So, dieses Wochenende stand ja das alljährliche
Hammer of Doom an.
Ich war ca. eine Stunde, bevor die erste Band auf der Bühne stand, da, um nach Platten zu schauen. Das, was auf meiner Einkaufsliste stand, hatte leider keiner - später hab ich mir aber trotzdem was gekauft.

Kurz vor Beginn rüber zur Bar, 4€ für ein Kapuziner-Weizen!

Naja, eins geholt, es lief nicht sonderlich gut... Egal, erste Band stand an.
Cross Vault spielen klassischen Doom, leider war das äußerst eintönig. Die Dreiviertelstunde zog sich ewig. Danach den Highlander getroffen, bisschen gequatscht und das übliche blöde Foto für die Mainpost machen lassen. Im Anschluss spielten
Path of Samsara, die ja relativ kurzfristig für Funeral Circle eingesprungen waren. Schon allein der stilistische Unterschied war ein bisschen ärgerlich. Dass diese Trottel auch noch fünftausendachthundertdreiundsiebzig Räucherstäbchen abgefackelt haben, machte das Ganze nicht besser. Trotzdem war das solider Okkult-Retro-Rock mit einen frisurbedingt-blinden Sänger. Ganz nett. Danach waren
Sorcerer dran. Der Highlander schwärmt ja geradezu von deren akutellem Album, ich hatte nur wenig reingehört. Was die Schweden abgeliefert haben war der absolute Hammer!

Epischer Doom mit ner Prise Power Metal. Spätestens ab The Dark Tower of the Sorcerer hatte die Band das Publikum komplett in der Hand. Es gab ein abwechlungsreiches Set aus alten Nummern und denen vom neuen Album, jeweils bockstark! Diesen Auftritt, der in der Bandhymne The Sorcerer gipfelte, zu toppen, sollte beinahe unmöglich sein. Ganz haben es
Pentagram nicht geschafft, lieferten aber eine sehr gute Show ab. Victor Griffin groovte und doomte mit seinem ureigenen Gitarrensound alles in Grund und Boden, Bobby Liebling riss wilde Grimassen und tanzte einen völlig bekloppten Ausdruckstanz. Stimmlich war er auch voll auf der Höhe. Top! Leider kann man nicht drüber hinwegsehen, dass das neuer Material höchst durchschnittlich ist, was man auch an den Publikumsreaktionen gemerkt hat. All Your Sins ist halt ne ganz andere Liga als beispielsweise ein Curious Volume. Als Zugabe gab es unter anderem das göttliche Last Days Here

heart

, unverzeihlich ist allerdings, dass die Band die Anwesenden ohne The Ghoul nach Hause geschickt hat

.
Insgesamt ein äußerst gelungener erster Tag.
Da ich auf die geniale Idee kam, nach dem Konzert noch zu meinen Kumpels inne Kneipe zu gehen und ich erst um 3 Uhr zuhause war (Käsespätzle mitten in der Nacht regeln!), drohte der Auftakt auszufallen. Also schnell geduscht, das Schaschlik reingeschlungen und zur Straba gelatscht. Dort fuhren drei (!) als "Werkfahrt" vorbei und wurden vom Fahrplan gestrichen.

Also kam ich gerade noch rechtzeitig zu
Lord Vigo in die Halle. Die Herren traten zu einem Bombastintro auf die Bühne. Auffällig war, dass sie heute offenbar durch Rob Halford am Bass und SS an den Drums unterstützt wurden. Auftritt Vinz Clortho. Passend zum bekloppten Video mit Stahlhandschuh und nietenbesetzten Stahlhelm. Herrlich!

Die Samples wurden gut eingesetzt (Terror Witchcraft mit dem Macbeth-Sample!

), anfangs wirkte Band aber leider etwas konfus, leichtere Spielfehler und der Gesang lag auch etwas öfter daneben. Nach Vigo von Hoburg-Deutschendorff hatte man sich aber gefangen. Aber mal ehrlich, spätestens bei Ishtar muss man aufgrund des Arrangements und der orgelartigen Keyboardsamples zwangsweise an das Powerwolf-Debut denken. Es ging aufs Ende zu, letzter Song, was sollte es also werden, nachdem der "bekannteste" Song gleich zu Anfang verbraten wurde? Ein arschtightes Cover von Witchfinder General! So zaubert man ein Lächeln auf des Bärchis Lippen!

Im Anschluss stand mit
Doomshine eine der dienstältesten deutschen Doombands auf der Bühne. Ich hatte die überhaupt nicht auf dem Zettel, mit epischem - offenbar nicht allzu ernstgemeintem Doom (Celtic Glasgow Frost - also mal ehrlich!

) - und sympathisch-dämlichen Ansagen ("Ich hab gestern Nacht von Bobby Liebling geträumt. Der war hier auf der Bühne. Das Bühnenbild war irgendwie ne Wohnküche und er saß einfach da, trank Tee und las ne Tageszeitung - ich bin verwirrt!", "Der nächste Song hat ein äußerst ernstes Thema - Scotch Single Malt Whisky!") spielte man das Publikum schnell auf seine Seite. Das Gehörte konnte auch überzeugen, da muss ich wohl mal weiter reinhören. Der bier- bzw. whiskyselige Doom der ersten beiden Bands ließ das Weizen auch wieder laufen

.
Black Oath aus Italien standen als nächstes auf dem Plan. Ich kannte ja den ein oder anderen Song, das vorab Gehörte machte auch Laune, live auf 45 Minuten war das aber leider zu gleichförmig. Mit demselben Problem hatten auch ihre Landleute von
Caronte zu kämpfen, zu dem Black-Oath'schen Traditionsdoom gesellte sich zwar ne ordentliche Portion Stoner, nach Temple of Eagles hatte man aber das Gefühl, die komplette Bandbreite der Band bereits gehört zu haben. Besser machten es
The Order of Israfel im Anschluss. Abwechslungsreicher Classic Doom, im zweiten Song auch mit folkigem Bathory-/Solstice-Touch, gespickt mit geschickt gesetzten Details und Tempiwechseln. Toll! Danach wollte diniert werden, aufgrund des beschissenen Wetters gings aber doch nur zum Bahnhofsdöner, da ich nicht weiter laufen wollte. Aus demselben Grund gings auch dann gleich wieder in die Halle, wo
Skepticism anstanden. Arschlangweiliger Vollrotz. Dann gings nach Vorne. Es betraten drei Durchschnittstypen mit Kaufhausjeans und -hemd und kleinem Bierbauch die Bühne:
40 Watt Sun. Was soll ich sagen? Patrick Walker ist wohl der traurigste Mensch des Planeten und ein begnadeter Songwriter. Ich schaltete für ein paar Minuten alles Andere um mich herum ab und konzetrierte mich nur noch auf die Musik. Trauer, Wut, Verzweiflung - und irgendwie Hoffnung. Das, was es zu hören gab, war wohl die berührenste Musik, die ich jemals gehört habe. Bei der auf der Akustikgitarre vorgetragenen (Halb-)Ballade 1000 Miles brach ich fast völlig zusammen und weinte wie ein kleines Kind. In der kurzen Pause danach stellte ich fest, aus meinem Delirium gerissen, dass auch um mich herum alle an ihren Augen herumwischten oder bedröppelt auf den Boden stierten. Was der Mann an Emotionen in seine Songs packt, ist kaum zu beschreiben, das muss man selbst erlebt haben. Langsam wurde es Zeit für den ersten Samstagsheadliner:
Candlemass. Nach der emotionalen Achterbahnfahrt mit Patrick Walker war ich sehr froh, dass jetzt "fröhlicherer" Doom anstand. Dritte Reihe rechts. Marche Funèbre. Auftritt Band. Auch wenn das Shirt von Mats Levén äußerst fragwürdig war (Beyoncé im Venom'schen Welcome-to-Hell-Look

), die Band begeisterte ab der ersten Note. Und wer bei At the Gallow's End nicht völlig steil ging, hat keine Ahnung von Metal. So!

Absolutes Highlight war natürlich das abschließende Solitude, bei dem sich wohl jeder in der Halle die Seele aus dem Leib sang. Grandios! Leider aber mit knapp 70 Minuten doch etwas zu kurz. Der "echte" Headliner war dann
My Dying Bride. Nach dem genialen Auftritt von Candlemass war leider ein bisschen die Luft raus, trotz abwechslungreichen Sets zwischen aktuellem Album (allem voran das wunderschöne And My Father Left Forever) und ganz alt. Den letzten Song, God Is Alone (also megaalt

), hab ich zugunsten der früheren Straba sausen lassen, damit ich ob des Mistwetters (zwischendurch hats sogar mal geschneit!) nicht nach Hause laufen oder ne Dreiviertelstunde auf die nächste warten musste. Alles in Allem wie immer ein grandioses Fest, nächstes Jahr bin ich - obwohl ich dann hoffentlich nicht mehr in Würzburg wohne - definitiv wieder dabei.
