Um das gleich zu Anfang zu sagen, ich möchte diese Tat kein Stück gut heissen, rechtfertigen, oder sonst irgendwie in Schutz nehmen.
Es war eine absolut verachtenswerte Tat, aus einem widerwertigem Grund!
Allerdings sollte man die Reaktionen der Familie vielleicht auch nochmal aus einem anderen Blickwinkel betrachten, nämlich ein wenig mehr, aus dem der Familie selbst.
Das was da gezeigt wird, ist nämlich nur der kleinste beste Ausschnitt, den man kriegen konnte.
Aber wie würdet ihr wohl reagieren, wenn ihr in der Situation wärt? Ihr seit der Vater (Oder mit welchem Familienmitgleid ihr euch auch sonst am besten identifizieren könnt) einer Familie und die ist dann plötzlich komplett zerrissen.
Eure Tochter ist tod, euer Sohn hat sie ermordet. Warum das genau passiert ist, ist einem in dem Moment egal. Es ist passiert. Es wird auch nicht zurück genommen. Und man versteht es nicht, versteht nicht wieso es so weit kommen musste, womit man das verdient hat, wer schuld daran ist.
Möglicherweise nicht die rationalsten Gedanken, aber ich denke, da kann man bei einem hinterbliebenen, Nachsicht haben, hätte jeder wenn es bekannte sind.
Mitten in dieser Mischung aus Trauer, Wut, Verzweiflung, Schuld und den hunderten brennenden Fragen kommt noch der Rest dazu. Eine Familie, die am Boden zerstört ist, ein Leben das weiter geht und all die Menschen die darin vorkommen. Die Nachbarn, die Arbeitskollegen, die Mitschüler. Die möchten entweder soviel wie möglich darüber wissen, oder sie haben sich ihr Urteil bereits gebildet. Wahrscheinlich wendet sich das komplette Umfeld gegen einen. Ein paar neue Personen tauchen auch auf, Reporter und zwar viele. Bis zu diesem Gerichtstermin, hatten die keine ruhige Minute, irgendwie musste man die Titelblätter und Sonderberichte ja voll kriegen. Was dann davon wirklich so war, wie es berichtet wird, weiss man nur selbst, aber die Leute wissen es nicht. Egal wie oft man ihnen das Gegenteil erklärt.
Das Leben wird zur Hölle aus gaffenden, kreischenden Menschen, die einen verurteilen.
Dann kommt der Gerichtstermin und die Familie, die in letzter Zeit das einzige war, das irgendwie für einen da war, wird noch weiter auseinander gerissen, dann kommt man aus diesem Saal, will einfach nur endlich seine Ruhe und für sich sein, aber da stehen wieder dutzende Leute, wollen irgendwas wissen, filmen, fotografieren und natürlich ein ganz aufgewecktes Bürschchen von RTL, das hinter einem herläuft und total spitzfindige Fragen stellt. Der möchte wissen, wie man das findet, das die eigene Tochter gestorben ist...
Ist schon ein gewiefter Zeitgenosse, wenn der den Vater einer, vom eigenen Sohn ermordeten Tochter fragt, wie der darüber denkt!
Letztendlich habe ich keine Ahnung, wie und was da wirklich ablief, wer an was schuld ist und warum. Aber ich denke in so einer Situation vor einem so super spitzfindigen Reporter auszurasten, ist nicht unbedingt das, was man den angehörigen dieser Familie vorwerfen sollte. Da hätten wir vermutlich alle nicht das ganz so große Verständnis dafür, das die bescheidene Öffentlichkeit, ja stets über ihre Mitmenschen informiert sein möchte.