Naja, zum Beispiel einer, der seine Mitmenschen nicht gleich umbringt, weil da steht, dass der rächende Gott die Onanierenden straft?
Und hey: nur, weil die Regeln teilweise verschieden interpretiert werden, heißt es nicht, dass es überhaupt keine Regeln und Voraussetzungen gibt. Wie gesagt, der Glauben ist eingebunden in gesellschaftliche Prozesse und unterliegt als solchem einem Wandel.
Wo ist dann das Problem, wenn man manchen Leuten unterstellt, unter gewissen Voraussetzungen mit einem Christen/Moslem/etc. nicht viel zu tun zu haben?
Ja aber das ist und bleibt ja ebenfalls eine Überlieferung, die Jahrtausende alt ist...und die Art, auf welche die Schriften zu befolgen sind, ist ebenfalls interpretationswürdig...
Was gibt es denn bitte zu interpretieren, wenn eine klare Anweisung während der Zeit des Propheten genauso klar ausgeführt wurde? Was soll man noch interpretieren, wenn es heißt das man es so und nur so und zu jeder Zeit so machen soll und sich im Zweifel nur angucken muss, wie es der große Prophet gemacht hat?
Nein, sie steht nur hier nicht zur Debatte, weil die Unfehlbarkeit des Propheten unser Themenfeld hier nicht berührt. Die Darstellung der Unfehlbarkeit in den Schriften kann nur auf verschiedene Arten verstanden werden.
Doch! Eben dies hat immer eine wichtige Rolle! Und wie du siehst berührt es gerade im vorherigen Teil unser Themenfeld!
Und was meinst du mit: "...kann nur auf verschiedene Arten verstanden werden."?
Also zum ersten Artikel: die Imame, die diese Schiedsgerichte betreiben, handeln entweder im Sinne der Gesetze Großbritanniens, oder wenn sie es nicht tun, dann haben sie eine Strafe zu erwarten. Also nix mit Auspeitschung, Steinigung, Enthauptung. Und es werden auch keine Schwulen vor diese "Gerichte" gezerrt.
Zum zweiten Artikel:
Aha. "Grundlage für Schlichtung oder außergerichtliche Einigung". Also nix mit religiösen Verboten und Strafen. Denn darum ging's ja bei uns. Oder?
Außerdem ist es nicht wahrscheinlich, dass sich eine mehrheitsfähige Basis dafür bildet.
Es ging mir dabei darum, dass auch hier schon Schariagerichte gefordert und sogar zugelassen werden. Jetzt haben wir nur Zivilrecht (Was trotzdem schon gegen die Menschenrechte geht!), wieso sollte es so unwahrscheinlich sein, dass irgendwann mehr gefordert wird?
Also tut mir Leid, aber jetzt muss ich mal ausfallend werden. Verdammt nochmal, ist dieser Passus dämlich!
JA, aus religiösen Gründen wird in vorwiegend islamischen Ländern hingerichtet. Nein, ich habe kein Gegenbeispiel, tut mir Leid. Weiß ich nix.
Ich messe aber nicht mit zweierlei Maß. Ich verteidige nicht die Aktion des Hinrichtens, und auch keine Dummheit. Was ich verteidige ist die Vorstellung, dass es mehr als genug Muslime weltweit gibt, die Gewalt und Mord - auch aus religiösen Gründen - ablehnen, und damit im Einklang mit ihrem Glauben handeln. Das ist keine Dummheit.
Ich glaube es ist nicht ganz klar, was ich an der Stelle mit Dummheit meine.
Ich meine damit das bloße Glaubenskonstrukt, dass eine willkürliche übernatürliche und unfassbare Entität zum Wahrer der Moral und Richter über alles macht.
Dieses Konzept ist es, was ich erstmal losgelöst von weltlicher Umsetzung als dumm bezeichne. Das stört dich und einige scheinbar sehr und das ist es dann, was ich als "mit zweierlei Maß messen" bezeichne.
Dumm hingegen ist es zu glauben, weil Regime und gesellschaftliche Gruppen die Religion für Machtzwecke missbrauchen, sei die Religion selbst gewalttätig, und alle Muslime weltweit seien entweder dämliche Pseudo-Religiöse oder würden diese Taten befürworten.
Wo denn bitte?! Wo bitte wird diese Religion irgendwo, irgendwie missbraucht?!
Ich lese es immer wieder, aber wo ist da bitte der Missbrauch?! Man hat nichts verfälscht, nichts um- oder zurechtgedeutet, man nimmt es einfach nur wörtlich...
Man sieht es einzig und allein als Missbrauch an, weil es so nicht in die moderne Gesellschaft passt, in der aus irgendeinem Grund alle Religion friedlich sein müssen.
Schon klar, dass das gerade sehr plakativ ist, aber wieso genau sollte Gott eigentlich interessieren was der menschliche Zeitgeist gerade für richtig und falsch hält?
Ich kämpfe gegen das Vorurteil an, Islam sei gleich Gewalt und Unterdrückung. Mehr nicht. Deswegen nicht "bei den Muslimen". Weil das impliziert, dass es überall bei den Muslimen so ist, und dass das alles eine Bande von Kriminellen ist - überspitzt formuliert.
Eine etwas nähere Definition wäre vermutlich wirklich mal ganz gut!
Ich würde "Gläubige" in 3 grobe Kategorien einteilen:
Die erste Gruppe ist quasi nur auf dem Papier "gläubig".
Das sind die Leute, die einfach das glauben was alle anderen um sie herum auch glauben. Die ist das einfachste um gesellschaftlich akzeptiert zu sein, aber für sich selbst interessiert einen der "ganze Kram" eigentlich gar nicht so richtig!
Die zweite Gruppe ist irgendwie gläubig, weiß aber auch nicht genau wieso. Man ist es halt schon von klein an und kennt es gar nicht anders. Es hat einem sogar irgendwie gefallen, also ist der Glauben auch selbstverständlich.
Die dritte Gruppe ist diejenige die glaubt, weil sie von dem Glauben auch überzeugt ist. Man glaubt bewusst, hat sich mit dem Glauben beschäftigt, auseinandergesetzt...
Das hat natürlich keine wissenschaftliche Relevanz und ist nur eine -wie schon gesagt- grobe Einteilung die ich nach eigener Erfahrung und Beobachtung aufgestellt habe. Außerdem ist dies lediglich eine Beobachtung von Außen und keine Beurteilung darüber, wie tief oder ehrlich jemand glaubt!
Jedenfalls würde ich die dritte Gruppe als die aktivste und auch relevanteste sehen. Mit dieser diskutiert man über Religion, diejenigen gehen auch aktiv für ihre Religion auf die Straße, oder aktiv in die Gemeinde/Umma/sonstwas. Und das entscheidende: Sie glauben aus Überzeugung! Hier macht es überhaupt erst Sinn nach einem Warum zu fragen, weil die Person sich darüber Gedanken gemacht hat und im Glauben die Antwort gefunden hat.
Jetzt ist es eben diese Überzeugung bei der eine zu weitreichende Exegese wenig Sinn macht! Ich meine, wie kann mich denn ein Konzept überzeugen, wenn ich es mir erst so umdeuten muss, dass es mich überzeugt? Warum dann nicht ein anderes, oder eigenes Konzept nehmen, welches mich eigentlich wirklich überzeugt?
Angenommen ich bin davon überzeugt, dass jeder Mensch gleich ist und alles tun sollte was er will, solange er damit niemandem schadet...
Dann ist man mit dem kategorischen Imperativ, oder einfach mit der goldenen Regel schon mal ganz gut beraten!
Mit dem Islam aber sicher nicht! Weil da nicht jeder Mensch als gleich gesehen wird und tun sollte, was ihm gefällt...
Es geht mir dabei noch nicht mal um die Massenmorde und so weiter, es geht einfach schon bei dieser Basis los!