Möchte mich gar nicht groß an der Diskussion beteiligen, da man imho die Aktion in Köln verurteilen MUSS, wenn man nicht als Vollidiot dastehen will. Auch, wenn mich die Ausschreitungen nun wirklich nicht wundern.
Habe allerdings nur eine kleine Frage: Seit wann kann man denn bei einem Hool nur aufgrund tätowierter Nazisymbole, Hitlergruß usw auf seine politische Gesinnung schließen?
Weil das schon früher bei Hooligans nicht unüblich war und zwar abseits jeder politischen Gesinnung. Denen ging's doch einfach nur darum, ein größtmögliches Feindbild darzustellen, so unangepasst und widerwärtig es nur irgendwie geht. Da machen sich solche Symbole natürlich besonders gut.
Und ich frage mich halt, ob sich die Szene dermaßen geändert hat, dass das heute anders ist, heute also mehr dahinter steckt als sich "nur" absichtlich in totalen Abschaum zu verwandeln.
Natürlich nicht. Aber da die Bewegung ja "Hooligans gegen Salafisten" heißt, laufen die Hooligans ja nicht "mit", sondern geben den Weg vor. Oder wollen das zumindest.
Ich möchte das Ganze einfach nur ein bisschen besser verstehen um vielleicht etwas genauer einschätzen zu können, wie nazibelastet die Demo denn nun wirklich war. Ich gehe sicherheitshalber auch lieber von zu Vielen als zu Wenigen aus.
Darum nochmal die Frage: Sind Hooligans, die "eindeutig" wie Nazis aussehen, heute immer/meistens/oft wirklich welche?
Finde die Szene so oder so voll daneben. Nicht, dass hier jemand auf die Idee kommt, dass ich irgendwas schön reden will.
Aaaah, ich verstehe, worauf Du hinauswillst. Ja, das kann ich aber nicht nachvollziehen. Ob das wirklich derartige Provokationen um des Provozierens sind, wage ich mal zu bezweifeln, ich denke mal eher, das sind reine Schutzbehauptungen.
Es gibt bei Hools da mehrere Ebenen. Natürlich gibt's nicht nur Nazihools, aber gerade weite Teile der Hooliganszene, die in den 80er und 90er Jahren in Deutschland stark vertreten war, hatte und hat große personelle Überschneidungen und Kontakte tief rein ins rechte Netzwerk, wie z.B. das ganze Kroppzeug um Blood & Honour oder die Hammerskins. Wer da jetzt wieder tatlräftig auftritt und organisiert, das sind schon eindeutig einzuordnende "alte Kader". Es gibt - zugegebenermaßen links einzuordnende - Blogs und Gruppen, die ziemlich gute Beobachtungsarbeit leisten und immer wieder aufdecken, wer genau da wo die Fäden zieht. Sind aber alles ganz einfach nachprüfbare Fakten, also ist der Wahrheitsgehalt ziemlich groß. Und diese Verbindungen kommen halt nicht von ungefähr.
Aktuell ist imho auch keine Motivation zu erkennen, dass da nur eine Horde Hools sich mal zünftig prügeln will - die Motivation zu diesen Demos ist schon eindeutig politisch. Und das selbst erwählte Motto "In den Farben getrennt - in der Sache vereint" zeigt deutlich, dass da Bestrebungen sind, eine ansonsten randgrüppige Erscheinung salonfähig zu machen.
Das ist seit Jahren extrem rechte Strategie.
Ich scheiß auf die Deutsche Vergangenheit einen großen, dicken Haufen (was nicht heißt, daß ich das Geschehene gut finde). Ich war an dieser Vergangenheit nicht beteiligt und meine Eltern auch nicht und meine Großeltern sind tot. Ich habe es satt, das immer wieder auf's Butterbrot gestrichen zu bekommen.
Das sehe ich nicht so.Rechte Idioten hat und wird es immer geben.Die gibt es aber in allen Ländern Europas und ich glaube nicht,daß uns uns Deutschen sowas nochmal passiert.
Ja, leider wäre eine Erinnerungskultur sehr angemessen. Leider propagiert Ihr aber eine Vergessenskultur, und leider seid Ihr da nicht allein. In Emden sollte eine Straße nach einem Marinekommandanten benannt werden, der Rassenideologe und DNVP-Mitglied war. Hat der Stadtrat gekippt, da hat's einen Shitstorm gegeben. Gleichzeitig wird allerorten gegen die Stolpersteine protestiert.
Zeugen und Unterstützer der Entnazifizierung wurden in den 50ern als "Nestbeschmutzer" tituliert, und diese ganze "Das war einmal, ist aber vorbei und kommt nicht wieder" Scheiße zieht sich durch die gesamte kurze Geschichte der BRD. Eine richtige Erinnerung wollte man eigentlich nie richtig akzeptieren. Deswegen ist es nötig, immer und immer wieder zu erinnern, damit den Vergessen-Wollern das immer wieder eingetrichtert wird.
Bereits in den 80ern gab es da einen Film und vorher ein Buch namens "Die Welle", die zeigten, wie einfach man einen fanatischen Personenkult aus dem Boden stampfen kann, wenn man nur genug "Wir"-Gefühl transportiert. Das passiert auch aktuell - und zwar von ganz weit rechts aus!
Einer der wichtigsten Sätze aus meinem Geschichtsstudium:
Man muss die Vergangenheit kennen, um die Gegenwart zu begreifen und die Zukunft zu gestalten.
Eine Einstellung wie die deine ist der nützlichste Dünger auf dem Nährboden des Neofaschismus.
Es geht nicht darum irgend jemandem was aufs Butterbrot zu schmieren, sondern eher darum das sich das Vergangene nicht mehr wiederholen darf. Und da halte ich es schon für sehr bedenklich was sich da zur Zeit abspielt.
Danke!