Normis Reisetagebuch
Vorweg: Ich verzichte auf Bandrezensionen – das können andere viel besser als ich. Ich werde nur über eine Band schreiben, da sie in meinen Augen der Erwähnung wert ist.
29.07.2015:
Der Zug soll um kurz nach sieben fahren, also wollte ich halb fünf aufstehen, um Restliches zu packen und in Ruhe zu frühstücken. Verschlafen – erst um kurz nach fünf hochgekommen, es wurde eilig, aber nicht katastrophal.
Im Zug nach Bremen kein einziger Metalhead zu sehen. *denk* In Bremen dann bestimmt. Waren es auch, aber nicht in meinem Abteil. Dort saß ein junger Mann über seinem Laptop gebeugt und war am Arbeiten. Auf dem Gang stand ein ganz Wichtiger und telefonierte ununterbrochen.
Gut, mit Metaltrain-Atmosphäre hatte ich nicht gerechnet, aber mit ein paar mehr Wackenreisenden schon. Egal, wenigstens bekam ich Kaffee gebracht.
Ankunft 10:04 Uhr in Itzehoe: ca. nur 50-60 Metalheads an der Shuttlehaltestelle. Der Bus kam auch gerade angefahren und ich bekam einen Sitzplatz in einer 4’er Gruppe. Nette Leute, mit denen ich gemeinsam ein 4’er Grüppchen (3 Männer und eine Frau) beobachtete, die ihren Metaltrain-Anschlussbus verpasst hatten. Sie waren in entsprechendem Zustand und ihre Gespräche genauso „gehaltvoll“. Der Takt verbietet es, Genaueres wiederzugeben.
Ca. 10:45 Uhr Ankunft am Holy Ground!!! Kurz orientiert und dann mit der Tasche in der Hand losgestapft. Der Weg zu Thori auf J führte an der Bändchenausgabe vorbei und war lang und beschwerlich – immer nach dem Motto: unterm Schlamm ist es fest.
Lange Schlangen vor der Ausgabe ließen mich überlegen, das Bändchen später zu holen. Aber nein, lieber nicht. Wer weiß, wann ich bei Thori bin und was dann noch sein wird, obwohl gerade mal die Sonne scheint.
Glück gehabt: Gerade nach dem Bändchenholen kam das erste Schauer. Poncho übergezogen und los gings, J und Thori suchen. Meine Suche nach dem Campground wurde bestimmt von folgenden Widrigkeiten: Wetter, Müdigkeit, Orientierungssinn, Planlese(un)fähigkeit, fehlenden Campgroundfahnen…
Ich weiß es nicht mehr ganz genau, aber es muss so gegen halb zwei gewesen sein, als ich bei Thori endlich ankam.
Dort kam ich in den Genuss von „mein Zelt steht schon“. Hierfür noch mal ein extra dickes Dankeschön an Thori und ihre Leute!
Wir stießen mit meinem Danke-Wein an und naschten vom Full-Metal-Kaffeekränzchen-Kuchen. So gestärkt ging es dann zu Zachi.
Bei ihr fand das Full-Metal-Kaffeekränzchen statt, zu dem ich ja den Kuchen mitgebracht habe. Thori und ich kamen natürlich reichlich spät dort an, aber es waren alle noch da: Zachi und Sarator, GoS und Nebelkrähe, Blake, Highlander, James Newstedd (ja, wenn zum Kaffeekränzchen eingeladen wird, gibt es Kaffee!
) – habe ich jemand vergessen? Es war eine nette Runde.
Zwischendrin fing es an zu schauern und zu stürmen und wir hielten dann die Pavillons fest, damit sie nicht abflogen.
Mit Zachi und Sarator (Thori hatte sich auf die Suche nach einem Teil ihrer Familie gemacht) ging’s dann zum Bullhead. Auf dem Weg dorthin war ich mehr als nur dankbar, dass ich mir mein Bändchen schon mittags geholt hatte: Die Schlange hatte sich mehr als verdoppelt und stand den Marketplace hoch. Unfassbar.
Erster Programmpunkt war John Diva. Dort traf sich scheinbar ein großer Teil des Forums: Koppi und Feenblut, Hirni und Attila, Doc Rock, Käptn Korn, GoS und Nebelkrähe, Nerd Chan – habe ich jemand vergessen? Thori traf ich auch dort wieder und mit ihr und Nerdi zusammen schaute ich noch etwas Grailknights an.
Inzwischen hatte der Dauerregen eingesetzt und Thori und ich zogen es vor, erstmal zum Camp zurückzugehen und Nerdi wollte auch zurück zu ihrem Camp. Anders als geplant sind Thori und ich dann nicht mehr zu Europe zurückgekommen.
Stattdessen haben wir uns ins Zelt gehockt, Wein getrunken und geplaudert. Trotz der widrigen Umstände haben wir es uns ganz gemütlich gemacht.
Der Tag hatte ja früh angefangen und ich war dann froh, als ich meine Glieder auf der Luxus-Luftmatratze ausstrecken und schlafen konnte.
30.07.2015:
Wie es denn immer so ist, wenn man sich jeden Klogang dreimal überlegt – natürlich wurde ich um ca. drei Uhr wach und durfte in Sturm und Regen zum nächsten Dixi waten.
Anders als so Manche hier schreiben, waren die J-Dixis immer (!) in gutem Zustand. Nur der Boden drin war natürlich matschig von den Schuhen der Leute. Ich habe – egal wann und wo – nicht ein Dixi in dem von Anderen beschriebenen Zustand gesehen. Glück? Den Anspruch, dass ständig Toilettenpapier vorgehalten wird, finde ich idiotisch.
Es ist doch wohl klar, dass man Taschentücher oder so und natürlich Desinfektionstücher für’s „Händewaschen“ bei einem Festival dabei hat!
In der Nacht hat es munter gestürmt und geregnet. Thoris Zelte hielten stand – den Pavillon hat es zerlegt. Das war im Vergleich zu anderen, denen es die Zelte zerkloppt hatte und sich deswegen schon Donnerstag Mittag vom Platz schleppen ließen, zu verschmerzen.
Während Thori und ihre Mannen noch schliefen, ging ich (bei Regen natürlich) gegen 8:00 Uhr zum Frühstückszelt, um mich mit Kaffee und Brötchen für den Tag zu stärken. Wer läuft mir dort über den Weg? Kerstin goes Wacken! Das war vielleicht eine Freude. Wir haben ein Weilchen dort gestanden, geratscht und uns den Kaffee schmecken lassen.
Ich verdödelte dann so meine Zeit und war in Gedanken immer bei meinen Leuten, die heute nachkommen wollten. Die schlechten Nachrichten schreckten sie nicht ab – sie wollten sehen, ob sie auf den Ground kommen und je nach Situation sich einen Plan B überlegen.
Dem Warten auf Nachrichten von +1 und Co. fiel leider das Forumstreffen zum Opfer. Ich hatte wirklich keine Lust, von J zu Eingang A zu stapfen, von dort wieder zurück zu J, um meine Plünnen zu holen, um damit dann sonst wohin laufen zu müssen. Das war zwar schade, aber angesichts der Verhältnisse nicht zu ändern.
Statt Forumstreff wurde bei einem mega gastfreundlichen und super ausgestatteten Nachbarcamp gegrillt. So wurde Thori ihre Vorräte los, da ohne Pavillon an ihrem Platz bei dem Wetter nicht gegrillt werden konnte.
15:45 Uhr: Nachricht von meinen Leuten, dass sie in Gribbohm auf dem Tagesparkplatz (Susis Kiosk) angelangt sind. Es ist kaum zu glauben, aber so gut haben wir noch nie gestanden!!! Kurze Wege bis ins Dorf (zu den wohltuenden Duschen) und zum Infield. Das war wirklich unverschämtes Glück. Es war sehr nett, dass die Secs kein Tamtam gemacht haben und die Leute dort haben zelten lassen. Inwieweit sich Tagesparker über die Situation möglicherweise ärgern mussten, weiß ich natürlich nicht.
Und auch mit dem Wetter ging es aufwärts. Es hörte auf zu regnen und Freitag und Samstag dann strahlender Sonnenschein. Die Nacht von Freitag auf Samstag war mit ca. 6°C allerdings wirklich bitter kalt.
31.07./01.08.2015:
Ich genoss das Lagerleben und die Bands mit meinen Leuten, die ich teilweise nur anlässlich des W:O:A sehe. Besonders schön war auch, dass sich noch Treffen mit Revalon und Strawman einrichten ließen.
Es war so schön und wir hatten soviel Spaß. Die Tage waren auch gut gefüllt mit Bands, von denen – bis auf eine – keine enttäuschte. Es gab lustige Bekanntschaften und die Stimmung war einfach Bombe. Ob letzteres bei weiter schlechtem Wetter auch so gewesen wäre, bezweifle ich allerdings.
Jetzt meine einzige Bandkritik: Sabaton
Auf die hatten wir uns wirklich gefreut. Samstag mittag hatten Powerwolf uns schon gut in Schwung gebracht und wir waren in Erwartung, dass sich das mit Sabaton und als krönendem Abschluss Priest fortsetzt.
Wir blieben im hinteren Teil des Infields, damit wir danach einigermaßen problemlos zu Priest wechseln können. Wir waren in gespannter Erwartung, dass uns ein satter Sabaton-Sound die Ohren freilegt. Sabaton betritt die Bühne, fängt an zu spielen und was wir hörten, war noch schlechter, als es aus meinen kaputten Boxen im Auto kommt. Unfassbar. Wie ist es möglich, dass jede noch so schlechte und/oder alberne Band weiträumig zu hören ist, aber ein 20:00 Uhr Slot auf einer Hauptribüne sich anhört, als hätte man einen Radiosender nicht richtig eingestellt?
Wir verließen daher die Black und gingen schon mal rüber zur True, um für Priest ein gutes Plätzchen zu haben. Von dort hörten wir sogar mehr von Sabaton als vorher.
Was wir dann allerdings hörten, war das beständige, zunehmend peinlicher werdende „Noch ein Bier“-Gequatsche. Die Band, die für mich wirklich klasse Scheiben herausgebracht hat (Heroes konnte mich allerdings schon nicht mehr so überzeugen), hat sich mit dem Wacken-Auftritt demontiert. Ist sie zu schnell zu groß geworden?
Sie sollten das Motto „Don’t talk on stage“ mehr beherzigen. Von Priest, der mit seinen über 60 Lenzen zwei Stunden durchspielte, kann sich die Band mehr als eine Scheibe abschneiden.
Schade drum.