Definitionsproblem
Die Entscheidung, alle Camper auf Y ins Exil zu schicken, ist wirklich zu bedauern. Klar kann man nicht für den ganzen Platz flächendeckend Strom oder Chemieklo-Entsorgung anbieten. Doch diese Idee ist m. E. doch recht halbherzig durchdacht. Mir stellen sich folgende Fragen:
1. Ein Wohnwagen ist ein Wohnwagen. Aber was ist überhaupt ein Wohnmobil? Schauen wir uns das typische Wacken-Mobil mal an: Der gute alte VW-Joker ist ein Camper. Aber ein alter VW-Bulli mit ner Matratze und nem Gaskocher drin? Der hat die gleichen Maße wie der Joker, ist aber kein "richtiger" Camper.
Oder wird nach Bauweise oder Größe entschieden? Ein ausgebauter Transporter geht noch als PKW durch, ein Alkovenmobil oder (Teil)Integrierte WoMos sind schon Camper, auch wenn sie die gleichen Maße haben?
Oder gelten nur Fahrzeuge mit Außenstromanschluss oder fest eingebautem Klo als Camper?
Wie wird das entschieden? Gucken die in den Fahrzeugschein?
Ich kenne Leute, die pennen in ihrem Volvo-Kombi - incl. Mini-Küche, und für kleine Vans a la Kangoo, Caddy, Scudo und Co. gibt's auch Camping-Ausbauten. Einige bauen sich nur für's WOA ein Bett und Stauraum in ihren Van und entfernen das nach dem Festival wieder - ist das dann für die ein Camper?
Und was ist kein Camper? Wenn ich mit nem 7,5-Tonner oder nem alten Unimog mit Koffer anrolle? Einige kommen mit Bussen an...wie ist das mit denen?
Und letztlich kann ich auch aus nem einfachen Hänger ein Zimmer machen, mit Bett, Kühlschrank und Herd. Gilt das dann bei Euch als Wohnanhänger?
2. Wenn das schon sein muss, warum steckt man die auf den hintersten Rang? Möglichst weit weg von den Bühnen? Man muss doch mal an die alten Leute denken! *g* Oder richten die viell. einen Shuttle-Service ein?
3. Wenn ich ne Gruppe mit 5 Autos habe, und darunter ist einer mit nem Camper, egal welcher Größe, warum wird dann die Gruppe evtl. auseinandergerissen, wenn auf Y nur noch Platz für den Camper ist?
4. Ganz grundsätzlich: Was soll das Ganze denn überhaupt? Ich weiß ja, dass die Wacken-Veteranen mittlerweile älter werden - da wird man gemütlicher und möchte auf einiges nicht mehr verzichten. Doch nur weil einige ohne Einbauküche nicht leben können, müssen alle, die bei ihrem Camper bis jetzt ohne Strom (außer dem der Fahrzeugbatterien) ausgekommen sind, zusammengepfercht leben mit denen, die unbedingt Saft für die Espressomaschine brauchen. Am Ende gibt's da noch Leute, die sich beschweren, dass man bis zum Morgen feiert! Das ist doch Kappes! Sind wir doch mal ehrlich: Das ist WACKEN! Das ist eben kein Luxus-Campingplatz in St.Peter-Ording. Wem das zu unbequem ist, kann sich doch ne WOA -Übertragung im Fernsehen ansehen.
5. Wenn man eine Camper-Klo-Entsorgung anbieten möchte (was absolut zu begrüßen ist), warum dann nicht an 1-2 Stützpunkten pro Campground? Und warum können denn nicht nur die Camper auf Y geschickt werden, die die angebotene Versorgung auch WOLLEN?
6. Der Strom für die Camper wird sicher mit Aggis erzeugt, die ein Haufen Geld kosten (Miete, Diesel usw.). Ich halte das für eine überflüssige Ausgabe - klingt wie die Gebetsmühle, aber ich sag's trotzdem: Anstatt solcher Spirenzchen sollte man lieber das Ticket billiger machen.
Insgesamt finde ich, dass damit diese sympathische Camp-Chaotik, die das WOA u.a. immer ausgezeichnet hat, ein Stück weit verloren geht. Überspitzt gesagt: Quasi eine 2-Klassen-Campground-Gesellschaft.
Also: Meiner Meinung nach ein glatter Fehlschuss, dieser Plan. Es klingt verdächtig nach der Formel: "Wer nix zu regeln hat, sucht sich was."
Und dass für diese Komplikationen die Camper-Gäste auch noch Gebühren abdrücken sollen, riecht - wenn man boshaft sein will - nach Geldmacherei. Das ist fast so, als würde mich der Taxifahrer 1km vor meinem Haus absetzen und sagen: "Dafür, dass sie nach den Rest laufen dürfen, muss ich aber noch ein bisserl Geld extra haben." Das wirft m. E. ein schlechtes Licht auf die Organisation. Da gibt es wirklich wichtigere Probleme auf'm WOA (z.B. der zunehmende Hang zur Zündelei).