Ich hab das mit den "Wacken-Touristen" ja auch immer belächelt bis ich sie dieses Jahr aus erster Hand live und in Farbe miterlebt habe.
Aussagen wie: ich kenne hier nur 4 Bands, ich bin hier wegen der geilen Party auf dem campground uvm. haben mich doch erschüttert. Es passte einfach wie die Faust aufs Auge. Also ja es gibt sie.
Für sie war Wacken weniger ein Musikfestival und mehr eine riesige, ununterbrochene Party.
Trotzdem war die Atmosphäre immer freundlich und friedlich. Es ging nicht darum, wer der größte Metalhead ist, sondern einfach darum, eine gute Zeit zu haben. Das hat mir wirklich gefallen und ich habe viele nette Leute kennengelernt.
Wie sind eure Erfahrungen mit den Wacken-Touristen? Gehört ihr vielleicht selbst dazu oder habt ihr ähnliche Geschichten zu erzählen?
Also ich kann da im Wesentlichen nicht so viel Negatives berichten. Ich habe um uns herum auf dem Campground (A5) gute und sehr erträgliche Musik gehört. Kein Ballermann-Gedöns, gefühlt mal 2-4 Spaßlieder um die Mittagszeit und gut war's. Das habe ich schon mal schlimmer erlebt. Da das Line-Up dieses Jahr nicht so meins war, habe ich diverse Bands einmal "ausprobiert" und mir einfach angehört. Da ich da dann doch eher in Richtung Death-, Extreme- oder Black-Metal geschaut habe, waren dort eigentlich keine Touris anzutreffen. Ist dann doch etwas zu speziell für die meisten Touristen.
Von ein paar Leuten unserer Truppe musste ich schon hören, dass das Publikum bei z.B. Feuerschwanz doch stark durchtränkt von speziellen Leuten war, die auch relativ rücksichtslos bei Mosh- und Circlepits waren, da sie scheinbar unzureichend Berührung in ihrer Vergangenheit damit hatten.
Als ich dann am Samstag noch Hämatom sehen wollte, wurde auch dann von einer anderen Realität eingeholt, als ich sie bis dahin erlebt hatte.
Sehr viele Leute (die meisten sehr jungen Alters), die keine typische Kleidung trugen (eher so Polohemden, BVB-/Fußball-Shirts, etc., es wurde keinerlei Mimikry betrieben) und natürlich nicht wegen Hämatom dort waren, sondern wegen Finsch. Allerdings trugen die meisten von ihnen ein grünes Wristband (Dorfbewohner?!) und schienen nur für diesen Act dort aufgeschlagen zu sein.
Die Leute hatten aber auch absolut keinen Plan von gesunden zwischenmenschlichem Umgang, wie ich ihn eigentlich von jedem erwarten würde. Stattdessen wurde beim Warten auf Hämatom mit einem Matsch-Fußball gespielt und die umstehenden Leute mit Matsch bespritzt. Als das Konzert dann losging und der erste Moshpit in unserer Nähe von diesem Publikum initiiert wurde, wurde aber auch keine Rücksicht auf gestolperte Personen genommen. Wenn einer am Boden lag, gab es keine helfende Hand; es wurde einfach weiter gehüpft und geschubst. Als sich der erste Crowdsurfer ankündigte, und ich meinem Vordermann warnend und hilfesuchend auf die Schulter klopfte, bekam ich nur einen fragenden Blick als Antwort.
Wenn ihr mit solchen einfachen und elemantaren Dingen nicht sinnvoll umgehen könnt, bleibt doch bitte einfach zu Hause oder besucht euere Dorf-Disse und oder Rap Konzert.
Unterm Strich muss ich sowieso sagen, dass mich das Hämatom-Konzert mit vielen Fragezeichen zurückgelassen hat. Das Hämatom/Trailerpark Crossover damals fand ich ja noch ansprechend - für den einen Song, den sie zusammen gespielt haben. Aber dieses geteilte Konzert war eine Beleidigung für jeden, der wegen der Musik nach Wacken kommt. Gut, Hämatom mag bei der Trueness-Polizei so schon durchfallen, aber mit Finch war es unerträglich. Da darf man sich auch nicht wundern, wenn man Touris anzieht. Aber solange diese Leute Umsatz generieren, wird es dem Veranstalter egal sein. Aber von dem besten, tollsten,, größten xyz Metal Festival der Welt entfernt man sich auf diese Weise immer mehr. Und irgendwann ist der Kipppunkt erreicht, an dem man dann auch nicht mehr zurück zu den Wurzeln kann. Das mag dann noch eine handvoll Jahre funktionieren (aus BWLer-Sicht), aber nachhaltig macht man sich damit Business kaputt.
Bei einem "Helene Fischer"-Festival (exemplarische Fantasiebenennung) stellt auch niemand Slayer oder Cradle of Filth auf die Bühne. Nur in Wacken ist man sich nicht zu schade, so einen Quark wie bei Hämatom und Finsch zu supporten.