Dass es keinen großen Anteil (rechter) Skinheads gibt, ist mir schon klar. Man muss sich aber nur das Bild einer NPD- oder Freien Kameradschafts-Demo ansehen, bei denen deutlich zu erkennen ist, dass das Bild der gröhlenden Glatzen längst überholt ist. Vielmehr wird versucht, sich als die Mitte der Gesellschaft zu geben, oder eben Subkulturen zu infiltrieren. Gerade die Metalszene bietet sich hierfür geradezu perfekt an, da hier viele Symbole und Anschaungen beheimatet sind, die einst von den Nazis für ihre Propaganda des arischen Supermenschen missbraucht wurden. Das all diese Symbole einen anderen Ursprung haben und schon tausende Jahre älter sind, als das "tausendjährige" Reich, ist mir sehr wohl klar. Das Problem ist aber: Hier finden Nazis kaum Widersprüche (ich sage jetzt explizit nicht, dass sie befürwortet werden) zu ihrer Propaganda. Auch Themen wie Krieg, Misanthropie oder Lieder über den Holocaust (wenn auch nur dokuentarisch, und nicht verherrlichend) spielen ihnen klar den Ball zu. Dass macht es für sie also einfacher, als in der Reagge-Szene Fuß zu fassen, wo ein Jamaikaner über love und Peace singt (ok, schwulenfeindlich sind sie meißtens auch...).
Deshalb meine ich schon, dass man sich gerade im Metalbereich, in dem Grenzen sowieso recht verschwommen sind, besonders Gedanken über den Umgang mit derartigen Tendenzen machen sollte. Wenn man sie nur ignoriert, also insgeheim duldet, muss man sich über Vorurteile diesbezüglich nicht wundern. Eine Hetzjagt zu veranstalten, liegt mir ebenfalls völlig fern. Antifa-Macker-Gehabe von meißt ebenfalls orientierungslosen Heranwachsenden, die in Nazis oft nur ein Ventil für den eigenen Hass sehen, liegt mir ebenfalls fern. Zeichen dagegen zu setzen, muss auch auf anderer Ebene funktionieren. Schafft man ein Umfeld, in welchem sich Nazis einfach nicht mehr wohl fühlen, werden sie auch nach und nach verschwinden.
Hierbei sollten aber auch die "offiziellen" Positionen stärker in die Pflicht genommen werden, seien es Veranstalter von Konzerten oder Festivals, Magazine oder eben die Künstler selbst. Künstlern, die in Interviews klar rechte Tendenzen zeigen, sollte eben generell kein Forum geboten werden, völlig gleichgültig welche Musik dabei im Hintergrund steht. Wenn völlig unreflektiert abgedruckt wird, was manche "Idole", von denen viele die Weisheit nicht gerade mit Löffeln gefressen haben (sorry für den Satz, aber man muss nur z.B. den Metal Hammer mal aufmachen), wird eine ablehnende Tendenz Fremden gegenüber halt plötzlich gesellschaftsfähig. Als Journalist (und als nichts anderes sehe ich die Schreiberlinge der Magazine) sollte man sich auch seiner Verantwortung bewußt sein. Ebenso als Veranstalter, denn es ist schwer der Öffentlichkeit gegenüber das Vorhandensein rechter Tendenzen zu leugnen, wenn ich eine Band wie Mayhem spielen lasse, die vom ausländerfreien, reinen Norwegen schwärmen.
Eine "die muß man nur ignorieren" Haltung verhindert aber jedlichen Diskurs, der nötig wäre, die Leute für diese Themen und die Gefahr, die sich dahinter verbirgt, zu sensibilisieren.