Hex
W:O:A Metalgod
- 4 März 2004
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Diese weit verbreitete. negative Reaktion auf Depressionen und psychische Krankheiten hat meiner Meinung nach mehrere Gründe. Zunächst einmal habe ich oft argumentieren hören, dass "früher" wesentlich weniger Menschen offenkundig(!) von so etwas betroffen waren. Da schnellt manch einem natürlich der Gedanke durch den Kopf, dass heutzutage die Leute einfach faul und verweichlicht sind und immer einen Grund suchen, sich in den Mittelpunkt zu stellen oder sich vor Herausforderungen zu drücken bzw. Entschuldigungen für das eigene Versagen zu finden.
An dieser Stelle sollte fairerweise gesagt werden, dass solche Fälle durchaus auftreten. Der "Verdacht auf Simulation" ist keinesfalls vollkommen aus der Luft gegriffen. Ich halte es allerdings für absolut makaber, wenn eine x-beliebige Person ohne Fachkenntnis oder Hintergrundwissen über den Betreffenden damit loslegt, sich irgendwelche Vermutungen über die Authentizität dieser Störung zu erlauben. Und das ist leider zum alltäglichen Gesprächsthema verkommen...
Weiterhin spielt mit rein, dass psychische Krankheiten gemeinhin wesentlich schwerer "messbar" sind als physische. Diese Tatsache verstärkt den Simulationsvorwurf glaube ich ungemein.
Das Hauptproblem liegt aber glaube ich darin, dass viele Menschen zunehmend dazu neigen Leid zu vergleichen. Der leidet unter Depressionen? Im Vergleich zu dem habe ich ganz andere Sachen durchgemacht, ergo hat der doch gar kein RECHT depressiv zu sein. Für manch einen mag es unvorstellbar sein dass jemand der, sagen wir mal ein Bein verloren hat ohne mit Depressionen zu kämpfen durchs Leben kommt während ein vollkommen unversehrter Mensch in Problemen geistiger Natur versinkt...oft sind es gerade (körperlich) Leidtragende selber, die glauben durch ihre Benachteiligung über physisch intakte Menschen mit psychischen Problemen spotten zu können. Und, um das mal eben anzumerken, wer hält sich heutzutage schon nicht für "leid tragend"? Aber die Belastungsgrenzen des Menschen unterscheiden sich nunmal von Person zu Person und das psychisch genauso wie physisch, darauf kann man bei weitem nicht immer Einfluss nehmen und deswegen ist es sinnlos Leid zu vergleichen und schon gar keine Begründung, jemanden zu verurteilen. Es sei denn man plädiert dafür, das Recht des Stärkeren wieder einzuführen. Aber dann sollte man auch medizinische Versorgung für physisch Kranke abschaffen, und ab da fangen die Leute dann an zu schaudern...
*unterschreib*