Emsdetten-Amokläufer wollte Rache üben
Bei der Schießerei in einer Realschule im westfälischen Emsdetten handelt es sich offensichtlich um einen Racheakt eines ehemaligen Schülers. Im Internet ist ein Abschiedsbrief aufgetaucht, der nach ersten Erkenntnissen der Polizei authentisch ist. "Das einzigste, was ich intensiv in der Schule beigebracht bekommen habe, war, dass ich ein Verlierer bin", heißt es in dem Text, in dem auch die Geschwister-Scholl-Schule mit der Abkürzung GSS genannt wird.
"Wir hatten Angst vor ihm"
"Ich verabscheue Menschen", heißt es auf der Internetseite. Dort posiert der 18-Jährige auf Fotos mit Waffen, darunter auch einer Maschinenpistole. Der Brief schließt mit den Worten: "Ich bin weg."
Mitschüler und Lehrer bescheinigen dem ehemaligen Schüler eine Nähe zum Satanskult. "Er trug immer schwarze Klamotten und Springerstiefel", berichteten Schüler der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Wir hatten Angst vor ihm." Der junge Mann soll in diesem Jahr seinen Abschluss gemacht haben.
Nach Angaben von Mitschülern war er ein fanatischer Spieler des oft als gewaltverherrlichend kritisierten Computerspiels "Counterstrike".
Pädagogen und Schüler verletzt
Der Täter war am Montagvormittag mit einer Handfeuerwaffe auf den Schulhof gestürmt und hatte um sich geschossen. Nach Angaben der Polizei kam es dann zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Eindringling und einer Lehrerin sowie dem Hausmeister. Auch einige Kinder trugen Blessuren wie Streifschüsse davon. Nach Angaben des nordrhein-westfälischen Innenministers Ingo Wolf wurden neun Menschen verletzt - drei von ihnen schwer. Darüber hinaus hätten 16 Polizisten Rauchgasvergiftungen erlitten.
Schüler dachten an Knallkörper
Als der Täter auf dem Schulhof zu schießen begann, dachten die Mitschüler zunächst an Knallkörper. Als klar wurde, dass es sich um Schüsse handelte, lief ein Teil der Kinder in die Schule und brachte sich im Lehrerzimmer in Sicherheit. Andere verließen das Schulgelände. Ein Spezialeinsatzkommando riegelte die Schule ab.
Abgesägte Waffen benutzt
Der Täter flüchtete sich in die oberen Stockwerke der Schule und zündete in der zweiten Etage Rauchgasbomben der Bundeswehr. Dort fand ein Spezialkommando die Leiche des Mannes. Er trug eine Atemschutzmaske und hatte mehrere Sprengsätze an seinem Körper. "Sein Gesicht ist aufgrund der Verletzungen nicht zu erkennen", sagte Hans Volkmann, Einsatzleiter der Polizei. Neben ihm lagen zwei abgesägte Gewehre.
"Sich selbst gerichtet"
Noch ist unklar, wie der 18-Jährige ums Leben gekommen ist - durch einen Schuss oder einen Sprengsatz. Eine Obduktion am Dienstag soll Klarheit bringen. Es spreche "vieles dafür", dass der Mann sich selbst getötet habe, sagte der Münsteraner Oberstaatsanwalt Wolfgang Schweer. "Es hat keinen Schusswaffengebrauch durch die Polizei gegeben", erklärte Volkmann. Die Eltern des Täters erlitten einen Schock. Der Vater wurde auf die Intensivstation einer Klinik eingeliefert.
Gerichtstermin am Dienstag
Der Schütze hätte sich am Dienstag vor Gericht wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz verantworten müssen. Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft handelt es sich um einen Einzeltäter. Hinweise über Kontakte zu Extremisten gibt es nicht, sagte Schweer. Die Polizei hat unter Nummer 0800-3040303 eine Hotline für Angehörige geschaltet.
http://onnachrichten.t-online.de/c/96/65/81/9665816.html