Wart ihr nach dem Debütalbum überrascht, dass es auch beim Publikum so gut ankam? Viele gute und bekannte Musiker dabei zu haben ist ja noch nicht zwangsläufig ein Garant dafür, dass ein Album durch die Decke geht.
Sehr positiv überrascht und manchmal sogar ein wenig überwältigt hat mich die Reaktion des Publikums als wir anfangs live gespielt haben. Man kann schon fast sagen, da sprang Liebe über. Für mich persönlich war das ein krasses Erlebnis, das tausende von Leuten meinen Namen rufen, obwohl ich quasi 17 Jahre von der Bildfläche verschwunden war. Da waren ja auch Phasen dabei, in denen ich aufgrund vieler negativer Erfahrungen öffentlich gar keine Musik mehr machen wollte und vieles daran regelrecht gehasst habe. Ich hätte nicht im Traum daran gedacht, dass Leute mir meine früher auch oft sehr direkte Art nicht mehr übel nehmen, sondern sich heute noch so dafür interessieren was ich Neues zu bieten habe. So ein warmer Empfang beeindruckte mich sehr und stiftet auch unglaublich viel Motivation. Die wird von der gesamten Band auch weiter getragen und durch das große Potenzial von UNISONIC auch in gute Sachen umgesetzt werden.
Dann hast du dich mittlerweile also wieder an die Metalszene gewöhnt?
Nicht nur gewöhnt, sondern erneut sehr lieb gewonnen. Allerdings bleibt es für mich ein zweischneidiges Schwert. Satanische Elemente, menschenverachtende Texte und Haltungen oder das Glorifizieren des Bösen, werde ich nie mit meiner Haltung vereinbaren können. Auch wenn es nicht immer so vollkommen ernst gemeint sein mag von den Leuten oder Bands, von denen es kommt. Dennoch ist es nur ein Teil der Szene und der Großteil der Fans sind alle sehr großherzig und alles andere als ‘evil’. Im Ganzen sehe ich manche Dinge mittlerweile als eine Art pubertäres Spiel mit Rebellion innerhalb einer sehr liebenswerten Gemeinschaft, die mir auch das Gefühl geben ‘das sind meine Leute’. Womit ich mich nach wie vor überhaupt nicht identifizieren kann, sind bestimmte Medien, die in meinen Augen Leichenfledderei und einen quasi ‘Blut hier, Blut da’-Stil verfolgen. Das finde ich krank. Sehe ich allerdings auch nicht als die Dinge oder die Art von Musik, die mich zum Metal gezogen haben. Es wird in allen Bereichen mit bestimmten Charakteristika gespielt, auch IRON MAIDEN taten das. Aber MAIDEN war einfach nie eine satanische Band, auch wenn “The Number Of The Beast” einer ihrer größte Hits war. Ich nehme das alles nicht mehr ganz so ernst, wie ich es vielleicht mal getan habe und ignoriere Arschlöcher, die eigentlich nur frustriert sind und glauben selbst auf der Bühne stehen zu müssen.
Wo genau siehst du denn die Gefahr des Satanismus im Metal? Wo hört das Kokettieren mit dem Bösen etc. auf und wo fängt die Gefahr für dich an?
Ich habe mich mittlerweile mit der Sache schon tiefer auseinander gesetzt und kann das Ganze auch begründen. Für mich ist das grundlegend gefährliche daran, dass jungen Leuten menschenverachtende Ideale beigebracht werden. Klar geht jeder Mensch anders mit solchen Inhalten um, jeder Mensch reflektiert unterschiedlich. Im Optimalfall prallen solche Texte von einem ab und man nimmt es nicht ernst. Für viele Leute ist es aber ernst. Außerdem wird es kritisch vor dem Hintergrund, dass gerade für junge Menschen Musik und die dazugehörige Kultur sehr prägend wirken. Unabhängig davon ob das Genre hart oder soft ist, die Geistigkeit, die vermittelt wird, zeigt ein Stück weit bildende Wirkung. Meiner Meinung nach wird eine solche Dynamik vielfach unterschätzt. Wir haben einen Egoismus, wie ihn der Satanismus definiert, schon viel zu stark in der heutigen Welt, dass niemand, der einigermaßen bei Trost ist, eine Gesellschaft unter den Kriterien des Satanismus haben wollen kann! Auch wenn man die Welt nicht verlogen in rosa malen soll, kann man Aspekte wie Nächstenliebe und Brüderlichkeit dennoch hoch halten. Das Ansprechen von Problemen oder der Umgang mit Aggressionen sind wichtig, aber eine Idealisierung von Gewalt und Ignoranz darf nicht passieren. Und gerade da steht ein Künstler in der Öffentlichkeit in der Verantwortung, einen richtigen Umgang damit zu unterstreichen – nicht als Moralprediger aber mit einer guten Message.