Abschottungsstrategien klingen natürlich immer nach einfachen Lösungen - zumindest für uns. Für die betroffenen Leute sieht das ganz anders aus. Sicher bewachte Camps in Syrien, gute Sache. Bis auf den Fakt, dass ohnehin schon traumatisierte Menschen noch monatelang de facto auf Kriegsgebiet ausharren sollen, bis die Bürokratie sich durchgerungen hat, ihren Asylantrag zu genehmigen (wenn man da die "richtigen" Leute hat, können solche Anträge schon aus trivialen Gründen zur Nachkorrektur zurückgesendet werden). Und woher das ganze "Sicherheitspersonal", welches für einen wirklich sicheren Schutz sorgen muss, dann kommen soll, ist mir auch noch unklar.
Es ist natürlich auch sehr bequem, sich auf die Position zu stellen, dass die Einreise von Asylsuchenden nach Deutschland illegal sei, wenn sie zuerst in einen anderen EU-Mitgliedsstaat eingereist sind. Sehr praktisch für Deutschland, wo es doch komplett von EU-Mitgliedsstaaten umgeben ist (vllt. bis auf einen Teil der Nordsee, das weiß ich nicht genau, ist aber auch nicht wichtig). Was übrigens die meisten Leute beim Dublin III Abkommen (welches meiner Meinung nach nur unter Drogeneinfluss oder extremer Kurzsichtigkeit zustande gekommen sein kann) übersehen, ist das dort geregelte Selbsteintrittsrecht. Einfach gesagt, ein Staat kann einen Asylbewerber in das Erstaufnahmeland zurückschicken, muss es aber nicht. Ergo ergibt sich daraus per se auch keine illegale Aufnahme von Asylbewerbern. Selbiges gilt für § 16a (2) GG, wo es ja nur heißt "Auf Absatz 1 kann sich nicht berufen, wer [...]". Dieser Paragraph, der heute so gern zitiert wird, regelt also auch, dass Deutschland solche Asylbewerber, die aus einem sicheren Drittstaat hier ankommen, nicht aufnehmen muss. Nirgendwo heißt es, dass es das nicht tun darf. Ich bin kein Jurist, und das ist nur meine laienhafte Sicht der Dinge, doch wer die ganze Zeit behauptet, dass Deutschland in dieser Sache illegal handelt, soll mir bitte erklären, woraus das einwandfrei hervor geht.
Meiner Meinung nach gibt es insofern ein Problem, als dass der Staatsapparat in Zeiten der Privatisierung und des Wirtschaftswachstums so sehr abgebaut wurde, dass eine zügige Bearbeitung von Erstaufnahmeanträgen, Asylanträgen etc. größtenteils nicht möglich ist. Und dass uns große Flüchtlingszahlen erwarten, haben viele Leute vvor zwei-4 Jahren auch schon längst gewusst. Man hätte also Zeit gehabt, sich darauf entsprechend vorbereiten zu können - hat man aber aus Angst vor schlechten Wahlergebnissen nicht. Und jetzt heißt es in der Bundespolitik "Wir schaffen das!", während die Kommunen es tatsächlich schaffen müssen. Die Rahmenbedingungen sind nicht geschaffen und Hilfestellung von oben gibt es kaum bis gar nicht. Die größte Verarsche ist die Aussage von Schäuble, man könne in solchen Zeiten die schwarze Null halten. Denn entweder ist es gelogen oder es ist wahr und damit ein Stinkefinger für die Lokalpolitik.
Ansonsten kann ich bisher nicht behaupten, dass sich die Umstände meines Lebens oder das meiner Bekannten durch die Ankunft von so vielen Flüchtlingen spürbar verschlechtert hätte. Von daher versteh ich die ganze Aufregung auch nicht.