Hi, Leute.
Da der Täter Angaben zufolge ein Mobbingopfer in der Schule war und ich soeben meine Examensarbeit über „Mobbing in der Schule“ beendet habe, würde ich gerne den Zusammenhang zwischen Mobbingopfer und Gewaltspiele verdeutlichen. Damit möchte ich einfach nur etwas Licht ins Dunkel bringen.
Mobbing führt zu Stress bei den Betroffenen. Stress ist eine aus der Frühzeit der Menschen stammende, körperliche Reaktion auf gefährlich empfundene Situationen (z.B. Mobbing). Hierbei werden Hormone wie Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol freigesetzt, die die körperliche Leistung steigern, um eine Kampf- oder Fluchtreaktion zu ermöglichen. Das Problem ist nun, dass diese Möglichkeiten in unserer modernen Gesellschaft nahezu ausgeschlossen sind - also frisst man alles in sich hinein. Da diese Hormone folglich nicht abgebaut werden, setzen sie sich im Körper fest und führen auf Dauer zu psychosomatischen Krankheiten. Die Symptome werden bei andauerndem Mobbing immer schlimmer (Magenschmerzen, Übelkeit, Zittern, unruhiger Schlaf, Herz-Kreislauf-Probleme etc). Hinzu kommen seelische Symptome (Essstörungen, Nägelkauen, Alpträume, Schreckhaftigkeit sowie Aggressivität!).
Nun zu den Spielen: Die Spiele ermöglichen es, die aufgestauten Hormone abzubauen. Gewaltspiele sind im gewissen Sinne ideal dafür, da man sich hier quasi austoben kann. Das ganze funktioniert jedoch nur bedingt, meiner Meinung nach, da die Spiele unmöglich alles kompensieren können. Ferner baut sich auch beim Spielen Adrenalin auf, was bei ausgeglichenen Menschen kein Problem darstellt. Außerdem wurde der Täter ja weiterhin gemobbt.
Der Rest ist klar: Wenn niemand hilft, auch keine Lehrer oder Eltern, und der Täter einfach nicht weiß wie er Hilfe organisieren kann, steht man irgendwann vor der Wahl, die in uns allen drin steckt: Kampf oder Flucht? Die beiden Extreme heißen in dem Fall "Amoklaufen" oder "Selbstmord". Viele Mobbingofer, darunter auch viele Erwachsene, bringen sich aus genau diesen Gründen um.
Hinzu kommt, dass Gewaltspiele bei Jugendlichen den Eindruck erwecken können (!), dass Gewalt eine angemessene Lösung sei. Zusätzlich sind die "Frags" vielleicht die einzigen Erfolgserlebnisse des Täters gewesen - und das ist nunmal ein Problem. Andere Menschen bauen ihren Selbstwert nicht an der Konsole oder dem PC auf, sondern in ihrem sozialen Umfeld.
So einfach, wie die Politiker es den Wählern klar machen wollen, ist es also beileibe nicht. Es ist ein komplexes Problem, dessen Elemente wie Zahnräder ineinander greifen. Die Gesellschaft schaut weg, Gewalt ist überall präsent, die Eltern kümmern sich nicht, die Lehrer haben keine Ahnung von Mobbing und die Täter haben nur geringe soziale Fähigkeiten und ein niedriges Selbstbewusstsein, dass sie dadurch aufbauen, dass sie sich jemanden vorknüpfen.
Ich gebe zu, was ich sage ist sehr vereinfacht. Aber prinzipell sind diese Aussagen richtig. Spiele sind ein Teil des Problems, aber nur in den Fällen, wo die Spiele die Erziehung und Sozialisation übernehmen. Genau wie Gewalt im Fernsehen, in Musik, Comics usw. Gewaltspiele sind jedoch niemals die Ursache! Die Ursache liegt im sozialen Umfeld und in der Tatsache, dass sich niemand um solche Jugendlichen kümmert.
Aber versteht mich nicht falsch – kein Amokläufer ist deshalb unschuldig. Auch in extremen Situationen besteht eine gewisse Handlungsfreiheit. Diese macht uns zu Menschen. Jeder Mensch hat immer und überall eine Wahl, auch wenn es noch so schwer fällt.
Wie die Politik zum Teil reagiert ist einfach "pervers"! Anstatt das Problem ernst zu nehmen, sich pädagogisches und psychologisches Wissen anzueignen und daraus Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln, sind sie in der Regel nur auf die Wählerstimmen aus - nach meiner Meinung. Das Volk will das "Warum" und die Politiker liefern sogleich ein auf Wissenslücken basierendes "Darum", um ihre Wissensdefizite nicht eingestehen zu müssen. Man merkt sofort das ein Großteil der Politiker aus den Bereichen Jura und Wirtschaft stammen und von zwischenmenschlichen Konflikten KEINE Ahnung haben!
Sorry für den langen Post, aber hoffentlich konnte ich einen sinnvollen Beitrag zu diesem Thema leisten.