Habe ebenfalls Mass Effect 2 nun mehrmals durch. Was die Story und Dialoge anbelangt auf dem gleichen, hohen Niveau des ersten Teils, die Charaktere finde ich wesentlich besser gestaltet als im erstem Teil (Insbesondere die Partymitglieder) und bei einem importierten ME 1 Charakter werden die vielen grossen und kleinen Entscheidungen, die man getroffen hatte, sehr gelungen eingebaut. Was mich genervt hat (und das war im ersten Teil definitiv besser) waren die Paragon/Renegade Dialogoptionen: Im ersten Teil waren das einfach schöne Grauabstufungen, die "natürlich" und gelungen rüber kamen. Paragon war gesetzestreu, aber nicht weltfremd, Renegade der gerissene aber sympathische Kriegsveteran, der auch mal ein Gesetz etwas biegt. Im 2 Teil hat man die Wahl, entweder ein langweiliger Duckmäuserer/Arschkriecher oder ein komplett übertriebenes Arschloch mit Tourettsyndrom und Aggressionsproblemen zu sein (Insbesondere bei den Dialogen mit den Begleitern ziemlich bescheuert). Enttäuschend, besonders weil man sich von Bioware in dieser Beziehung wesentlich besseres gewohnt ist . Auch das Item-/Handelssystem und die Charakterentwicklung fand ich ziemlich beschissen. Mass Effect 1 war dort schon ziemlich entschlackt für ein RPG, aber im zweiten Teil hat man ja gar nichts zu machen, die Rüstung bleibt über das ganze Spiel praktisch die gleiche, es gibt kaum unterschiedliche Waffen (Natürlich macht das Upgraden ein bisschen was wett, es ist aber nicht das gleiche wie nach einem harten Bosskampf mit einem neuen Snipergewehr belohnt zu werden) und man hat ein paar wenige Kräfte, die man ausbilden kann, Erfahrungspunkte kriegt man nur von abgeschlossen Missionen (und da nur bei den Storyrelevanten wirklich nennenswerte Beträge), nicht von besiegten Gegnern. Sehr Schade, dadurch geht ein Grossteil von dem Flöten, was Rollenspiele ausmacht, die Jagd nach Erfahrungspunkten, besserer Ausrüstung, die Ausbildung und Spezialisierung der Charaktere. Mass Effect 2 kommt noch stärker wie ein storytechnisch aufgepumpter Shooter rüber als der erste Teil. Was die Nebenquests anbelangt, ist man von einem extrem ins andere geschlittert. War Teil 1 überfrachtet mit unnötigen, langweiligen Nebenquests (Darunter aber auch durchaus einige Perlen), so sind die Nebenquests in Teil 2 unglaublich rar gesät, womit einem eigentlich nur die, zugegebenermaßen sehr gelungene Storyline bleibt. Ich hatte sehr viel Spass mit dem Spiel, habe die mich von der Story und den Dialogen in den Bann ziehen lassen, aber es fehlt einfach zu viel, um es zu einem grossartigen Spiel zu erheben.
Um einiges besser als der erste Teil.
