04.06.2007 Deutschland steht vor dem ersten Streik in der Bauindustrie seit fünf Jahren: Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) kündigte an, sie wolle sofort die Urabstimmung über Streiks in der Branche mit knapp 700.000 Beschäftigten einleiten. IG-Bau-Chef Klaus Wiesehügel rechnet mit einem "heftigen Arbeitskampf" vor allem in Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Die regionalen Arbeitgeberverbände dieser beiden Bundesländer hatten dem Tarifkompromiss der Branche bis Fristablauf am Nachmittag nicht zugestimmt.
Der unter Vermittlung von Ex-Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) erzielte Tarifkompromiss sieht eine Lohnerhöhung von 3,1 Prozent ab Juni und eine weitere von 1,5 Prozent ab April 2008 vor. Ab September 2008 sollten die Löhne erneut um 1,6 Prozent steigen. Darüber hinaus sah der Kompromiss auch flexible Lohnerhöhungen für einzelne Betriebe von 0,4 Prozent 2007 und 0,5 Prozent im Folgejahr vor. Die Schlichtung war notwendig geworden, weil die ostdeutschen Verbände eine erste Tarifeinigung ablehnt hatten.
Der Kompromiss habe genau jene Öffnungsklausel enthalten, die sich die norddeutschen Verbände gewünscht hatten, erklärte die IG Bau. Deshalb treffe die Ablehnung des Kompromisses auch auf "völliges Unverständnis" bei den Arbeitnehmern. Die Streiks sollen sich nach Angaben einer Sprecherin auf die beiden ablehnenden Bundesländer und Baustellen von niedersächsischen und schleswig-holsteinischen Firmen in anderen Bundesländern konzentrieren.
"Mit großem Erstaunen" reagierte auch der Verband der Bauindustrie auf die Ablehnung. Schließlich enthalte der Schlichtungskompromiss die von den norddeutschen Verbänden geforderte und selbst verhandelte Öffnungsklausel.
Die beiden norddeutschen Verbände der Bauwirtschaft verwiesen auf die regional deutlich unterschiedliche Baukonjunktur. Die vereinbarten Lohnerhöhungen seien "einfach zu hoch für die Betriebe", sagte der Sprecher des niedersächsischen Verbandes. Nach Ansicht eines Sprechers des Verbandes in Schleswig-Holstein ist es nach einer Reihe von schlechten Jahren in der Branche "noch zu früh für einen so starken Schluck aus der Pulle".
Damit droht den beiden norddeutschen Verbänden eine Isolierung, da der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) seinen Mitgliedern bereits empfohlen hat, sich an das Ergebnis der Schlichtung zu halten. Auch der Zentralverband des Baugewerbes geht davon aus, dass seine anderen Landesverbände sich an das Ergebnis der Schlichtung halten.
Die Norddeutschen sind Schuld *draufzeigt* ...

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