Das vorhandene Wissen, soll möglichst fakten gestützt vermittelt werden, ohne dabei eine vor gefertigte Meinung zu vermitteln. Was ist daran so kompliziert?
Das Problem daran ist, dass Du Fakten als neutral und unverrückbar ansiehst, sie das aber oft nicht sind. Wenn man vielleicht mal von den meisten physikalischen Fakten absieht. Fakten an sich repräsentieren aber auch nicht selten eine vorgefertigte Meinung. Und auch "neutrale" Lehrer vermitteln immer ihre Meinung. In der zwischenmenschlichen Kommunikation ist Neutralität wie gesagt eine Utopie und nicht zu erreichen. Es spricht ja auch niemand davon, Kinder religiös zu indoktrinieren. Dass Kinder alle zum Islam konvertieren, nur weil eine Lehrerin ein Kopftuch trägt und auf Nachfrage sagt "ich trage das wegen meines Glaubens", ist - tut mir Leid - abstrus. (Wegen des Urteils des Budnesverfassungsgerichts ist das Kopftuchbeispiel etwas unglücklich, skizziert aber den Standpunkt.)
Dass Lehrer möglicherweise missionierende Tätigkeiten ausüben, steht auf einem anderen Blatt. Das darf nicht sein und ist aus gutem Grund verboten.
Du versteht glaub ich nicht ganz, was ich damit meinte.
Es ging dabei darum, dass das Fundament von Religionen beleidigende und grausame Stellen enthält. Auf denen wird jedoch beharrt, wobei sich bei Karikaturen oder ähnlichem beschwert wird.
Das hatte mit anderen Gläubigen erst mal gar nichts zu tun.
Agreed. Dann haben wir ein wenig aneinander vorbei geredet. Abzulehnen wäre Deiner Meinung nach dann die durch Kirche institutionalisierte Religionsform, nicht der Glauben an sich. Hatte ich viel früher aber auch schon gesagt, indem ich meinte, der freie Glauben selbst an einen Gott, von dem man meinetwegen ein christliches Bild haben kann, sei so lange unbedenklich, wie Menschen nicht menschenfeindliche oder den Menschenrechten zuwiderlaufende Sachen in den Glauben hineininterpretieren.
Das geschieht zumeist durch die in jeder Religion mehr oder weniger besetzten Dogmen, aus denen oft Begründungen für menschenverachtendes Verhalten anderen gegenüber abgeleitet werden.
Deine Kritik ist insofern weiter berechtigt, wenn Du sagst, dass aber gerade ein Gläubiger sich nicht von den Dogmen lossagen kann. Martin Luther sagte dazu: "Nimm die festen Aussagen weg, und du hast das Christentum weggenommen."
Man hat allerdings schon länger erkannt, dass das so nicht ohne Reibungsverluste in die heutige Zeit übertragbar ist. Wusstest Du, dass Glaubenssätze des Papstes erst seit 1870 als dogmatisch gelten? Das ist ein Versuch, die Kirche den Umständen der eigenen Epoche anzupassen. Sehr interessant und aufklärend zu diesen Ansichten ist ein Text aus der Kongregation der Glaubenslehre:
"Was diese Geschichtlichkeit angeht, muss zunächst bedacht werden, dass der Sinn, den die Glaubensaussagen haben, teilweise von der Aussagekraft der zu einer bestimmten Zeit und unter bestimmten Umständen angewandten Sprache abhängt. Außerdem kommt es bisweilen vor, dass eine dogmatische Wahrheit zunächst in unvollständiger, aber deshalb nicht falscher Weise ausgedrückt wird und später im größeren Zusammenhängen des Glaubens und der menschlichen Erkenntnisse betrachtet und dadurch vollständiger und vollkommener dargestellt wird. Ferner will die Kirche in ihren neuen Aussagen das, was in der Heiligen Schrift und in den Aussagen der früheren Überlieferungen schon einigermaßen enthalten ist, bestätigen oder erhellen, sie pflegt dabei aber zugleich an die Lösung bestimmter Fragen und die Beseitigung von Irrtümern zu denken. All dem muss man Rechnung tragen, um jene Aussagen richtig zu deuten. Schließlich unterscheiden sich zwar die Wahrheiten, die die Kirche in ihren dogmatischen Formeln wirklich lehren will, von dem wandelbaren Denken einer Zeit und können auch ohne es zum Ausdruck gebracht werden; trotzdem kann es aber bisweilen geschehen, dass jene Wahrheiten auch vom Lehramt in Worten vorgetragen werden, die Spuren solchen Denkens an sich tragen."
Du weißt aber schon, was ein Dogma ist?
Nein, Atheisten haben kein Dogma. (Darum auch der Hinweiß der "Überzeugung")
Nach Fakten eine Überzeugung bilden ist keine Dogmatik!
Allein weil sich die Überzeugung anhand der Fakten ändert.
Ansichtssache. Genauer: Definitionssache. Die Überzeugung, es gebe keinen Gott, ist die Grundlage des Atheismus. Richtig? Wenn also irgendwann bewiesen würde, dass es einen Gott gebe, dann wäre dem Atheismus die Grundlage entzogen und es gäbe ihn quasi nicht mehr.
Jetzt dreh das doch mal um: Würde irgendwann bewiesen werden (man nehme jetzt mal an, das wäre möglich), es gebe keinen Gott, dann wäre dem Glauben seine fundamentale Überzeugung, sein grundlegendstes Dogma, genommen. Es müsste ihn dann auch nicht mehr geben.
Wo ist jetzt der Unterschied, abgesehen davon, dass ich nicht davon ausgehe, dass man die Existenz oder Nichtexistenz eines Gottes jemals wird beweisen können?
Und nur weil man etwas vermutet, gilt dies nicht als wahr.
Man mag es anhand von Schätzungen für wahrscheinlich halten, dass erdähnliche Planeten existieren.
Aber dies ist nun mal kein geltender Fakt.
Du verwechselst hier Idee mit Wahrheit.
Das erste ist aber die Motivation, das zweite das Ergebnis.
Wohl! Ich sage ja, nach der Empirik gilt eine These als wahr, solange sie falsifiziert wird. Selbst in den Naturwissenschaften findet die Falsifizierungsmethode Anwendung, allerdings nicht ohne Kritik daran. Das gebe ich zu.
Und selbst wenn man die Existenz eines Gottes vermutet, ist doch die Einstellung gerechtfertigt, nun daran zu glauben oder auch nicht. Wissenschaftler, die etwas vermuten, glauben ja meist auf Grundlage ihrer Einschätzungen daran, dass etwas existiert oder möglich ist. Würden sie das nicht tun, dann würden sie doch aufhören, gezielt danach zu forschen....
Natürlich ist das eine Eigenschaft mit der man geboren wird.
Zumindest zu einem gewissen Prozentsatz. Der Rest bildet sich beim frühen heranwachsen.
Der große und entscheidende Unterschied ist aber, dass es sich um nichts handelt, für das man sich in einem angemessenen Alter frei und nach eigener Ansicht entscheiden kann!
Du musst dich gar nicht von Religion zu Religion entscheiden!
Es geht darum, das du die bewusste Wahl hast, die hast du bezüglich Sexualität nicht!
Die (freie Entscheidung) hast Du bei der Religion aber möglicherweise auch nicht! Vielleicht bist Du durch eine persönliche Erfahrung gläubig geworden, vielleicht durch frühkindliche Prägung, was weiß ich! Es ist ja nicht einfach eine Ansicht, sondern eine grundlegende Lebenseinstellung! Die wechselt man unter Umständen nicht so wie ein altes Hemd!
Und es gibt auch Beispiele für Menschen, die mit einem gewissen Alter ihren Hang zur Homosexualität erkennen. Vielleicht bleibt es eine Phase und sie wenden sich zur Heterosexualität, oder sie bleiben homosexuell, das ist ein individueller Vorgang. Man kann Homosexualität weder als "Gendefekt", noch als "unheilbare Krankheit" brandmarken. Das ist sie einfach nicht. (Ich bin mir bewusst, dass Du das nicht gemeint hast und will Dir das auch nicht in den Mund legen. Ich verwende die Begriffe nur wegen ihrer Tragweite.)
Wenn nur ein einziger Mensch also nicht aus freier Entscheidung seine Ansicht ändern und einen anderen Glauben wählen möchte, dann muss auch er/sie geschützt werden. Punktum.
Und natürlich wird die freie Körperkultur durch Artikel 2 des Grundgesetzes gedeckt. Sie findet eben nur ihre Einschränkung im allgemeinen Ordnungsgesetz, genauso wie die Ausübung der Religion ihre Einschränkung im Bildungsgesetz findet.
Dann verwende aber auch nicht die Freie Körperkultur als Argument, wenn du selbst nun sagst, dass sie durch das Ordnungsgesetz, im übrigen auch durch Art. 2 Abs. 1 GG schon beschränkt wird
Die Religionsneutralität der Schule wird eben nicht im Grundgesetz schon festgehalten, und da liegt der feine Unterschied bei diesen beiden Sachen.
Dann sieh genauer hin.
Die Fakten sprechen nicht dafür, dass Adam und Eva die ersten Menschen waren! Und sie sprechen auch nicht dafür, das Mohammed der beste und vollkommenste Mensch war...
Achso. Das Schöpfungsbeispiel. Ja nun, vielleicht ist man ja so frei im Glauben, dass man bestimmte Bibelstellen eben nur als Lehrsätze oder Geschichten versteht, die in jedem Fall interpretationsfähig sind und vielleicht einen tieferen Sinn zu vermitteln versuchen. Ich weiß, dass viele Erzgläubige das nicht tun, aber das geht dann schon in Richtung Fundamentalismus....
Ich bin kein Arzt! Das ist auch kein Thema, das man verallgemeinern sollte.
Eine Beschneidung wirkt sich auf jeden Fall nachhaltig auf das komplette Leben des Patienten aus, das Ohren anlegen wird vor eventuellen Hänseleien bewahren.
Inwiefern soll sich denn eine Beschneidung nachhaltig auf das ganze Leben auswirken? Wegen Operationsrisiken? Die gibt es auch beim Ohren Anlegen. Das Anlegen der Ohren ist übrigens ein kosmetischer Eingriff und gleicht das Individuum der als Norm geltenden Erscheinungsform an. Toll. Innerhalb des jeweiligen Glaubens ist prinzipiell eine Beschneidung auch genau das.
Die Jungen werden ja nicht hässlich verstümmelt. Abseits der Phimose gibt es ja auch (kosmetische) Argumente für eine Beschneidung. Und ich habe noch nie von traumatisierten Menschen gehört, die nicht mit ihrer Beschneidung leben können.
Wer's glaubt...