Five Element Ninjas aka
Chinese Super Ninjas
Die Shaw Brothers zählen mit ihren über 1000 Kung-Fu-Filmen, die sie zwischen 1925 bis 1985 produziert haben, wohl zu den arbeitswütigsten Filmemachern aller Zeiten. Eventuell sind
Die 36 Kammern der Shaolin dem ein oder anderem ein Begriff. Allerdings sind sie auch für Stuss der Marke
Karate, Küsse, blonde Katzen und
In meiner Wut wieg ich vier Zentner, die in Kooperation mit ausländischen Studios wie Hammer entstanden sind, verantwortlich. Hier konzentrierte man sich allerdings auf die Kernkompetenzen, Eastern, Kung Fu, Martial Arts! Jedoch schien man sich für die Story an den großen Vertretern der deutschen Romantik orientiert zu haben, so prächtig werden deren Motive gezielt eingesetzt:
Die Handlung beginnt mit einem existenziellen Konfilkt zwischen Gut und Böse, der finstere Chief Hong fordert Yuan Zeng heraus und lässt seine Handlanger gegen die Schüler des Guten kämpfen, die natürlich alle gewinnen. Choreographiert ist das für ein derartiges Machwerk überraschend gut, seltsam ist allerdings, dass während der Kämpfe, die mit klirrenden Blechdosen und sehr vielen Hus, Has und Uhs untermalt sind, manchmal etliche Sekunden lang nur ne Wand zu sehen ist. In der Bossfight-Runde gehts allerdings gegen einen japanischen Samurai, der den Zengschüler besiegt und in den Selbstmord treibt, woraufhin ein anderer Schüler jenen Samurai besiegt und ebenfalls an dessen Ehre appeliert. Bevor er sich allerdings selbst richtet (Selbstmord war ja auch in der romantischen Literatur ein beliebtes Motiv, ne?), wirft er dem Herrn Zeng seinen Ring zu (Ring! Ein Symbol! Wie wir alle wissen...), der allerdings vergiftet war und den Kung-Fu-Meister für exakt drei Monate außer Gefecht setzt. Und er schwört Rache durch seine Ninjabuddies. Doof, dass ausgerechnet der Oberchief nicht mehr mitkloppen darf.
Es dauert auch nicht lang, da flattert eine Herausforderung durch die Five Element Ninjas ins Haus. Zeng bemerkt natürlich die Falle und schickt je Zweierteams in die große weite Welt (Abenteuer! Wanderschaft! Spätestens hier müsste jetzt jedem Deutschlehrer die Buxe platzen!), um gegen die Ninjas zu kämpfen, während der Rest die Kung-Fu-Schule von Zeng sichert. Leider haben die Five Element Ninjas ihren namen nicht umsonst, sie haben sich - Überraschung! - jeweils einem Element verschrieben: Holz, Erde, Gold, Wasser und Feuer. Erstere verkeliden sich als Bäume und können - rückwärts abgespielter Bänder sei Dank! - aus dem Stand zwanzig Meter hoch springen, die Erdninjas können sich durch die Erde graben und plötzlich aufploppen, die Goldjungs blenden ihre Kontrahenten, die Wasserninjas sind Fische, die sich in Ninjas verwandeln (aber leider nicht wie bei Godfrey Ho explodieren können) und die Feuerninjas schießen ganz langweilig Feuerbälle durch die Gegend. Wie sollte es also anders sein, unsere Helden scheitern (diese Taugenichtse!) und sterben.
Währenddessen infiltrieren der Bösewicht und sein neuer Freund, der Oberninja, eine weiblichen Spionin in die Kung-Fu-Schule, die gar vortrefflich auf der Flöte spielen kann (Eine musikalische Figur wie aus dem Lehrbuch! Eichendorff wäre stolz!) und sich später in den letzten noch lebenden Protagonisten verliebt (Die Liebe, die Liebe, Romantik par excellence!). Während also die Alte mal wieder rumflötet, überfallen die Ninjas die Schule, zünden sie an und bringen alle um. Und Zeng stirbt in einer der dramatischsten Death-in-Fire-Szenen der Filmgeschichte (Spoiler: Er erstickt, bevor er bei lebendigem Leib verbrennt und zieht dabei eine derart dämliche Fresse, dass man die Szene zweimal sehen muss, um zu realisieren, dass das gerade tatsächlich passiert ist.) Ok, besagter Protagonist namens Hao überlebt und wird gefesselt als Gefangener gehalten. Weil er aber nicht nur Kung-Fu- sondern auch Bondage-Meister ist (ok, darüber haben jetzt weder Novalis noch Eichendorff geschrieben), kann er sich ratzfatz befreien und eiert zu einem alten Ninjameister (Bildung! Erweiterung des Horizonts!), der ihn, weil das Schicksal sie zusammengeführt hat, gleich mal ein paar praktische Ninjatricks beibringt.
Währenddessen mag der Oberninja aber nicht nur Oberninja, sondern auch Ober-Kung-Fu-Meister sein und tötet seinen Kumpel Hong.
Nachdem Hao mit seinen drei neuen Freunden von der Ninjaschule seine Ausbildung abgeschlossen hat, fordert er den Oberninja heraus, der daraufhin die Flötenagentin auf diesen ansetzt, gleichzeitig aber auch Ninjas auf die Flötenagentin, weil sicher eben sicher ist. Blöderweise entdeckt Hao die Ninjas und wittert eine Falle, sodass er die Frau, die ih liebt, umbringt. Eine tragische Liebesgeschichte wird also auch noch untergebracht! *Schmacht*
Anschließend gehts der Element-Ninja-Truppe nach und nach an den Kragen, bis schließlich der Oberninja dran ist, der in einem heldenhaften Akt der Selbstopferung Haos (Tragischer Held! Höheres Ziel! Das Gute gewinnt!) besiegt wird. Es folgt der Abspann. Ein absolutes Meisterwerk!
Und jetzt kommt der Twist: Die romantischen Motive habe ich nur mühsam und unbeholfen konstruiert! Ha! In Wahrheit bekommt man hier nur einen völlig löchrigen Käseplot, der sogar für ein drittklassiges Beat-'em-up zu peinlich wäre. Damit hat jetzt niemand gerechnet! Diese Parallele ist offensichtlich auch gar nicht so weit hergeholt, der Großteil des Films besteht tatsächlich nur aus Kämpfen, mehr, Kämpfen und noch mehr Kämpfen, bis es schließlich Zwischenboss- und echte Bosskämpfe gibt. Die Kulissen sind auch mehr als lachhaft, geradezu minimalistisch-dilettantisch aus Stoff und Pappmache zusammengekleistert, dass es einer Sau graust. Ebenso die Kostüme, für die man als Kind auf jedem Fasching verprügelt worden wäre, wenn man gesagt hätte, dass das ein Ninjakostüm sein soll. Dazu noch die Blechdosenklirrsoundeffekte, die stellenweise um ein paar Sekunden verzögert eingespielt werden, und die unterirdische englische Synchro, die verdächtig an Kung Pow erinnert (selbst die Flötenfrau klingt wie ein Mann), geben diesem Unsinn den Rest. Insgesamt ist das also ein hervorragendes cineastisches Kleinod, das in Sachen Absurdität nur in den explodieren Ninjafischen aus Ninja Fantasy oder den Hopsvampiren der Superninjas seinen Meister findet. Vier goldene Ninjas!