Naja...
Es geht da halt nicht mehr nur um bloße Meinung. Das ganze ist ja durchaus näher untersucht. Tatsächlich war unter jungen Jurist*innen ein ähnlicher Trend zu beobachten. Hier ist ein interessanter Artikel dazu:
Jeder dritte Jurastudent will am Anfang seiner Ausbildung die Todesstrafe zurück. Laut einer Studie wächst bei jungen Juristen insgesamt der Wunsch nach hohen Strafen.
taz.de
Sowas klingt für Laien dann auch immer total skandalös, obwohl das halt durchaus juristischer Alltag ist. Ja, ein Anwalt nutzt einen Prozessfehler. Würde er es nicht machen, sollten die ihr Geld zurück verlangen.
Aber ich persönlich kann da ohnehin dieses künstliche Aufregen über die böse Clankriminalität nicht mehr hören. Das ganze wird zum ultimativen Bösewicht und Engegner hochstilisiert und die Clanmitglieder sind die Teufel in Person. Ausländer, kriminell, reich, dreist und sogar noch Sozialschmarotzer. Schlimmer wärs nur, wenn sie noch Welpen foltern würden.
Man verstehe mich nicht falsch:
Ich sage nicht, dass das gute Leute sind, die eigentlich nichts böses tun! Die verursachen definitiv viel schlechtes und sind zur Rechenschaft zu ziehen. Aber mit so tendenziöser SpiegelTV-Berichterstattung (
https://www.google.com/amp/s/m.faz....nz-der-ganzen-welt-auf-sich-12954882.amp.html ) wird da gerne immer so ein Feindbild aufgebaut. Die selben Zuschauer mögen dann aber die Toni Amadis und Jackson Tellers dieser Welt.
Dann sei noch angemerkt, dass hier auch niemand darauf hinweist, dass diese Leute ja noch nicht verurteilt sind und solange die Unschuldsvermutung gilt. Da wird dann immer auf die minutiöseste Einhaltung von Recht und Verfahren gepocht, aber hier sind die Herrschaften schon schuldig. Und ich behaupte sie bleiben es auch, selbst wenn sie freigesprochen werden würden.
Was genau bringt denn ein unangenehmerer Gefängnisaufenthalt? Du sagst ja selber, du willst Entschädigung. Wie genau entschädigt es dich, wenn es jemand anders unangenehmer hat?
Was ich am liebsten möchte, ist dass ich erst gar nicht Opfer eines Verbrechens werde. Halte ich für den weitaus sinnvolleren Weg, als zu gucken dass Insassen möglichst menschenunwürdig ihr Dasein fristen. Das bringt am Ende nichts weiter als neue Krininelle die dafür noch besser trainiert und vernetzt sind, wenn sie raus kommen. Und natürlich noch ordentlich angepisst auf die Gesellschaft. Klasse.
Wieso bitte stört man sich denn an Resozialisierung?! Was denn sonst? Was ist die Alternative?
An dieser Stelle kommen dann immer die Kinderschänder und Vergewaltiger-Beispiele, die es nicht verdient haben, wieder froh zu werden. Lässt sich zumindest leicht sagen, wenn man nur die plakativsten Beispiele im Kopf hat, tatsächlich halte ich diese Debatte aber gerade in unserer Gesellschaft für ziemlich verlogen. Ich hatte es ja eben schon angeschnitten:
Wenn Comedy-Grinser A, oder Rockstar B zigfach Vergewaltigung, Missbrauch oder Übergriffigkeit vorgeworfen werden, muss plötzlich erstmal ganz genau geschaut werden, dass das aber bloß keine der verschwindend geringen Falschanklägerinnen ist, die ja nur die Aufmerksamkeit und Berühmtheit haben möchte. Es wird zwar vermutlich auch in den nächsten Jahrzehnten niemand eines dieser berühmten Missbrauchsopfer kennen, aber hey...
Ich unterstelle dir persönlich übrigens nicht diese Aussagen! Aber ich behaupte die geschilderten Argumentationsmuster haben hier die meisten schon mal gehört.
Man kann da schlecht auf der einen Seite härtere Strafen fordern, während man auf der anderen Seite so reagiert, wenn das ganze nicht in dem gedanklichen "Frau wird von Fremden in Busch gezogen"-Szenario passiert. Solche Fälle sind die große Seltenheit.
Genau darum will ich lieber, dass an den Ursachen gearbeitet wird. Da nutzt mir was und das nützt auch allen anderen was.
Ich will, dass Menschen nicht mehr in Armut leben müssen, während andere auf heruntergekommene Immobilien spekulieren. Ich will, dass nicht mehr die dämliche Frage gestellt wird, was sie anhatte, ob sie betrunken war, oder ob sie ihn eventuell provoziert hätte. Ich will, dass Leute nicht mehr krininalisiert werden, weil sie weggeworfenes Essen "klauen", oder Drogen nehmen. Ich will, dass wir eine Exekutive haben, die mehr auf den Menschen, als auf Kapitalinteressen guckt und an die sich alle Menschen ohne Furcht wenden können. Und noch so viel mehr...
Das alles ist mir zig mal wichtiger, als irgendwelche bösen "Clankriminellen" die das System genauso ausnutzen, wie unsere Management-Etagen.
Über Verhätnisse leben ist ein gutes Stichwort!
Ich frage mich da immer, wer noch so alles über seine Verhältnisse lebt. Grundsätzlich bin ich nämlich voll bei dir: Guter Job und ein nettes Haus sollten eigentlich im Großen und Ganzen reichen. Wieso leben die einen angeblich Kriminellen mehr über ihre Verhältnisse als andere angeblich Kriminelle?
Mit unbeirrbarem und gnadenlosem Druck bei allen Kostenstellen - insbesondere beim "Faktor Arbeit" - hat Aldi sich weltweit zur Speerspitze der Discounter gemacht. Brutal und billig.
www.verdi.de
Direkt in den ersten Zeilen kann man über ähnliche Vorwürfe lesen, wie der an die sozialschmarotzenden Clankriminellen. Es wird nur in einen anderen Topf gegriffen. Ansonsten rauben die einen Ausstellungen aus, die anderen dafür ganze Länder.