diskoskram und Schlager entfernt. Wenn ich mir aber überlege, dass heutzutage Metalevents wie HF, GP und WOA auch was an die 100.000 Leute ziehen, dann kann man auch nicht mehr von einer eher kleinen Szene sprechen die in sich mehr oder minder geschlossen oder abgrenzend ist. Das sind auch Massenveranstaltungen, die zusehens für jedermann aufgezogen werden. Das war für mich früher undenkbar, dass eine vormals so "geächtete" und "verschiehene" Musik wie Metal sowas mal erleben könnte. Sicher liegen die steigenden Zuschauerzahlen auch daran, dann im Vergleich zu den 80ern und 90ern 1,5 generationen an Musikhörern dazugekommen sind, ohne, dass die ersten Fans verschwunden sind. Ich nenne es jedenfalls Mainstream, auch wenn man den Begriff sicher anders auslegen mag.
Was ich auch noch extrem gut finde, ist dass auch durch solche Bands wenigstens ein paar mehr Frauen ins Genre kommen. Der Metal ist nach wie vor noch eher ein feuchter Männertraum, bei dem Frauen in den meisten Fällen schmückendes Beiwerk bleiben. Das will man meist nicht gerne hören, aber es ist definitiv da und ein Problem.
Es ist definitiv angenehmer, wenn Metalvernastaltungen nicht mehr wie früher zu 80% oder so aus Kerlen bestehen. Es ist mir aber auch nicht so wichtig. Weder würde ich mir meine Lebensabschnittspartnerin über den Musikgeschmack aussuchen, noch interessiert es mich, welches Geschlecht die Person auf der Bühne hat. Da zählt für mich nur die musikalische Darbietung. Zudem müsste das Mädels trotzdem ohne mich diese Gurkentruppen anschauen, ich würde da dann lieber zu Hause bleiben und Socken stopfen.