Jain.
Zum einen muss man gucken, ob derjenige alleine Lebt oder noch eine sechsköpfige Familie mit ernähren will.
Auf der anderen Seite werden die Lohne, vorallem im Niedriglohnsektor, stark durch Angebot und Nachfrage reguliert.
Z.B. bei Friseuren gibt es einen großen Wettbewerb, bei meiner alten Wohnung hatte ich drei in einem Umkreis von 400 m. Natürlich gibt es dann auch starken Wettbewerb, was den Preis angeht und dementsprechend werden niedrige Löhne gezhalt.
Wenn es nun genug Friseure gibt, welche für den niedrigen Lohn arbeiten, hat der Arbeitgeber keinen Grund die Preise anzuheben um mehr zu zahlen, da er dem Unternehmen dadurch schaden würde.
Wenn der Markt also keine höheren Preise zulässt können die Löhne auch nicht steigen.
Ich will jetzt niemanden schlechtreden, aber anscheinend ist die Tätigkeit als Friseur nicht sehr anspruchsvoll, wodurch es viele Bewerber auf dem Markt gibt, welche auch die niedrigen Löhne akzeptieren.
Auf welcher Grundlage sollte man jetzt die Löhne/Preise erhöhen?
Wenn der Staat vorgibt, wer was verdient wären wir ja im Sozialismuss.
Dass die Löhne niedrig gehalten werden, hat eigentlich weniger was mit freiem Wettbewerb zu tun, sondern mit Spekulation und Profitmaximierung. Es sind allermeist Ketten mit aggressiver Preisgestaltung und dem entsprechenden Kapital dahinter, die in die jew. Märkte drängen und dann die Bedingungen durch Preis- und Lohngestaltung diktieren.
Den Friseuren wird ja außerdem wieder die Wahl genommen. Wenn sich alle beim Lohn unterbieten, kann sich der Friseur natürlich aussuchen, da nicht zu arbeiten. Bleibt er halt arbeitslos. Das hält er aber nur nicht lange durch, weil der Rubel ja rollen muss, und wenn das Arbeitsamt/Jobcenter das hört, dass man einen Job abgelehnt hat...
Ich sage ja nicht, dass man Löhne staatlich festlegen soll. Aber es braucht Schutzmechanismen, weil die Marktgesetze immer nach dem Recht des Stärkeren gehen. Und das ist letzten Endes mit einer sozialen und solidarischen Gesellschaftsordnung nicht vereinbar. Deswegen braucht es einen Mindestlohn. Deswegen braucht es soziale Fangnetze, die in der Lage sein müssen, Menschen oberhalb des Existenzminimums zu halten.
Ich habe auch schon für 4,10€ die Stunde Pizzas ausgeliefert und für 5,80€ die Stunde Supermarktregale eingeräumt. Spätabends. Ist echt nicht einfach, sich damit über Wasser zu halten.
Tun wir doch.
Die Frage ist eher ob die Menschen mit unterdurchschnittlichem Talent oder Intelligenz, genau so entlohnt werden müssen, wie der Durchschnitt.
Wie du schon sagst, ein Lohngefälle wird es wohl immer geben. Und die Preise richten sich nach dem, was der Durchschnitt bereit ist zu zahlen. Also wird es, solange es ein Lohngefälle gibt, immer Menschen geben, welche mit ihrem Gehalt nicht so einfach über die Runden kommen und nicht den Lebensstandard haben, welchen sie beim Durchschnitt sehen.
Dass sie einen durchschnittlichen Lebensstandard haben sollen, sagt doch keiner. Aber Existenzminimum ist gleich Armut. Oder waren wir zwischenzeitlich woanders? Man kann doch auch die sozialen Fangnetze so gestalten, dass man bei einem unterdurchschnittlichen Lebensstandard liegt, der immerhin noch ein bisschen Luft zum Existenzminimum lässt.
Wo habe ich das denn behauptet?
Habe den fraglichen Satz hier mal herausgestellt:
Die Frage ist jetzt ob die wirklich selbstverschuldet ist oder das Umfeld schuld hat. Und wenn das Umfeld die Schuld trägt, inwieweit ist man selber Schuld, wenn man sich diesem Umfeld aussetzt und nicht daraus ausbricht.
Für schlechte Entscheidungen aufgrund schlechter Beratung, trägt man wirklich nicht die volle Schuld. Aber ich würde nicht soweit gehen zu behaupten, die meisten Menschen in finanziellen Notsituationen sind dort ausschlißlich, weil sie schlecht beraten wurden.
Nein, nicht ausschließlich, deswegen bringe ich ja mehrere Beispiele an, die zusammengenommen auf eine ziemliche Menge Leute zutreffen.
Ist man gezwungen, das zu akzeptieren, dass andere etwas nicht akzeptieren?
Es kann keine Pflicht zur Rebellion geben. Man ist vielleicht nicht gezwungen, aber viele Jahre Erziehung, Sozialisation etc. bringen einen vielleicht dazu, nicht rebellieren zu können oder zu wollen.
Wenn jemand nicht weis was er machen soll, sind es doch seine eigenen Überlegungen, welche ihn hindern sich zu enscheiden. Und wenn er erstmal irgendwas macht wurde die Entscheidung doch auch selber getroffen...
Es geht bei dem konkreten Punkt darum, dass die Gesellschaft im Leben keine Zeit vorsieht, sich selbst über seine Fähigkeiten und Wünsche richtig klar zu werden. Wer z.B. ein Jahr lang aus dem Rahmen fällt, hat geringere Jobchancen, eine Lücke im Lebenslauf, weniger Rentenansprüche, und, und, und. Und ständig ist der Druck da: Mach irgendwas. Geh arbeiten. Sonst bist Du schlimm dran.
Die Entscheidung ist dann nicht mehr wirklich frei.
Ja, dein Standpunkt ist, dass wenn jemand über seine Handlung nicht ausführlich genug nachdenkt, er an der Handlung auch keine Schuld trägt.
Mein Standpunkt ist, dass jemand der weiß wass er will, aber (wegen Eltern, Umfeldt, etc.) sich entscheidet was anderes zu tun, diese Entscheidung trotzdem zu 100% bei der Person selber liegt.
Wenn die Eltern nicht akzeptieren, dass das Kind später Tierarzt werden will, liegt die Entscheidung trotzdem beim Kind.
Wer nach der Schule nicht weiß, was er machen soll und erstmal ein Jahr durch Europa reist, trifft diese Entscheidung doch auch selber.
Das die meisten Menschen den Weg des geringsten Wiederstandes gehen bedeutet nicht, dass sie nicht selbst entscheiden wohin sie gehen.
Schwer Entscheidungen sind trotzdem auch eigenen Entscheidungen.
1. Satz stimmt nicht. Ich meine das anders, das weißt Du eigentlich auch, passt Dir aber grad so gut in die Argumentation.
In der Theorie ist das ja alles schön und gut, logisch und alles. Geht nur vollkommen an der Realität vorbei. Das sind Ansprüche, die jemand stellen kann, der in der Hinsicht privilegiert ist. Sich einem äußeren Druck zu beugen ist kein Zeichen von Schwäche und auch nichts, was man jemandem vorwerfen sollte. Es ist vielleicht mehr ein Zeichen, dass ein äußerer Druck bei manchen stärker und bei manchen weniger stark ist und verschiedene Menschen auch verschiedene Mengen Druck aushalten.