So, zurück vom KIT, es ist mitten in der Nacht, ich bin aber hellwach, in meiner Wohnung ist es viel zu warm und ich hab mir gerade ein Gläschen Hausbräu-Pils vom Darmstädter Ratskeller eingeschenkt. Leckeres Mitbringsel, aber höllisch gefährlich.
Eines vorneweg: Wer am Keep It True XIX war, der hat etwas Monumentales erlebt. Und nein, es waren nicht Fates Warning.
Jetzt aber zum Festival: Die Anfahrt lief reibungslos, meine Gäste waren um 11 bei mir, wir haben schnell den Kram in die Wohnung gebracht und sind gleich los. Fahrt war auch ok, wir haben einen Parkplatz recht weit hinten ergattert. Egal. Rüber zum Einlass, Schock: Die Schlange war länger als der Fußweg vom Auto zur Halle
Knapp 50 Minuten standen wir an, bis wir also endlich das eklige Papierbändchen hatten und durch den neugestalteten Einlass latschen durften. Vorher wollten uns die Leute vor uns noch die Secret Band verraten. Aber nur gegen Bezahlung. Nö. Dann lieber Überraschung.
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An sich war die Einlassituation gut gelöst, aber man hätte direkt hinter den "Abtastern" keine Stände aufbauen sollen, so war das etwas eng. Ansonsten, wie gesagt, toll gelöst und der zusätzliche Platz in der Halle war echt angenehm, zumal der nie bis auf den letzten Zentimeter ausgenutzt war.
Und was kommt beim KIT nach dem Einlass? Exakt, Karten kaufen. Das dauerte auch nochmal ne halbe Stunde, aber am Ende waren alle zufrieden. Für doldi04 hab ich eine fürs nächste Jahr mitgenommen, das wird klasse!
Pünktlich zur ersten Band und zur zweiten Kaltschale (die Wartezeit in der Schlange musste ja verkürzt werden
) war alles erledigt.
Terminus aus Nordirland durften heuer eröffnen. Nachdem ich das Album irgendwie aus den Augen verloren hatte, wurde mir die Klasse der Band umso eindrucksvoller wieder ins Gedächtnis gerufen. Nicht selten erinnerte die Kombo an die Kollegen von der anderen Insel (Solstice) hin und wieder blitzte - gerade wegen der Sci-Fi-Texte - auch mal ein bisschen Slough Feg durch. Vor allem das schon etwas länger bekannte Fortress Titan hat es mir angetan
Ich bekam einen Anruf von Sari, ich möge doch bitte zu ihrem Camp kommen. Die lieben Forumler hatten ein verspätetes Geburtstagsgeschenk dabei
Und was wars? Ein Hurrabärchi zum Selberbasteln, das ich natürlich an Ort und Stelle zusammennähen sollte, weil es ja nichts Trueres gibt, als am Keep It True Plüschbärchen zusammenzuflicken
Die Watte hab ich noch einigermaßen selber reinbekommen, beim Bauchzeichenaufnähen musste ich kapitulieren, keiner konnte auch nur annähernd erahnen, was zur Hölle ich da mit dem Faden angestellt hatte
Chu hat mir aber ausgeholfen und die Hälfte aufgenäht
. Wie das aber ein Fünfjähriger hinbekommen soll, steht in den Sternen. Allerdings hatte ich ein bisschen Angst, dass - auch wenn ein Teil der Leute wohl Chus Bekannte waren - ich jetzt wegen des Glücksbärchis hart aufs Maul bekomme...
Es gibg wieder in die Halle, wo
Mythra noch aufspielten. Schöne Uptempo-NWoBHM, trotz unbekanntem Material war das doch sehr unterhaltsam.
Als nächstes standen die deutschen Rüpel von
SDI auf dem Plan. Etwas verwundert hat mich, dass Chu freiwillig bei ihrer Punkaversion mit in die Halle ist. Vollgas, megastumpf, immer mit einem starken Punkeinschlag böllerte der Dreier 45 Minuten durch ihre drei Studioalben. Und mit Panic in Wehrmacht, Coming Again (aktueller geht ja kaum
) und dem unverzichtbaren Megamosh haben sie ja auch ein paar Hits im Gepäck. Die Menge dankte den starken Auftritt mit einem furiosen Moshpit. Waldi und ich fandens amüsant, der Rest ist anscheinend geflüchtet.
Thrust im Anschluss waren solider US-Metal, den ich hauptsächlich von der Tribüne aus betrachtet hab. Allerdings war es ein bisschen skurill, dass ein Typ mit BLS-Leibchen "Posers Will Die" intoniert
So, dann ein Auftritt, auf den ich mich tierisch gefreut habe:
Tokyo Blade im Night-of-the-Blade-Line-Up minus Sänger plus Originalsänger Alan March am Mikro! Im Übrigen zum ersten Mal seit 35 Jahren. Als sie die Bühne betraten, sah das zwar weniger nach Heavy-Metal-Band als nach Männerausflug des Kegelclubs zum 35-jährigen Bestehen den Dienstagabenstammtisches aus, musikalisch war das aber aller erste Sahne! Ein Klassiker nach dem anderen, Sunrise in Tokyo, Unleash the Beast, If Heaven Is Hell, das göttliche Night of the Blade... Die Liste ließe sich noch weiter führen. Die ein oder andere Rarität war auch dabei. Allerdings wurds vorne allmählich asozial, ein Paar neben mir entschloss sich offensichtlich, sich zu den Klängen von Tokyo Blade fortzupflanzen, anders ist dieser bizarre Tanz nicht zu erklären. Und zwei Männer, etwa Mitte 40, rotzevoll, die einfach Leute umgemäht und einen peinlichen Aggromoshpit aufgemacht haben. Es hat nicht mehr viel gefehlt, dann hätts nen Fausttanz von einem dritten Herren gegeben, der ständig diverse Körperteile mit voller Wucht ins Kreuz bekam, obwohl er mehrfach klargemacht hat, dass er nicht mit"moshen" will. Völlig Panne. Trotzdem das erste Highlight. Also die Band. Nicht die Typen.
Die NWoBHM-Kolleginnen von
Rock Goddess konnten imho das Niveau nicht ganz halten, was vor allem dem etwas dürftigen Sound zuzuschreiben ist. Ich bin allerdings auch nicht wirklich vertraut mit dem Material der Band. My Angel und Heavy Metal Rock'n'Roll waren schon spaßig.
The Rods danach waren ganz cool, haben Spaß gemacht. Was wirklich Besonderes fällt mir jetzt nicht dazu ein.
Endlich war es also gekommen: Die ominöse
Secret Band hatte Stage Time. Übrigens wurde auch auf alle Merchartikel "Secret Band" und ein Fragezeichen als Logo gedruckt
Wer sollte es denn nun sein? Ace mit einem The-Elder-Set? Crimson Glory? Gar Savatage? Als das Keyboard auf die Bühne kam, war der Gedanke da. Aber das war zu unwahrscheinlich. Ein dünner junger Mann betrat die Bühne und griff zum Mikro. War das der Sänger? Mit seinem Bandana, seiner Bling-Bling-Kette und dem Muscleshirt sah er aus wie ein talentfreier weißer Rapper. Ne Body-Count-Coverband aus lauter weißen Bubis, oder was? Nö. Wer genau hinschaute, erkannte Mike Cotoia. Und unter der Kapuze einen bekannten Gitarristen. Es waren tatsächlich
Ross the Boss! Hundert Punkte für das Bärchiratespiel, wimps and posers leave the hall!
In den Videos konnte man sich ja schon von den Qualitäten des jungen Ausnahmesängers überzeugen. Was dieser Bursche aber ablieferte, was nicht von diesem Planeten! Wie ein junger Eric Adams nagelte er selbst die unmöglichsten und höchsten Screams punktgenau fest. Es folgte ein absolutes Fest für jeden, aber wirklich jeden, der auch nur annähernd was mit Metal am Hut hat, 75 Minuten ein Manowar-Klassiker nach dem anderen. Und die voll besetzte Halle eskalierte. Sei es nun zum Opener Sign of the Hammer, dem epischen Secret of Steel oder dem Brecher Kill WIth Power - kaum eine Faust blieb unten, kein Kopf ungeschüttelt und es wurde jede verdammte Silbe mitgesungen. Highlights waren natürlich solche Sachen wie Thor oder Hail and Kill. Und mein zweitliebster Manowar-Song in Form von Dark Avenger. Was aber allem die Krone aufsetzte, war die Überhymne Battle Hymn. Wenn aus knapp 2000 Kehlen die unsterblichen Zeilen "By moonlight, we ride, ten thousand side by side" ertönen, da wird man in andere Sphären katapultiert. Unbeschreiblich! Ich hoffe, dass man diese Konstelation noch öfter sehen wird.
Ja, was sollte noch kommen? Nach diesem überidischen Auftritt? Laut Running Order Razor. Allerdings war nach Ross schon alles gesagt. Das Festival hätte an der Stelle auch vorbei sein können. Nachdem Razor, deren 85er Set ohne Sheepdog eh wenig Sinn macht, dreimal denselben Song geschrubbt haben, sind wir Richtung Würzburg gefahren. Lieber ein bisschen länger schlafen.