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Mittwoch, 12. September 2001
Wer waren die Terroristen?
"Zu 90 Prozent Bin Laden"
Die Ermittler in den USA sind sich zu "90 Prozent" sicher, dass der saudische Terrorist Osama Bin Laden hinter den verheerenden Terroranschlägen in New York und Washington steckt. Das berichten übereinstimmend mehrere US-amerikanische Medien. Bin Laden beglückwünschte die Attentäter der Terroranschläge in den USA, wies selbst aber jede Beteiligung zurück. In einer Ansprache an die Nation sagte Präsident George W. Bush, bei der Suche nach den Schuldigen werde kein Unterschied gemacht zwischen den Tätern und denen, die ihnen Unterschlupf gewährten.
Zu dem Verdacht gegen Bin Laden sagte beispielsweise ein hoher Beamter, der seinen Namen nicht genannt haben wollte, dem Sender NBC: "Dies ist keine Annahme, es handelt sich um neue Informationen."
Fünf Araber unter Verdacht
Die Ermittlungsbehörden im US-Bundesstaat Massachussetts sollen fünf arabische Männer - darunter ein Pilot - im Verdacht haben, an den Attentaten beteiligt zu sein. Das berichtet die Zeitung "Boston Herald". Es handele sich unter anderem um zwei Brüder, deren Pässe in die Vereinigten Arabischen Emirate zurück verfolgt werden konnten, berichtete die Zeitung weiter. Einer der beiden sei ein ausgebildeter Pilot. Die Ermittler vermuteten, dass die Brüder an Bord der entführten United-Airline-Flugzeuges waren, berichtet das Blatt.
Die Männer seien am Dienstag von Portland (US-Bundesstaat Maine) nach Boston geflogen. Vor dort waren zwei der später entführten Maschinen gestartet. Das Gepäck von einem der beiden wurde nicht rechtzeitig umgeladen. Darin fand die Polizei eine Kopie des Koran, ein Video über das Fliegen kommerzieller Flugzeuge und eine Berechnungsgrundlage für Benzinverbrauch, berichtete die Zeitung.
Die Behörden hätten außerdem einen Mietwagen entdeckt, in dem Flugpläne und Fluganleitungen in arabischer Sprache gefunden. Zudem habe der Name eines Passagiers in einer der beiden Flugzeuge, die am Dienstag auf das World Trade Center in New York stürzten, bei den Ermittlern Alarm ausgelöst. Das FBI habe den Namen in seinem Zentralcomputer gefunden, berichtete NBC. Die Polizei wollte diese Berichte nicht kommentieren.
Senator Orrin Hatch, ein republikanischer Parteifreund von Präsident Bush sagte dem Fernsehsender ABC, aus hohen Geheimdienstkreisen habe er erfahren, dass alle Anzeichen auf Osama bin Laden als Drahtzieher deuteten. "Wir wissen, dass die Leute (in einem der Flugzeuge) mit Bin Laden zu tun zu haben schienen ", sagte der Senator.
Nach Berichten des n-tv Partnersenders CNN haben die Ermittler des FBI mehrere Verdächtige im Visier, die Verbindungen nach Südflorida haben sollen. Erst Anhaltspunkte hätten sich aus den Passagierlisten der entführten Flugzeuge ergeben. In einer der Maschinen sei nach dem Überfall der Teroristen ein Mikrofon eingeschaltet geblieben. Nähere Angaben machte das FBI nicht.
Waren es US-Nazis?
US-amerikanische Rechtsradikale als mögliche Urheber der Anschlagserie brachte unterdessen der Politikwissenschaftler vom Zentrum demokratischer Kultur in Berlin, Thomas Grumke, ins Gespräch.
Der Nachrichtenagentur dpa sagte Grumke die US-Nazis bezeichneten ihren Feind als "ZOG", als "Zionist Occupied Goverment", womit die angeblich von Juden beherrschte US-Regierung und ihre Einrichtungen gemeint seien.
Grumke, Experte für US-Rechtsextremismus an der FU Berlin, verwies auf den "Oklahoma-Bomber" Timothy McVeigh. Der weiße Amerikaner hatte 1995 in Oklahoma City 168 Menschen mit einem Anschlag ermordet, der auch einem Regierungsgebäude galt.
Es gebe in der rechten Literatur in den USA durchaus Hinweise auf Selbstmordattentate "für die Sache". US-Rechtsextremisten hätten zudem gute Verbindungen in die Streitkräfte. So sei es ihnen durchaus möglich, einige Ex-Piloten zu finden, die die fliegenden Bomben gesteuert haben könnten.