Aha! Da isser, der Wacken is nimmer Wacken Fred

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Ist schon lustig so immer wieder die Gesamtentwicklung (natürlich immer subjektiv gefiltert) zu erleben. Kenne die Bude jetzt etwas über 25 Jahre und hab einiges auf dem Acker gesehen. Klar ist für mich schon lange - ein reines Metalfestival ist Wacken schon lange nicht mehr. Wenn es denn je eines war. Immer auch rockig, folkig und breitbandig gitarrig. Und hey - ich erklär das auch immer gerne meinem "Nicht-Metal-Freundeskreis" - Hübner und Jensen sind doch ebenso Kinder der 70er und 80er wie viele hier auch. Jetzt machst Du nen Festival groß mit 80.000 Leutchen und hast die finanzielle Schlagkraft - ja leckofanny, wenn ich könnte, würde ich auch meine 70er und 80er Bands einladen. Foreigner, Def Leppard, Guns n Roses, Suzi Quattro, BAP, whatever.... solche Dinger sind schon jahrelang immer dabei und treffen durchaus auch den Nerv vieler Wackenbesucher, denn voll ists bei solchen "non metal" Gigs regelmäßig.
Dafür gibt es bei der Vielfalt der Bands aber immer auch metal wie non metal Perlen zu entdecken bzw. zu sehen wenn man sie auch schon kennt. Ozzyfied, Iotunn, non est deus, Amenra oder an großen Bands Gojira (die doch vielen Leuten offenbar zu hart waren). Ich finde das an Wacken definitiv einen positiven Aspekt, dass es so viel in viele Richtungen gibt. Für mich persönlich war das jedenfalls immer mehr auch Abwechslung als Pein.
Wacken nennt sich zwar Metalfestival, aber wie einige hier auch schon schruben, kann Wacken einfach per Definition nicht den subkulturigen Touch spezialisierter Festivals erreichen. Wacken war selber mal subkulturig als noch <20.000 Leutchen aufm Acker unterwegs waren, aber die (gewollte) Richtung des Festivals war einfach raus aus dem Subkulturigen rein in die Breite. Das hat Nachteile, sicher, aber auch viele Vorteile. Dadurch, dass für fast jeden Rock-Geschmack was dabei ist, macht es das zum Beispiel immer noch attraktiv für viele Gruppen mit verschiedenen Geschmäckern und es ist für fast jeden was dabei.
Was ich jedoch auch für mich immer mehr beobachte, ist der Hang zum Asigen an sich. Ich kann und mag hier gar nicht zwischen Metallern und Nicht-Metallern unterscheiden. Für mich ist Metal ein Mindset und nicht die Kleidung. Ich hab noch nie ne Kutte gehabt, aber mich als Nicht-Metaller zu bezeichnen wäre schlicht falsch (so meine Definition


). Ich hab das Gefühl, das einige Leute nach Wacken fahren, um mal die "rasende Sau" rauszulassen. Irgendwie hat sich das in meiner Wahrnehmung im Laufe der Jahre verändert und gesteigert. Zum "WACKÖÖÖÖÖN!!!" Gröhl muss anscheinend immer irgendnen archaischer Move ausgeführt werden. Habe viele unfreundliche Leute dieses Jahr in der Masse festgestellt, hatten selber 2 brenzlige Situationen mit Typen. Ich habe den Eindruck, dass Wacken inzwischen bei einigen Leuten auf der Bucket-List steht, um einmal die Pottsau zu markieren und das dann als Erinnerungs-Selfie nach Hause zu schicken. Einmal Wacken, Sau rauslassen, den Harten markieren und ein Check für die Bucketlist mitnehmen. Danach T-Shirt drucken - "Wacken Finisher" oder so. Keine Ahnung.
Dieses "einmal den Harten markieren" hab ich auf keinem anderen Festival in den letzten Jahren derart erlebt und gesehen wie in Wacken. Egal, ob mit oder ohne Kutte. "Ich war in Wacken" sorgt im Büro für Bewunderung wie die Besteigung des K2 und selbst Ingreed weiß, dass ihr Bürokumpan in Wacken ein übermenschliches Abenteuer absolviert haben muss; "ich war aufm Mahlstrom" hingegen klingt eher wie "ich hab Melonen getragen" und es gibt mitleidige Blicke mit dem Kommentar "Du hörst so eine grausige Musik?".
Sicher ist aber auch, dass ich in den letzten Jahren immer mehr und weiter steigend Kommentare höre wie "ich hab hier so viel Kohle für bezahlt, ich will, dass X, Y, Z....". DIe Erwartungshaltung vieler Leute scheint zu steigen und damit auch der Frust, wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden. Mag auch zur allgemeinen Unzufriedenheit beitragen.
Aber auch das ist - wie gehabt - immer nur die eigene Wahrnehmung. Ich fahre jedenfalls schon seit Jahren nicht mehr nach Wacken, um ein reines Metalfestival zu sehen, sondern um mit meiner Possy sozusagen noch ne Tour zu haben. Dafür gucke ich zudem auch anderswo, es gibt ne Menge kleinere Festivals, die definitiv auch auf unseren Support angewiesen sind. Die Vielfalt des Metal erhält man definitiv nicht in Wacken, sondern auf anderen Festivals.
Wacken ist wie es ist und das schon seit Jahren. Leider muss ich da teilweise auch in die selbe Tröte tuten wie einige andere - wenn einem Wacken nicht gefällt und nicht metallisch genug ist - dann geht bitte auf andere Festivals und tragt so eben auch zur Vielfalt unserer Musikcommunity bei

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