Rätselraten in Südtirol über Cossiga-Vorstoß
In Südtirol herrscht derzeit bei vielen Rätselraten über einen Gesetzesentwurf, den der ehemalige Staatspräsident und Senator auf Lebenszeit Francesco Cossiga angekündigt hat. Mit der Initiative sollen die Südtiroler entscheiden können, ob sie bei Italien bleiben oder nach 88 Jahren wieder nach Österreich zurückkehren wollen.
Nach Landeshauptmann Luis Durnwalder äußerte sich auch SVP-Obmann Elmar Pichler Rolle zurückhaltend. Es wäre besser gewesen, Cossiga hätte etwas gemacht, als er an entscheidender Position gewesen ist als jetzt, hatte Durnwalder argumentiert. Der Vorstoß stehe zwischen Ernst und Wohlwollen, „obwohl jeder weiß, dass dies heute nicht drinnen ist“, meinte Durnwalder.
„Mit dem Herzen kann man dem Gesetzentwurf von Senator Francesco Cossiga nur zustimmen, mit dem Kopf werden Juristen und auch Politiker vermutlich eine Reihe von mehr oder weniger komplizierten Fragen aufwerfen. Ich finde den Entwurf bemerkens- und begrüßenswert, sowohl was den Begleitbericht als auch die konkreten Vorschläge anbelangt“, kommentierte Pichler Rolle. Er sei dem früheren Staatspräsidenten dankbar für „die treue Schilderung des geschichtlichen Werdegangs Südtirols“. Allerdings vermute er, dass Cossiga diese historischen Kenntnisse auch bereits in seiner aktiven Zeit als Innenminister und als Staatspräsident gehabt habe. Es wäre für Südtirol viel besser gewesen, wenn er diese Aussagen damals getroffen und mit ähnlicher Überzeugung wie heute vertreten hätte.
Er, Pichler Rolle, habe sich bei Cossiga für die Übermittlung des Gesetzentwurfes bedankt. Die Südtiroler Volkspartei werde sich nun selbstverständlich gründlich mit diesem Gesetzentwurf befassen und dabei „natürlich auch dem reellen Umfeld und der reellen politischen Lage Rechnung tragen“. Er wolle nicht beurteilen, ob dies nur ein Scherz oder eine Provokation sei, sondern als Südtiroler freue er sich über diese Initiative.
Pichler Rolle rief zur Besonnenheit und Zurückhaltung auf. „Wir haben heute Dank unserer Autonomie Wohlstand und Frieden in Südtirol, und wir dürfen auf keinen Fall zulassen, dass es wieder zu schwer wiegenden Konflikten und Spannungen zwischen den Volksgruppen kommt. Wir sollten reif genug sein, auch solche Fragen sachlich zu diskutieren und demokratisch die Meinungen anderer zu respektieren. Es darf auf keinen Fall ein Spiel mit dem Feuer werden, es darf allerdings auch nicht kategorisch verboten werden, eine Debatte über ein solches Thema zu führen“, betonte der SVP-Chef.