Sicherlich ist das ein Problem.
Aber wie weit kann man das runterbrechen? Bundesland, LK, Ober-, Mittel-, Unterzentren?
Je mehr "Grenzbereiche", also Bereiche mit unterschiedliche Maßnahmen es gibt, um so mehr pendeln die Leute in die "angenehmere" Region zum Einkaufen etc..
Wir z.B. sind in ca. zehn Minuten in einem anderen LK (wo wir für gewöhnlich auch einkaufen) oder sogar in einem anderen Bundesland.
Ob da jetzt andere Maßnahmen gelten, weiß ich ehrlicherweise nicht genau, ich blicke da nicht mehr so durch.
Durchblicken tue ich auch nur noch so semi. Bin aber auch der Meinung, dass man sich an diesem sogenannten Einkaufstourismus nicht so abarbeiten sollte.
Infektionen finden doch aller Wahrscheinlichkeit dort doch nur sehr bedingt statt.
Wir sind Grenzstadt und öffen ab Montag Gastro im Außenbereich. Klar ist es denkbar, dass dann auch mal jemand aus Nordwestmecklenburg nach Lübeck kommt, um zu bummeln und mal wieder einen Kaffee zu trinken.
Ob das aber das Infektionsgeschehen so antreibt, wie die gemeinsame Fahrt in der DoKa-Pritsche zur Baustelle, wage ich zu bezweifeln. Die Menschen sind weiterhin gefragt, sich überall an die AHA-L Regeln zu halten, da ist es zweitrangig, was Politik entscheidet.
Das ist mir bewusst. Theorie und Praxis sind immer zwei unterschiedliche paar Schuhe. Aber es kann nicht sein, dass seit ein paar Monaten die Warnungen von Wissenschaftlern immer mehr ignoriert werden nur weil die Wahlen anstehen. Am Ende aber wird gesagt, dass man nicht damit rechnen konnte, dass es so schlimm wird.
Prävention ist dann am besten, wenn man im Prinzip keine schlimme Situation hatte. Bei der ersten Welle hat das ganze auch gut geklappt, aber seitdem leider nicht mehr.
Mir ist auch klar, dass Deutschland die No-Covid Strategie nicht so umsetzen kann wie Australien oder Neuseeland, aber man kann zumindest Teile davon anwenden.
Dass die Politik sehr kopf- und planlos reagiert, ist natürlich unbestritten. In wie fern das mit dem Kalkül bevorstehender Wahlen zusammenhängt, will ich nicht beurteilen. Am Ende sind Maßnahmen mit Bedacht zu wählen, weil unsere Verfassung uns das so vorgibt. Daran ist die Politik in erster Linie gebunden. Dass uns somit weit vorausschauendes Handeln nicht so ohne Weiteres möglich ist, ist ein Problem. Der Rechtsstaat fällt uns hier auf die Füße.
Die Beispiele Australien und Neuseeland sind mMn kompletter Unsinn, da wirklich abgeschottet. Selbst, wenn wir in Deutschland eine harte Linie fahren und die zahlen richtig runter drücken, fällt das Kartenhaus schneller wieder zusammen, als uns lieb ist. Wir sind Transit- und auch Einpendlerland und somit auch darauf angewiesen, was unsere reichlich vorhandenen Nachbarn machen. Wenn, dann müsste ganz Europa diese Strategie gemeinsam fahren, aber 447 Mio. Menschen unter einen Hut zu bekommen, wird wohl nicht so einfach werden. Treiber würden und werden von außen kommen. Ein Blick auf die immer wieder kritischen Regionen zeigt ja, dass das meist grenznahe Gebiete sind, wo zig Arbeitskräfte unterwegs sind. Auch hier fällt uns die hohe Errungenschaft Europäische Union halt auf die Füße. Ist Scheiße, aber auch Fakt.
Ich sehe nicht flächendeckend, dass nur noch politisch unverantwortlich gehandelt wird, es gibt aber natürlich reichlich Luft nach oben.
Aber das ist doch genau das, was in dem Video angesprochen wird: Man lernt auch nicht aus den Erfahrungen der Realität. Oder man verweigert bewusst die Konsequenz aus den Erfahrungen. Spätestens nach der 2. Welle hätte man wissen müssen, dass ein kurzes, hartes Eingreifen besser ist, als ein monatelanges Dahinlavieren. Auch und vor Allem den Eltern von 2-3 Kids sind 4 Wochen Homeschooling eher zuzumuten, als 4 Monate. Und das betrifft alle Interessen, auch die wirtschaftlichen. Und auch die Grundrechte.
Korrekt, nur darf man nicht vergessen, dass wir eigentlich gar nicht so wirklich aus dem bisherigen Shutdown raus sind. Kurzes hartes Eingreifen gibt es ja gar nicht mehr, weil die Lockerungen doch vielerorts kaum spürbar waren.
Die 2. Welle haben wir doch eigentlich immernoch, wenn man sich den Berg anschaut.
Und wie oben beschrieben, ist sehr fraglich, wie lange das Ergebnis eines kurzen und harten Eingreifens Bestand haben wird/würde, wenn man unsere zentrale Lage in Europa betrachtet. Portugal ist da eben auch nicht als vergleichbares Beispiel heranzuziehen. Wenn das schief geht, wächst der Widerwillen und Unmut auch. Das als
die Lösung hinzustellen, ist aber auch bissl selbstherrlich und lässt entscheidende Faktoren meiner Meinung außen vor.