Und heute habe ich wieder was schön Schräges gefunden:
Bayern mobbt den Weihnachtsmann
Christkind-Verein hat es auf den Rauschebart abgesehen
MÜNCHEN: Sie sitzen auf Rentierschlitten in Vorgärten, erklimmen Fassaden und bevölkern ganze Einkaufspassagen: Weihnachtsmänner. Kinderaugen leuchten beim Anblick des bärtigen Mannes mit der roten Zipfelmütze, schließlich verspricht sein Besuch jede Menge Geschenke. Nur einigen Herrschaften im traditionsbewussten Bayern ist der knuffige Rauschebart ein Dorn im Auge. Weil er dem Christkind den Rang abläuft, mobben sie den Weihnachtsmann!
"Wo man in der Stadt hinschaut, hängen, stehen oder liegen Weihnachtsmänner", stöhnt zum Beispiel Thomas M. (36), Familienvater aus München. "Wie soll ich meinen Kindern da bloß klarmachen, dass die Weihnachtsgeschenke vom Christkind kommen?" Und Tamara P. (40) beschwert sich darüber, dass der "Weihnachtsmann ein Import aus Amerika ist".
Dabei stimmt das so nicht. Zwar geht die Geschichte des Christkinds bis zur Zeit Martin Luthers zurück, doch der Weihnachtsmann schleppt seinen Beutel auch schon seit über hundert Jahren durch Nord-, Mittel- und Ostdeutschland. "Der Weihnachtsmann gesellte sich im 19. Jahrhundert zu Nikolaus und Christkind", erklärt die Volkskundlerin Christiane Cantauw. "In ihm vereinen sich Eigenschaften des Nikolaus und des Knecht Ruprecht, von dem er Pelzrock, Kapuze, Stiefel, Sack und Rute bekam." Es war der Beginn einer Erfolgsstory. Cantauw: "Die Popularität des Weihnachtsmannes hat sich auch im Süden merklich gesteigert, während das Christkind ein wenig in Vergessenheit zu geraten scheint."
Dem "Verein zur Förderung der Tradition des Christkinds" ist das ein Gräuel. Im Internet unter
www.pro-christkind.org wettern die Traditionswächter gegen "sinnentleerte Modetrends" - und meinen den Vormarsch des Weihnachtsmannes über Bayern bis nach Österreich. Damit nicht genug: Christkind-Fans können sich im Netz Aufkleber bestellen. Das Motiv zeigt einen Weihnachtsmann, dem die Einreise in die Alpenregion verweigert wird (siehe links).
Für die einen ist das ein wertvoller Beitrag gegen die Kommerzialisierung des Weihnachtsfestes, für die anderen reines Mobbing. Phillip Tengg und Peter Gspan, die Initiatoren der Pro-Christkind-Initiative, waren gestern nicht mehr für eine Stellungnahme zu erreichen. Die Vereinsgründer hatten sich bereits in die Festtage verabschiedet ...
www.pro-christkind.org