Der Diskussionsfaden - ohne Anglizismen

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EvilJay

W:O:A Metalmaster
19 Dez. 2009
12.330
1
83
Bochum/Sauerland
Genau genommen ist es gut, ja.

Sprache "bewahren"? Wo setzt du denn die Grenzen? Wenn man von "Wurzeln" spricht, sollte man ja auch bedenken, dass z.B. romanische und germanische Sprachen die gleiche "Wurzel" haben, da sie indoeuropäischen Ursprunges sind. Nicht zu schweigen von Englisch und Deutsch, dessen Verwandschaft sich ja auf eine noch jüngere Zeit zurückführen lässt und die dementsprechend mehr gemeinsam haben als Deutsch und Latein. Dennoch findest du ja selbst Gemeinsamkeiten zwischen lateinischen und deutschen Begriffen (ersetze beispielsweise mal die [p]s in lateienischen Wörtern durch deutsche [f]s bzw. <v>/<f>: pater > Vater). Andere Beispiele wären das Vertauschen von <b> und <v>/<w> (have > haben) und noch einige mehr. Und stell dir vor, die Gemeinsamkeiten sind nicht zufällig, sondern Ergebnis einer gemeinsamen Wurzel.

Abgesehen davon sind alle Sprachen im ständigen Wandel und es wurden schon immer (!) Wörter aus anderen Sprachen übernommen, teilweise mit einer einschränkenden bzw. erweiternden semantischen Bedeutung (wie bei "Handy"). Das ist doch nicht schlecht, sondern zeigt die Dynamik, mit der sich Sprachen entwickeln. Und selbst bei solchen Wörter wie "downloaden" sieht man doch sehr schön, dass die Wörter nicht einfach in ihrer englischen Form übernommen wurden, sondern in die deutsche Grammatik mit eingepasst werden. Und irgendwann wird man, wie bei den Wörtern "Maulwurf" (welches übrigens aus dem Ungarischen stammt) oder Garage gar nicht mehr bewusst daran denken, dass das Wort eigentlich aus einer anderen Sprache kommt. Eine Sprache geht nicht dadurch kaputt, dass sie sich verändert, sondern sie stirbt, wenn sie es nicht täte.

Das wollte ich nur mal loswerden.

PS: Auf Island versucht man übrigens seit Jahren eine Sprachpolitik zu führen, die nach deinem Sinne wäre, da sie alle Fremdwörter nach Möglichkeit komplett übersetzen. Scheint aber selbst da nicht ohne Ausnahmen zu funktionieren.

Das Bewahren der Sprache beginnt dort, wo viele Menschen lange nachdenken müssen, was sie früher anstelle eines eingedeutschten Wortes benutzt haben. So weit darf es doch gar nicht kommen. Man bedenke die Deutsche Bahn. Es gibt definitiv nicht so etwas wie einen "Service Point". Im Englischen gibt es ein "information desk", wenn man es übersetzte, hieße es Informations-Schalter, so wie es Jahrzehnte hieß und jedermann wusste bescheid. Natürlich befindet sich Sprache in einem ständigen Wandel, welcher nicht nur zu begrüßen, sondern auch zu unterstützen ist, jedoch ist es problematisch, wenn Kinder heutzutage so viele deutsche Wörter nicht mehr kennen, weil einfach irgendwelche englischen, französischen, wasweißichwelche Pendanten (Beispiel für ein sehr passend übernommenes Fremdwort) ersetzt wurde. Es ist auch klar, dass wir nicht alle in der Sprache eines Goethe sprechen können/müssen/wollen, doch man muss doch nicht "posten", "sharen" und "chillen"... Genau da sind diese Grenzen erreicht. Dass wir nicht alle wie germanische Stämme reden können, ist mir auch klar.
 

Highlander87

W:O:A Metalmaster
27 Jan. 2008
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Nürnberg
www.musik-sammler.de
Und selbst bei solchen Wörter wie "downloaden" sieht man doch sehr schön, dass die Wörter nicht einfach in ihrer englischen Form übernommen wurden, sondern in die deutsche Grammatik mit eingepasst werden.

Gegen das Verb "downloaden" an und für sich hab ich nichts und benutz es selber auch wesentlich öfter als "herunterladen". Aber sobald es ins Perfekt gesetzt wird - wahlweise "downgeloadet" oder "gedownloadet" - stellen sich mir die Nackenhaare auf. Da ist mir "heruntergeladen" doch wesentlich lieber.
Ansonsten hab ich nichts gegen Anglizismen an und für sich, sofern sie sinnvoll eingesetzt werden bzw. aus Mangel an einem adäquaten deutschen Bezeichnung dafür, wie beispielsweise eben "Laptop". "Klapprechner" triffts zwar, klingt aber zum schreien. :D
 

FallenOne

W:O:A Metalgod
23 Apr. 2002
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BO/FFM/usw.
Das Bewahren der Sprache beginnt dort, wo viele Menschen lange nachdenken müssen, was sie früher anstelle eines eingedeutschten Wortes benutzt haben.
Vermutlich haben sie in vielen Fällen vorher ein lateinisches oder französisches Lehnwort benutzt? Nur, dass es ihnen dann wohl nicht bewusst ist, weil das Wort schon so lange in der Sprache existiert, dass man den Ursprung nicht mehr ohne weiteres erkennt. Ist das denn besser, weil es älter und "verfälschter" ist?
So weit darf es doch gar nicht kommen. Man bedenke die Deutsche Bahn. Es gibt definitiv nicht so etwas wie einen "Service Point". Im Englischen gibt es ein "information desk", wenn man es übersetzte, hieße es Informations-Schalter, so wie es Jahrzehnte hieß und jedermann wusste bescheid. Natürlich befindet sich Sprache in einem ständigen Wandel, welcher nicht nur zu begrüßen, sondern auch zu unterstützen ist, jedoch ist es problematisch, wenn Kinder heutzutage so viele deutsche Wörter nicht mehr kennen, weil einfach irgendwelche englischen, französischen, wasweißichwelche Pendanten (Beispiel für ein sehr passend übernommenes Fremdwort) ersetzt wurde. Es ist auch klar, dass wir nicht alle in der Sprache eines Goethe sprechen können/müssen/wollen, doch man muss doch nicht "posten", "sharen" und "chillen"... Genau da sind diese Grenzen erreicht. Dass wir nicht alle wie germanische Stämme reden können, ist mir auch klar.

Also ich denke, bei solchen Wörtern wie "Service Point" hat man auch daran gedacht, dass auf den Bahnhöfen auch Leute herumlaufen, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind und sich so schneller zurecht finden ("Information" ist übrigens wie "Service" ein Wort lateinischen Ursprungs, nur so nebenbei ;)). Aber hat sich das denn auch in der gesprochenen Sprache durchgesetzt? Es sagt doch immer noch fast jeder "Informationsschalter".

Ich denke, die Sprecher regulieren die Sprache da von selbst. Manche Wörter sind Modeerscheinungen und verschwinden wieder, andere etablieren sich und werden mehr und mehr an die Zielsprache angepasst, bis sie vollständig integriert sind. Ich glaube aber nicht, dass man Angst davor haben sollte, dass alle Sprachen sich irgendwann zu einer großen Sprachpampe vermischen...

Gegen das Verb "downloaden" an und für sich hab ich nichts und benutz es selber auch wesentlich öfter als "herunterladen". Aber sobald es ins Perfekt gesetzt wird - wahlweise "downgeloadet" oder "gedownloadet" - stellen sich mir die Nackenhaare auf. Da ist mir "heruntergeladen" doch wesentlich lieber.
Ansonsten hab ich nichts gegen Anglizismen an und für sich, sofern sie sinnvoll eingesetzt werden bzw. aus Mangel an einem adäquaten deutschen Bezeichnung dafür, wie beispielsweise eben "Laptop". "Klapprechner" triffts zwar, klingt aber zum schreien. :D
Wieso ist denn der Infitiv in Ordnung, aber das Partizip nicht? :confused:
 

FallenOne

W:O:A Metalgod
23 Apr. 2002
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zu FallenOne: Maulwurf=Mullwurf. Mull=mittelniederdeutsch mul, „lockerer Humusboden“. Ist also nichts mit ungarisch.
Verdammt, Denkfehler, ich meinte "Tollpatsch". Das kommt aus dem Ungarischen ;) Hab ich grad mit "Maulwurf" durcheinander geschmissen, da das Wort eben auch nichts mit "Maul" zu tun hat.
Meine Anspielung bezog sich jedenfalls auf Volksetymologien, da liefert Wikipedia ja auch noch ein paar andere, vielleicht klarere Beispiele.

wikipedia schrieb:
„Tollpatsch“ (zuvor: „Tolpatsch“) wurde durch Volksetymologie an das Adjektiv „toll“ („verrückt“) angeglichen. Das Wort ist hingegen aus dem ungarischen Wort talpas (Spitzname für den ungarischen Fußsoldaten) entlehnt, einer Ableitung aus dem ungarischen talp „Sohle, Fuß“. Nach der Übertragung ins Deutsche erfolgte zunächst der Bedeutungsübergang zu „(österreichischer) Soldat, der eine unverständliche Sprache spricht“, später als eine abwertende, aber nicht boshafte Bezeichnung für einen ungeschickten Menschen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Highlander87

W:O:A Metalmaster
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Nürnberg
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Wieso ist denn der Infitiv in Ordnung, aber das Partizip nicht? :confused:

Rational erklären kann ich dir das leider nicht. Das eine hört sich für mich eben noch in Ordnung an, während das andere in meinen Ohren einfach schrecklich klingt. Vielleicht deswegen, weil man dem "downgeloadet" stark anmerkt, dass es ein "synthetisches" Wort, was mir bei "downloaden" an und für sich weniger stark auffällt. Kann aber auch nur ne Gewöhnungssache sein, was weiß ich. :D
 

FallenOne

W:O:A Metalgod
23 Apr. 2002
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Also von Tollpatsch auf Maulwurf zu kommen finde ich nun wieder herrlich :D
Die sind halt beide in meinem Hirn in der Schublade "Volksetymologie" abgelegt, von daher ist der Weg aus meiner Sicht nicht so weit ;)


:D:)
Rational erklären kann ich dir das leider nicht. Das eine hört sich für mich eben noch in Ordnung an, während das andere in meinen Ohren einfach schrecklich klingt. Vielleicht deswegen, weil man dem "downgeloadet" stark anmerkt, dass es ein "synthetisches" Wort, was mir bei "downloaden" an und für sich weniger stark auffällt. Kann aber auch nur ne Gewöhnungssache sein, was weiß ich. :D
Na gut, wer weiß, wie sich das entwickelt. Wenn man im Französischen aller konjugiert, dann setzt sich das ja auch aus drei verschiedenen lateinischen Wurzeln zusammen (je vais, nous allons, nous irons). Vielleicht bleibt es im Deutschen ja mit downloaden und heruntergeladen. Obwohl herunterladen ja auch wieder nur eine Lehnübersetzung von downloaden ist. :D