Eine eindeutige Kennzeichnung muss her, so darf in meinen Augen, Wiesenhof shon alleine den Namen nicht verwenden, wenn das Tier NIE im Leben eine wiese gesehen hat !
Der Name ist tatsächlich irreführend. Das gilt aber leider für viele andere auch. Ilse Aigner hat sich auf der Grünen Woche tatsächlich einmal getraut anzusprechen dass es nicht rightig ist, mit einem Bild von Landwirtschaft zu werben das real kaum noch existiert.
Oder die tollen Erdbeerjoghurts, selbst von Markennamen, wo nichtmal erdbeeren drin sind ?!!
Ich habe ehrlich gesagt nichts gegen Joghurts, die mit natürlichem Erdbeeraroma hergestellt sind und keine Erdbeeren enthalten. Auch wenn es aus Holz gewonnen wird, mir schmeckt's. Die Zutaten sind ja auch alle aufgeführt. Fleisch ist da eine ganz andere Sache.
Er bewirkt aber auch nicht das Gegenteil und wird vor allen Dingen nicht falscher, nur weil bei einer 10 Euro Ente auch was falsch sein kann. Bei der 4,99 Euro Ente ist dann eben definitiv was falsch. Und es ist auch nicht falscher, dass die da ist, weil es Käufer gibt.
Dass es nicht das Gegenteil bewirkt ist offensichtlich, hilft jetzt aber argumentativ auch nicht besonders weiter. Unterm Strich ist dem Produkt im Laden die Qualität und die Herstellungsbedingungen nicht anzusehen.
Dass die Wahrscheinlichkeit schlechter Produktionsbedingungen bzw. Qualität beim günstigsten Produkt höher ist, als beim teuersten Produkt, stelle ich gar nicht infrage. Ein linearer Zusammenhang zwischen Qualität und Preis liegt aber wohl auch nicht vor. Ebensowenig ist eine klare Haltung abzuleiten welches Fleisch man denn nun meiden soll und welches nicht.
Die Produkte von Wiesenhof beispielsweise gehören nicht zu den günstigsteren am Markt, eine Kaufempfehlung fällt bei diesem Produzenten aber ebenfalls schwer, nach allem was bislang bekannt geworden ist. Wiesenhof ist ein gutes Beispiel dafür dass der Preis als Gradmesser für Qualität ungeeignet ist. Hier zahlt der Kunde anscheinend einen höhren Preis für das Marketing (TV-Werbung mit Promis ist teuer), nicht aber für eine bessere Qualität.
Aber mit dieser Diskussion müsste man sich gar nicht so lange aufhalten wenn es nicht einen ganz anderen Missstand gäbe. Bei Lebensmittelskandalen in der Fleischindustrie handelt es sich praktisch ausschließlich um Gesetzesverstöße. Es geht also um Produkte, die auf dem Markt gar nichts zu suchen haben. Dort kämen sie auch sicherlich sehr viel seltener an, wenn die Einhaltung besagter Gesetze im anscheinend nötigen Maße überprüft werden würde.
Wenn es für Fleischproduzenten zu riskant wäre gegen diese zu verstoßen, könnten wir alle aufhören zu raten welcher Preis denn nun realistisch ist und bei welchem wir es mit problematischen Produktionsbedingungen zu tun haben.
Dass stattdessen gebetsmühlenartig dem Käufer der Vorwurf gemacht wird, er würde sich bewusst für gesetzwidrig hergestellte Fleischprodukte entscheiden, ist zynisch. Das eignet sich allenfalls als Ausrede den status quo nicht zu verändern.