Mo, 11.11.2013 - Teenage Bottlerocket, Iced Earth, Volbeat
So, dann mal meine 5 Cent:
War am Montag in der Hamburger o2world und habe mir Volbeat samt Support angeguckt. Naja, eher den Support. Ich hatte die Karten als Geburtstagsgeschenk für mein Frauchen vorgesehen, weil sie sich so geärgert hat, dass ich Volbeat in Wacken 2012 sehen konnte, und sie nicht.
Letztendlich waren wir uns aber einig, dass die Hauptband selbst gar nicht so toll war. Doch der Reihe nach:
Wir sind früh angereist und konnten noch ein bisschen durch unsere alte Wahlheimat Hamburg tingeln, inklusive eines Besuchs im Cacher-Shop am Schanzenviertel. Die Anreise nach Altona dann gestaltete sich dank bester Ortskenntnis vollkommen problemlos. Dass allerdings selbst Gäste mit Tickets noch 5,-€ abdrücken dürfen für den geländeeigenen Parkplatz, fand ich grenzwertig.
Nach dem obligatorischen Besuch am Merch-Stand hatten wir noch etwas Zeit, uns umzugucken. Von vorn herein war zu sehen, warum man mit Fug und Recht behaupten kann, Volbeat seien keine Metal-Band. Das Publikum war einfach mal so gar nicht Metal.
Ein Brisk- oder Pomaden-Verkaufsstand hätte bei der Klientel einen Rekordumsatz gemacht. Das Publikum bestand zum größten Teil aus Rockabillys (und solchen, die das noch werden wollen), Alt-Kutten-Senior-Rockern (die den King wohl noch persönlich kennen), Wochenend-Metlern (auffällig viele junge, kurzhaarige Burschen, nahezu immer mit Wacken- oder Volbeat-Shirt) und Mainstreamern. Die junge Dame neben mir hätte man so auch auf einem Dj Bobo- oder Pur-Konzert gefunden.
Metaller also in der Minderheit. Das Crewmember von Iced Earth freute sich dann auch einen Keks, dass wir uns IE-Tourshirts und die Vinyl-EP gekauft haben, denn Metalshirts waren echt selten.
Danach ging's auf die Plätze: Hinten rechts, Oberrang, fast unter dem Dach. Nach der Erfahrung (meine erste Sitzplatzerfahrung) weiß ich jedenfalls, dass ich das nicht noch mal mitmachen möchte. Ich gehöre einfach in den Innenraum, und Sitzplätze auf einem Konzert sind sowieso ein No-Go. Das haben denn auch meine Sitznachbarn zu spüren bekommen.
Aber was soll's, Innenraum war ausverkauft. Noch nicht einmal die Plätze durften wir uns dann selbst aussuchen, weil das fucking Ticketsystem von der o2world die automatisch vergibt und Ordner fleißig jede Fehlbesetzung verhinderten.
Los ging es dann also mit Teenage Bottlerocket. Das ist eine speedlastige US-Punkband, die 2001 gegründet wurde. Klingt vom Sound fast wie die alten Ramones. Mit dem Sound konnte bei der Musik dann auch nicht viel falsch gemacht werden. Zu begeistern war das Publikum kaum (Halle halb leer), obwohl die Jungs gut aufspielten. Ruft man sich ins Gedächtnis, dass die Hauptband ein Mainstream-Rock-Act ist, verwundert das kaum. Einen einzelnen, hartnäckigen Mosher konnte ich unten in der ansonsten stillen Menge ausmachen. Ich selbst hielt TBR jetzt nicht für den Oberbringer. Ganz nett, kann man gut hören, mehr aber auch nicht. Dafür war mir die Musik zu beliebig. Zudem gab's als "Highlight" ein Drumsolo mit Showeinlage, bei dem Drummer und Gitarrist sich mehr schlecht als recht die Drumsticks gegenseitig zuwarfen. Dabei hat sich der Drummer noch schön drei-, viermal verspielt. Naja, wenn Herr Carlisle von Beginn an bei der Band ist, erwarte ich da etwas mehr, wenn man sowas schon aufzieht.
Nach kurzer Pause und ebenso kurzem Soundcheck kamen Iced Earth auf die Bühne und durften insgesamt acht Songs (oder neun?) performen, darunter drei von ihrem neuen Album. "Plagues Of Babylon" gibt dabei ein echt gutes Tour-Intro ab, das sie sicher auf ihrer eigenen Headliner-Tour beibehalten werden.
Für die ersten zwei Songs gibt's Abzüge in der B-Note, weil der Sound ziemlich schlecht war. Der Bass dröhnte ziemlich, und das Mikro war zu leise abgemischt. Nach den ersten Akkorden machten sich dann auch einige Roadies im Bühnenhintergrund hektisch an Kabeln zu schaffen. Mit Erfolg! Der Sound wurde merklich besser.
Pyros oder große Effekte wollten Volbeat ihren Supportern nicht zugestehen. Brauchen die alten Hasen aber auch nicht, sie spielten ihr Set erfahren, sicher und mitreißend. Zumindest mich riss es mit, laut brüllend, bangend, singend, abgehend, klatschend war ich ganz oben auf der Tribüne einer der wenigen - zum Leidwesen meiner Sitznachbarn, die damit augenscheinlich wenig anfangen konnten. Gucken können sie halt ziemlich blöd. Ich konnte aber auch ein, zwei textsichere Gesellen ausmachen, die irgendwo hinter mir mitsangen. Die ersten acht Reihen im Innenraum machten ganz gut mit, und einmal meinte ich sogar einen kleinen Moshpit ausmachen zu können. Dank der sonst stockstill stehenden Audienz wurde aber allzu heftiges Abfeiern unterdrückt. Grm. Ein wenig peinlich war es am Ende, als Stu bei "Iced Earth" nochmal einen Circle Pit sehen wollte, und sich wirklich NIEMAND vom Fleck rührte. Schade. Wirklich voll war die Halle auch da noch nicht, vielleicht max. 2/3.
An der Stelle muss ich echt mal sagen, dass Stu Brock ein echter Glücksfall für IE ist. Stimmlich bringt er alles mit, was es braucht. Sein Stimmumfang hat mich an einigen Stellen dann auch ziemlich überrascht. Wow. Seine Bühnenpräsenz ist auch toll, präsent, markant, kraftvoll, ohne sich zu sehr in den Mittelpunkt zu rücken. Ich bin sicher, er wird sich noch weiter entwickeln. Da kann noch viel gehen.
Es schloss sich wieder eine Umbaupause an, ein Sichtschutzbanner senkte sich vor die Bühne. Es folgte ein spürbar längerer Soundcheck. Man merkte deutlich, wer hier der Hauptact war.
Die Halle wurde jetzt richtig voll. Von oben sah sie aus wie ausverkauft. Es folgte ein akustisches Banjo-Intro, zu dem sich einer (interessiert mich nicht, wer das war) vor das Banner auf den Bühnenrand setzte. Dann fiel der Vorhang, begleitet von Knallpyros und allgemein bombastischer Show. Volbeat hatten optisch und akustisch richtig was aufgefahren. Flammenwerfer an den richtigen Stellen, Lightshow vom feinsten mit beweglichen Lightbars, das Bühnenbild lebendig und stimmig passend zum neuen Album-Design. Das Bühnenbild hat mir wirklich gut gefallen.
Da hört's dann auch schon langsam auf mit dem, was mir gefallen hat. Ich meine, klar, Volbeat haben Bühnenerfahrung, spielen können sie alle, Poulsens Stimme ist der Hammer, ja. Aber.
Die wirklich guten Songs hab ich schon so oft gehört. Da war das neue Album einfach nur Mittelmaß. Nahezu alle Songs dudelten sich so runter.
Dazu kam ein echt grottiger Sound. Ich meine, der war so gewollt! Der Bass fetzte einem alles raus, rührte die Gedärme durch. Poulsens Stimme war übermäßig präsent über dem Ganzen, und wenn nicht gerade eine Bridge ohne Doublebase oder ein Solo lief, bekam man kaum unterscheidbaren Gitarrensound mit. Das ist halt der Volbeat-Sound. Aber warum zum Teufel müssen die sich die Gitarren so zerhacken? Die können doch spielen!
Hm. Naja, mich riss es nicht mit.
Dafür den Rest der Leute. Die können ja klatschen! Und singen! Und sich bewegen! Ui. Es gab sogar einen Circlepit. Auch, wenn ich so einen noch nie gesehen hab. Das sah aus wie eine Polonaise, die haben sich echt an den Schultern angefasst und sind im Kreis gelaufen! Konzerterlebnis für Couchpotatoes. Fassungslosigkeit machte sich da in mir breit.
Rundum gelangweilt traten wir dann nach ca. einer Stunde, als sie "Pearl Hart" spielten, die nächtliche Rückreise an. Es konnte für uns nichts neues mehr kommen, das wir noch nicht gesehen haben oder sehen wollten.
Fazit:
Trotz des durchwachsenen Volbeat-Erlebnisses war es ein schönes Konzert. Iced Earth super, TBR bemüht, Volbeat zum "hab ich gesehen" abgehakt.