Hirnschlacht
Moderator
Ich rede die Gewalterfahrung nicht klein, sondern äußere Zweifel, was ja wohl zulässig ist. Mit diesen Zweifeln muss sich jeder, der Beschuldigungen erhebt, auseinandersetzen. Und genau das habe ich meinen Kindern auch vermittelt.
Der User selbst diskreditiert den gesamten Berufsstand, indem er ihn insgesamt abfällig bezeichnet und ihm ein rechtmäßiges Verhalten grundsätzlich abspricht.
Ich weiß nicht, wie ich meinen letzten Absatz noch umformulieren soll, ohne mich zu wiederholen. Vielleicht mal ganz einfach: Gewalttätige messen mit zweierlei Maß.
Du fragst zunächst mal nach, was er denn vorher gemacht hat. Was völlig irrelevant ist, da er aussagt gefesselt eine Treppe runter geschmissen zu sein. Danach kritisierst du sein Handeln danach, was genauso wieder völlig irrelevant für das Fehlverhalten war. Danach stellst du einfach seine komplette Wahrnehmung und Aussage in Frage. Das hat nichts mit "Zweifeln äußern" zu tun, das ist das klein- und weg reden. Du räumst gar nicht die Möglichkeit ein, dass er einfach die Wahrheit sagt, sondern du meinst er war betrunken und deshalb hatte er eine verzerrte Wahrnehmung.
Zweifel äußern wäre sowas wie eine Nachfrage, ob er sich sicher ist, dass er geschubst wurde und wenn er (wie er getan hat) danach beteuert, dass er ganz sicher weiß dass er geschubst, oder getreten wurde, sagt man der Person nicht das Gegenteil. Natürlich bist du nicht gezwungen irgendwas zu glauben, aber dann hat das ganze nichts mit (begründeten) Zweifeln zu tun, sondern dann sprichst du ihm einfach seine Wahrnehmung ab und redest diese somit weg.
Und einen Berufsstand diskreditieren ist legitim. Muss man nicht gut finden, kann man aber erstmal so machen. Wie ja inzwischen auch vielfach dargelegt wurde, gibt es extrem viele und gute Gründe den Berufsstand der Polizei zu kritisieren. Nicht zuletzt über den Umgang mit der entgegengebrachten Kritik.
Auch zu diesen Gewalttätigen nochmal: Nicht alle Leute auf Demos sind gewalttätig.
Einzelne Personen aufgrund ihrer Hautfarbe mit Vorurteilen zu begegnen ist nicht das gleiche wie den Respekt vor einem >Berufsstand< zu verlieren. Für mich bedeutet das in erster Linie, dass man die Polizei nichtmehr als ausschließlich gut und zwingend notwendige Organisation ansieht. Aber egal wie man es sieht, es bedeutet nicht, dass ich einzelne Menschen die Polizisten sind, irgendwie despektierlich behandele.Wenn dir nicht aufgefallen ist, dass auch ich eine großartige (wenn nicht gar die beste) deutsche Punk Band in meinem Post untergebracht habe, dann solltest du dich eh mal ganz still in eine Ecke verkrümeln
So, nochmal zum Thema:
Gerade wenn wir hier parallel eine Rassismus-Debatte haben ist auch eine solche Aussage unglücklich.
Wenn jemand, der mit Ausländern, Leuten mit Migrationshintergrund, oder einfach "nicht deutsch aussehenden Menschen" negative Erfahrungen macht und deshalb anfängt, ebensolche zu beleidigen und respektlos über sie zu reden und zu behandeln, dann bringt man da doch auch kaum Verständnis für auf.
Ich bin auch mal mit einer Gruppe aneinandergeraten, drei junge Männer Anfang 20, mit Sicherheit Deutsche, aber eben offensichtlich Nachfahren von Migranten. Nachdem ich erst nach Kippen gefragt wurde (als Nichtraucher hatte ich natürlich keine dabei) wurde ich nach Geld gefragt. Als ich das verweigerte und weitergehen wollte nahm die Situation einen Kurs ein, bei dem mir sehr unwohl wurde. Zum Glück kamen da noch ein paar andere dazu, die so wie ich vom Konzert aufm Weg zur Straßenbahn waren.
Es ist zwar dann beinahe eskaliert, aber immerhin außer Geschrei, einer geworfenen Wasserflasche und einem Tritt von hinten gegen meinen Rucksack nichts passiert.
Andere Sache: hier in Leverkusen haben wir mit dem Goman-Clan (ist der weg von hier ein Begriff? Keine Ahnung) zu tun. In der Zeitung wird, wenn überhaupt, in der Regel von einer "bekannten Großfamilie" geschrieben, man erlebt die Mitglieder meist ziemlich assig, kennt so einige unschöne Geschichten über die, und angeblich sollte man, wenn man wegen denen die Polizei ruft nicht sagen, um wen es geht, weil die sonst auch schonmal einfach nicht kämen.
Trotzdem schaffe ich es, Menschen, die ich nicht kenne, unabhängig von ihrer Herkunft, erstmal mit demselben Respekt zu begegnen. Warum sollte ich nun Verständnis für Leute haben, die das nicht tun?
Ich weiß auch genau, dass mir eine Situation wie die mit den dreien, die mich möglicherweise verprügelt und ausgeraubt hätten, wären nicht noch andere dazugekommen, genau so mit "richtigen Deutschen" hätte geschehen können.
Das Verhalten dieser Menschen sagt doch nichts über andere aus, die nur zufällig ebenfalls von Migranten abstammen.
Ebenso sagt das mögliche Fehlverhalten eines Polizisten nichts über andere Polizisten aus.
Aufgrund eines Einzelnen den Respekt vor allen abzulegen ist für mich daher nicht zu entschuldigen.
Mal ein anderes Beispiel: Ich habe hohen Respekt vor Menschen in der Pflege. Aber die allermeisten Menschen aus diesem Stand den ich kennen gelernt habe, haben gelinde gesagt nicht wie die aller hellsten Lampen an der Kette gewirkt. Wenn ich daraus jetzt ableiten würde, dass Pflegekräfte doof wären (Was ich selbstverständlich nicht tue!), hätten wir das was du schildert.
Du kannst es mir ja gerne mal per PN schicken, damit ich weiß was du meinst!Schwach.
Nein, ich musste auch mal kurz nachschauen. Mir kam das halt so verdammt bekannt vor. Ging aber recht fix...
Wie gesagt, wir können nicht wissen, weshalb die Leute mal schreiben und mal nicht. Ich habe in meiner Wahrnehmung hier im Forum mehr Wut und Trauer über den Tod von George Floyd mitbekommen als Aufregung über Respektlosigkeiten gegen Polizisten. Abgesehen halt davon, dass hier diese Diskussion entstanden ist. Aber das ist es eben, wo eine Diskussion entsteht melden sich natürlich mehr Leute und deutlicher zu Wort als dort, wo sich alle einig sind.
Manchmal ist es auch einfach der Zeitpunkt, zu dem sowas kommt. Gibt Zeiten, da habe ich z.B. allgemein nicht groß Lust zu schreiben, vor allem zu ernsten Themen.
Dass du den Eindruck hast, den du schilderst, hast du ja gut und verständlich begründet. Wir versuchen nur, klarzustellen, dass es eben bei den meisten vermutlich nur der Eindruck ist, nicht aber die Realität.
Das ganze wird ja nicht das letzte mal passiert sein. Seit dem Tod von George Floyd sind in den USA weitere 125 Menschen durch Einwirkung der Polizei ums Leben gekommen.
Natürlich steckt da eine andere Qualität hinter. Aber wenn z.B. das Wort "Negerkuss", das für viele ja etwas Positives beschreibt, rassistisch belastet ist und damit aus dem Wortschatz verbannt gehört, das Wort "Bulle", heutzutage eindeutig als Beleidigung oder mindestens Respektlosigkeit zu verstehen, aber in Ordnung geht, dann läuft doch etwas ganz gewaltig verkehrt.
Wollen wir wirklich die allgemeine, unreflektierte Beleidigung ganzer Menschengruppen ohne wirklichen Grund mal verurteilen und mal hinnehmen?
Und wenn jemand nicht mit seiner dunklen Hautfarbe provozieren kann, wie kann es dann jemand mit seiner Uniform?
In beiden Fällen ist es doch eigentlich das gleiche. Jemand hat ein bestimmtes Bild in seinem Kopf von einem Dunkelhäutigen/Uniformierten und projiziert dieses auf jeden Dunkelhäutigen/Uniformierten und verhält sich dann jedem davon gegenüber entsprechend.
Ein Polizist, der bei Ausschreitungen angegriffen wird, ohne dies durch mehr als seine Uniform und Anwesenheit zu provozieren, ist doch nicht mehr schuld daran als ein Dunkelhäutiger, der von einem Rassisten angegriffen wird, ohne dies durch sein Handeln zu provozieren.
Abgesehen natürlich davon, dass ein Polizist sich selber ausgesucht hat, Polizist zu sein (aber ich persönlich bin froh um jede qualifizierte Person, die sich dafür entscheidet).
Nochmal: Du lässt den Kontext von Macht völlig außen vor.
Ein Polizist der während Ausschreitungen angegriffen wird, wird dies in Ausübung seines Berufes und mit der vollen Unterstützung der Staatsmacht und seiner voll gepanzerten Kollegen. Und das bei zum Beispiel einer Demo, eine große gepanzerte Wand, von Menschen mit Schlagstöcken einen anderen Effekt hat, als ein Schwarzer der im Park spazieren geht, muss ich glaube ich nicht näher ausführen.
Und dann gehört man als Polizist eben immer noch nicht zu einer irgendwie unterdrückten Minderheit. Der Job ist vielleicht nicht der beliebteste, aber deshalb gehören Politiker genauso wenig zu einer unterdrückten Minderheit. Die Machtverhältnisse sind hier das Entscheidende.
Wieso ist die Ableitung unschön?Und da sieht man dann eben wieder die Schwäche. "Weißer Deutscher" ist ungenau, "ohne Migrationshintergrund" ist eindeutiger, aber dadurch unschön, dass es sich von den Menschen mit Migrationshintergrund ableitet.
Ok, das klingt jetzt vielleicht blöd, aber ich hoffe, es ist verständlich, was ich meine.
Wie gesagt, am schönsten wär's, wir bräuchten den Mist nicht.