Ich finds echt schade, wie eine Diskussion über ein konkretes Beispiel in so eine Grundsatzdebatte abdriftet. Es ist doch klar, dass nicht alles, was ein Rassist sagt, gleich rassistisch ist. Wenn der zu seiner Frau sagt "Nimm besser einen Regenschirm mit, draußen regnet es" und ich das zu meiner Frau auch sage, macht mich das natürlich nicht zu einem Rassisten.
Wenn ich aber sage "Die Umbenennung von Zigenuersoße in Soße ungarischer Art ist Diskriminierung, denn damit sagt man ja, dass alle Ungarn Zigeuner sind" und genau diese Argumentation findet sich auch auf einer Plattform von Rechtextremisten, sollte ich vielleicht doch überlegen, warum die das so sagen und was sie damit bezwecken könnten*. Wenn ich dann anschließend zu dem Schluss komme, dass meine Argumentation für sich genommen erstmal nicht als rassistisch einzustufen ist, sondern dass es in dem Fall reiner Zufall ist, dass ich dasselbe Argument nutze, ist das ja ok (in diesem Beispiel allerdings ein falscher Schluss). Aber darüber nachdenken sollte ich auf jeden Fall.
Es geht also nicht darum, ein eigenes Argument erst dann zu veröffentlichen, wenn man überprüft hat, ob es schon irgendwo vereinnahmt wurde. Sondern darum, sein Argument nochmal zu überdenken, wenn man darauf hingewiesen wird, dass genau dieses konkrete Argument eventuell eine Meinung unterstützt, die man gar nicht unterstützen wollte.
*Meine Vermutung in diesem Fall: Es geht ihnen nicht darum, den Namen irgendeiner Soße beizubehalten. Es geht darum, in dem Artikel zwanzigmal das Wort "Zigeuner" unterzubringen und dem Leser zu vermitteln, das Verwenden dieses Begriffs sei voll ok und überhaupt nicht bedenkenswert. So legt man einen schönen kleinen widerspenstigen Samen, denn man unauffällig immer mal wieder gießen kann.