Damit erübrigt sich die gesamte Diskussion. Der Aspekt Endlager ist nicht nur praktisch das zentrale Problem (wie haben keines, also "kein Lager", nicht "kein Problem"), sondern auch theoretisch: Niemand kann für einen derart langen Zeitraum eine sichere Lagerung garantieren! Selbst, wenn sich alle Geologen dieser Welt einig wären und einen physisch sicheren Lagerort finden würden, könnte niemand die politische und historische Entwicklung für diesen Zeitraum auch nur annähernd prognostizieren (allein die Kennzeichnung ist schon problematisch:
Klick
Wer sich von der Fehlbarkeit der Wissenschaftler überzeugen möchte, möge einfach mal nach dem Stichwort "Asse" googlen (und hier geht es bloß um ein paar Jahrzehnte und nicht um Jahrtausende).
Richtig. In den 70ern haben Wissenschaftler Asse für perfekt gehalten, die Lagerungstechnik ('wir kloppen alle Fässer auf einen großen Haufen') hielt man für ideal, usw. Und jetzt? 30 Jahre später stellen wir fest, alles Mist - Asse voll mit Wasser, Lagerungstechnik blödsinnig, usw.
Jetzt heißt es aber: "Gorleben ist definitiv sicher, die Lagerungsvorgehensweise auch" - jaja, mal gucken, wie das in 30 Jahren wieder aussieht.
Bemerkenswerte finde ich ja auch, dass die BRD seit Ewigkeiten nur EIN Endlager plant. Gesetzt des Falles, Gorleben wird als nicht fähig beurteilt oder ein Gericht kippt die Pläne, dann stehen wir ohne Alternative da.
Nebenbei bemerkt: Ich habe mich letztens noch mit einem Geologen unterhalten der meinte, international gesehen würden Salzbergwerke eh schon gar nicht mehr als Endlager in Betracht gezogen, da zu unsicher wegen Wasser, usw.
Süß finde ich ja außerdem, wie sehr die CSU PRO Atomstrom ist, aber sich nach wie vor
vehement dagegen wehrt, dass in Bayern ein Endlager gesucht wird.
Wie war das? "Wenn der Castor so sicher ist, wieso kann er dann nicht in deinen Keller?"
Wie gesagt: Die weiteren Contrapunkte gegen Atomenergie sind damit eigentlich schon nicht mehr erwähnenswert, seien aber der Vollständigkeit halber nochmal zusammengefasst:
- enorme Kosten für den Bau eines AKW (siehe Finnland)
- enorme CO2-Emission und Landschaftszerstörung durch Urangewinnung, zumeist unter gefährlichen Arbeitsbeduingungen in schwach entwickelten Ländern
- Begrenztheit der Lagerstätten
- GAU-Gefahr (Kann man ein AKW eigentlich dagegen versichern? Falls nicht, wäre das ein untrügliches Indiz für die Nichtausschließbarkeit eines Unfalls)
- signifikanter Zusammenhang zwischen Entfernung des Wohnortes zum AKW und Leukämierate, bes. bei Kindern
Was vergessen?
Ja, nämlich das Uran (so wie Öl oder Kohle) auch nur in begrenzten Mengen vorliegt. Irgendwann wird das Uran auch mal aufgebraucht sein und nach einigen Schätzungen könnte das sogar schon eher der Fall sein als beim Öl (unter der Prämisse, dass der internationale AKW-Bau so weitergeht, wie er geplant wird).
Ansonsten gebe ich dir in deinen Punkten Recht - mich regt es immer auf, dass Atomstrom als so 'CO2-neutral' bejubelt wird, es de facto aber einfach nicht so ist.
Und zu dem pragmatischen Hinweis, es gäbe keine Alternative: Siehe oben (Internationales Verbundnetz), alternativ: Desertec. Sicher politisch nicht die ideale Lösung und in vielen Detailfragen äußerst streitbar, aber zumindest mit dem Potential, eine sinnvolle, finanzierbare und technisch machbare Alternative zur Kernenergie zu sein.
Desertec ist ja auch nur ein Anfang, alles hat am Anfang so seine Probleme, aber besser man sucht jetzt nach Alternativen, als wenn es zu spät ist.
Btw: Diese Argumente von einigen, von wegen "Die Kollektoren stehen ja in politisch kritischen Regionen" finde ich ja süß - wir bekommen unser Gas und unser Öl ja zum Glück ausschließlich aus Pro-westlichen, demokratischen und politisch stabilen Staaten.
Die Behauptung, konventionelle und Atomenergie seien heute zur Sicherung der Grundlast technisch notwendig, ist schlicht veraltet. Einzig es fehlt der Wille, bzw. die Macht der Politik, sich von der RWE-Lobby loszureißen.
Richtig. Hier werden Märchen ohne Ende erzählt mit der Absicht, weiter viel Geld zu verdienen. Man macht einfach ein bißchen Panik ("Unsere Energieversorgung ist in massiver Gefahr") und schon macht man wieder den dicken Reibach.
Wie gerade mit der Schweinegrippe... schön die Ängste schüren, Impstoff verkaufen und viel Geld verdienen, aber das ist eine andere Geschichte.
Sollte es in naher oder ferner Zukunft tatsächlich mal zu einem größeren Problem kommen, sei es Klimawandel oder radioaktive Verseuchung, wird man mit Verachtung auf unsere Generation herabblicken.
Heute blicken die Leute gerne aufs Mittelalter und sagen "Man, waren die damals dumm. Die wollten Pest mit Quecksilber heilen und dachten, Gott hätte die Erde erschaffen!"
Mal abwarten, was die zukünftigen Menschen über uns sagen werden, wenn sie mit den Folgen von bspw. Überfischung und Gentechnik zu tun haben: Und wenn das dann nicht schon genug Ärger ist, werden sie auf den Atommüll treffen und sagen: "Man, waren die damals dumm!"