Ja natürlich haben die eigene Szenen, aber das bedeutet noch lange nicht, dass die sich nicht irgendwie beeinflusst haben. Dann darüber zu sprechen, als hätte man es mit Fakten zu tun, die ihr euch irgendwie durch verifizierbare Belege erarbeitet habt, finde ich dazu ziemlich großspurig.
Ich habe doch gar nicht gesagt, dass sie sich nicht beeinflusst haben?
Im Gegenteil...ich sagte es gibt durchaus Berührungspunkte. Das sind Beeinflussungen.
Es klingt immer so, als seien diese Szenen eigenständige Wesen die es so wie dargestellt und nur so gibt. Oder als wären Wurzeln und Äste der Musik geplante und eindeutige Merkmale, die man exakt bestimmen kann.
Das interpretiertst du so. Gesagt habe ich das nie.
Tatsächlich bewegen sich ja vermutlich nicht wenige Leute in mehreren Schnittmengen. Das tue ich ja selbst z.B. auch in manche Richtungen mehr und manch weniger.
Das ist aber eine völlig unzureichende Herangehensweise. Ich erinnere mich daran, dass ich dich mal fragte, wie du "Metal" definieren würdest und da gab es eine -ich meine- ziemlich schwammige Definition von dir. Auch weiterhin würde ich behaupten, dass es schlicht nicht möglich ist, "Metal" so zu definieren, dass man es in jedem Fall eindeutig von anderer Musik abgrenzen kann, die Musik aber gleichzeitig nicht in ihrer Komplexität und Vielschichtigkeit beschneiden würde.
Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich eine abschließende und allgemeingültge Definition von Metal, die über "If it's not in your blood, you will never understand!" hinausgeht geliefert habe oder liefern wollte.
Wir haben uns über Metal unterhalten. Sicher...und auch über Abgrenzungen. Das soll aber keinen Anspruch einer Definition haben.
Metal selbst verändert sich ja auch laufend. Und innerhalb des Metal gibt es ja auch Genres, die mit dem klassischen "Heavy Metal" ja auch kaum mehr was gemeinsam haben.
Das ganze funktioniert weder über bestimmte Instrumente, Takte, Melodien, oder sonstiges. Bei jeder Definition kannst du entweder etwas anderes eher unpassendes mit rein holen, oder musst etwas, dass eigentlich reingehört, draußen lassen.
Genauso ist es mit den Szenen. Diese Szenen sind nichts festes in Stein gemeiseltes, sondern es sind >VERSUCHE< Gemeinsamkeiten unter einem bestimmten Namen zu vereinen. Versuche von Journalisten, Musikern und eben den Fans selber.
Aber weder die Szene sucht sich ihre Anhänger, noch sucht sich irgendwer seine Szene bewusst aus. Am Anfang hört man einfach nur Musik und rutscht dann über Freunde, Umgebung und Vorlieben in die ÖRTLICHE Szene. Diese besteht vielleicht sogar erstmal nur aus dem eigenen Freundeskreis. Im größeren Rahmen dann aus Festivals, oder eben virtuell. Letztlich sind es aber alles heterogene Mikrokosmen, die sich aus dem Konsens der inhärenten Personen bilden und in ihrer Gesamtheit als Szene klassifiziert werden.
Warum ich so weit aushole? Weil ich das Gefühl habe, dass einige Aspekte viel zu Einseitig betrachtet werden und oft auch gar nicht genauer betrachtet werden können.
Dem widerspreche ich überhaupt nicht.
Wir sind alle keine Musikwissenschaftler, oder Historiker, aber das müssen wir auch gar nicht sein. Ich persönlich verlasse mich da also am liebsten auf meinen Gehörsinn. Der sagt zum Beispiel: Okay Deeznuts ist garantiert nicht meins, aber es ist voller Gitarren, laut, knallt also passt das schon irgendwie.
Da widerspreche ich dann doch. Für mich zumindest ist dieses ... nenenn wir es Experiment...ebenso wie das Experiment Dorfrocker zu weit weg von dem was ich in Wacken erwarten würde.
Es sollte nicht zu viel davon her, aber es ist nichts, dass man nicht ignorieren kann, oder gar einen Affont gegen die metallische Musik darstellt. So tun einige aber...
Nun...es ist sicher möglich die Band zu ignorieren, sofern sie nicht auf der Beer Stage oder dem Wackinger spielt, wo man häufiger vorbeikommt.
Du hast ab er das Stichwort ja selbst genannt...dieses "zu viel". ich hab mich z.B. die letzten Jahre ja nicht unbedingt über Punk aufgeregt. Dieses Jahr habe ich aber schon den Eindruck, dass hier mehr da ist als sonst und auch, dass in diese anderen Richtungen mehr experementiert wird, also auch von der Quantät her. Das missfällt mir zumindest solange bis die wesentlichen Metal-Genres (auch die, die ich nicht persönlich mag) abgedeckt sind.
Ob die Band einen "Affront" darstellt sei mal da hingestellt...
Ach würde es der Band genauso wie den Dorfrockern zutrauen, dass sie nach Wacken sich irgenwo hinstellen und herumposaunen "höhö, wir haben Wacken erobert...". Jedenfalls wirken sie so auf mich.
Das verstehst du echt nicht?
Das ist traurig.
Sagen wir so...ich verstehe es bei manchen Sachen. Wie bereits gesagt...ich finde durchaus, dass einige nicht-Metal-Musik durchaus zu Wacken passt. Siehe der Mittelalter-Bands. Ich verstehe es nicht bei allen Bands...und dazu gehören die Dorfrocker und auch diese Deeznuts bei mir. Dazu gehörten auch bei mir BossHoss und Santiano.
Beim Hurrabärchi sind die Empfindungen noch etwas strenger.
Für dich nicht, für andere vielleicht schon. Ich habe vor kurzem von jemandem gelesen, wie sehr er die alten zeiten vermisst, in denen Watain noch tote Ratten und ranziges Blut ins Publikum geschmissen haben und der Black Metal noch für absolute Kompromisslosigkeit stand. Liegt der Typ jetzt falsch? Oder liegst du falsch? Oder ist Black Metal eigentlich gar kein Metal? Und was ist eigentlich diese Metal-Attitüde?
Das ist natürlich nicht einfach zu beantworten.
Ich kann auf der einen Seite schon verstehen, dass die Black Metaller sich da die Anfänge zurückerinnern und in Nostalgie schwelgen.
Die Stimmung rund um Black Metal ist schon was sehr spezielles, wenn man sich wirklich mal darauf einlässt. Die Magie, der Okkultismus als alles noch frisch war. Es war dynamisch, rebellisch, es war neu und ich glaube einfach...vieles rührt einfach daher, dass in der Entstehungszeit des Black Metals viele Musiker einfach mal selbst in ihren wilden Jahren (kaum 20) waren.
Vermutlich ist das ganz allgemein oft der Grund dafür, dass Leute am Vergangenen hängen. Es sind eben Emotionen damit verbunden und ein Teil der eigenen Sozialisation.
Gerade im Black Metal Segment...da kannte ich mal eine Frau, die war auch hier früher im Forum...sie hatte viel aus der Richtung erzählt, weil sie älteren Jahrgangs war und die ganze Entstehungsgeschichte samt den Entgleisungen mitbekommen hatte und auch einige Bands beherbergt hatte als sie in Deutschland waren.