Also gefühlt lese ich gerade kaum was anderes. Was ich hingegen nicht mehr lese, ist dass irgendwas gegen die problematischen Strukturen in der Polizei gemacht wird. Es wird ja nichtmal in Erwägung gezogen, dass es ein Problem gibt. Die Rassismus-Studie wurde geblockt, dazu gabs ein bisschen Kritik und ne Woche später wird von der Polizei plötzlich Ahnenforschung betrieben. Jetzt will Seehofer auch noch eine Studie die Gewalt gegen Polizei untersucht.
Ich verstehe da einfach die Aufregung (Im Vergleich) nicht. Die einen bangen buchstäblich um ihr Leben, die anderen finden es doof, dass man sie mit Flaschen beschmeißt (Ums Leben gekommen ist ein Polizist auf einer Demo seit den 80ern nicht und der damals wurde erschossen) und kriegen dafür auch ein riesiges mediales Echo. Da war von bürgerkriegsähnlichen Zuständen die Rede, weil ein paar Schaufenster zu Bruch gegangen sind. Auf der anderen Seite: Wenn Schwarze Menschen zigfach angeben und bezeugen, was ihnen passiert interessiert es dagegen niemanden. Wenn man lesen kann, dass sich die Kinder einer Fußballmannschaft wundern, weil sie jedes mal angehalten werden, wenn der Schwarze Vater sie heim fährt, finden das alle ganz schnell doof, aber irgendwas am System ändern ginge dann doch zu weit. Wenn eine Schwarze Frau keine Anzeige aufgeben kann und stattdessen ausgelacht und schließlich festgenommen wird, glaubt man es erstmal nicht, weil sowas ja nicht sein kann. (
). Und dann wundert man sich, dass solche Jugendlichen irgendwann mal ausrasten und ihre Wut bei solchen Gelegenheiten rauslassen?
Das es sicherlich ungerechtfertigte Gewalt gegen Polizisten gibt, würde ich sogar nichtmal bestreiten. Aber das diese Gewalt auch gerade auf Demonstrationen oder anderswo oft genug provoziert wird, passiert genauso. Und ja, wenn man damit argumentieren will, dass Polizisten auch nur Menschen seien, die Fehler machen können, dann sind Demonstranten, die im Gegensatz zu der Polizei nicht extra ausgebildet wurden und schwer gepanzert sind genauso Menschen. Von denen scheinen alle zu erwarten, dass sie sich immer besser verhalten, als die Polizei selbst.
Wenn man einem Missbrauchs-Opfer erstmal die Schuld gibt, weil die Klamotten "zu kurz" waren, hat das weder was mit Gefahrenabwehr, noch mit Strafverfolgung zu tun. Obdachlose sind auch keine Gefahr, sondern brauchen vor allen Dingen Hilfe und mehr Streetworker. Genauso wie man die aller meisten "Probleme" mit psychisch-kranken Menschen sicher oft anders gelöst haben könnte. Bei häuslicher Gewalt braucht man auch vor allen Dingen extra geschulte Personen, die auf die richtigen Zeichen achten können. Wenn man unsere schwachsinnige Kriminalisierung von Drogen endlich verabschieden würde, hätte die Polizei ohnehin viel viel mehr Ressourcen über. Ein großer Teil der Gefahrenabwehr und Strafverfolgung gibt es überhaupt nur weil etwas kriminalisiert wird.