Lasst mal die Kirche im Dorf. Wir fahren seit 2009 nach Wacken und das war nie ein Thema. Ich weiss nicht warum man heutzutage alles so kompliziert macht. Es gibt zum Beispiel genug Duschen wo es völlig egal ist wer dort duscht. Wir waren in der Residenz Evil und da konnte auch jeder duschen wo er wollte. Und früher bei Bauer Uwe war es auch egal. Also wo ist das Problem. Und ich habe es in Wacken noch nie erlebt, dass sich jemand aufregt wenn man auf der "falschen Tolilette" war. Dieses Jahr haben wir uns aus Spass (und ohne blöde Sprüche) mal bei der Frauen Security angestellt und sind ohne Probleme durchgekommen. Ich denke mal es liegt daran wer dort gerade kontrolliert. Mein Tipp wenn es Stress gibt, einfach zu einem anderen Eingang gehen. Ich habe jedenfalls von Feindlichkeiten egal gegen wen in all den Jahren auf dem WOA nichts bemerkt. Und das ist auch gut so. Und schlussendlich finde ich die Diskussion über die Seelsorge unnötig. Wer Hilfe benötigt wird auch bei einer kirchlichen Einrichtung gehört. Die Forderung nach einer weiteren Seelsorge ist Jammern auf ganz hohem Niveau. Wir sind nicht im Mittelalter wo die Kirche jeden auf Wacken bekehren will. Übrigens bin ich nicht in der Kirche. Empfehle aber die Konzerte in der Kirche von Wacken. Ganz großes Kino.
Nur, weil du Probleme nicht siehst, heißt das nicht, dass sie nicht existieren.
Und ob in einem bestimmten Setting wirklich Gefahr droht oder nicht ist herzlich egal, wenn jemand durch Erfahrungen aus anderen Situationen damit rechnen muss, dass es passieren kann.
Ich würde niemals einem Menschen unprovoziert etwas tun, dennoch verstehe ich, wenn Frauen sich nicht wohl fühlen, wenn ich mitten in der Nacht zufällig den gleichen Weg habe und deshalb durch dunkle Straßen hinter ihnen her gehe, und gehe deshalb schonmal einen Umweg, denn woher sollen die wissen, dass die Situation für sie ungefährlich ist. Negativbeispiele gibt's ja leider mehr als genug.
Ich wüsste auch gerne, wie sehr du dich bisher mit der Lebensrealität von nicht cis hetero Menschen befasst hast, dir hier ein Urteil zu bilden.
Und nochmal zum Thema kirchliche Seelsorge:
Da geht es nicht um die Sorge, dass da versucht würde, zu bekehren. Man kann sich eher sicher sein, dass das nicht passiert, denn die meisten Menschen, die das machen, sind nicht so blöde/scheiße, zu versuchen, die Extremsituationen, in denen Leute zu ihnen kommen, derart auszunutzen.
Für transgender Personen ergibt sich da die Situation, dass die einzigen Seelsorgerinnen vor Ort eine Institution vertreten, die ihre Existenz ganz offen nicht sonderlich positiv gegenübersteht (siehe meinen vorherigen Post), gewisse Aspekte davon (geschlechtsanpassende Operationen z.B.) sogar als nicht mit der Menschenwürde vereinbar bezeichnet.
Wie die Seelsorgerinnen da selbst zu stehen ist dann herzlich egal, da kann einfach das notwendige Vertrauen nicht aufgebaut werden.
Es ist ja in Ordnung, dass du Probleme anderer nicht von selbst siehst.
Dass du sie hier aber klein-/wegzureden versuchst finde ich sehr anmaßend.
Ich nehme mal an, dass du hier aus einer privilegierten Position (vermutlich weißer cis hetero Mann) auf das Thema schaust, und würde dir empfehlen, dir zum einen dieses Umstands bewusst zu werden und zum anderen zu begreifen, dass eben nicht alle deine Lebensrealität teilen.
Für manche sieht sie leider deutlich weniger schön aus.
Edit: und ja, ich weiß, es ist anstrengend und macht die Welt für einen selbst um einiges weniger simpel, aber es ist ein Weg, der sich zu gehen lohnt.
Habe ich selber getan, und ich kann sagen, es hat mich zu einem tausendfach besseren Menschen gemacht, als ich früher war, und es gibt einige Situationen in meinem Leben, in denen ich mir Rückblickend nun deutlich die Meinung geigen würde zu dem, was ich so getan, gedacht, gesagt habe.
Und ich bin wirklich froh um jede Person, die mich damals versucht hat, auf meine eingeschränkte Sicht hinzuweisen.