Hier nun Teil 2 (Teil 1 siehe vorheriger Post):
Soviel nun also zum Thema Negativ-Kritik , jetzt also zu den positiven Dingen (hier und da jedoch der Fairness halber mit ein paar "aber"-Punkten gespickt... nobody is perfect):
Als Kontrast zu den verschlimmbesserten Sachen muss man durchaus dafürhalten, dass einige der anderen Änderungen recht gut gelungen waren:
1. Die Vergrößerung der beiden Bullhead City Stages und vor allem des Platzes davor durch den Wegfall des Zelts war eine sehr willkommene Änderung, da das alte Zelt oft an Kapazitätsgrenzen stieß, sich dort immer massiv die Hitze staute und man zu allem Überfluss auch noch ewig Schlange stehen musste um reinzukommen. Ich hoffe, der Wegfall des Zelts war nicht nur eine vorübergehende Maßnahme zum Infektionsschutz, sondern dass es dabei bleibt.
Und für die dort spielenden Bands ist es natürlich auch zufriedenstellender, wenn dort mehr Menschen zu ihren Gigs auftauchen können, als in das Zelt gepasst hätten. Hat jemand den Auftritt von Freedom Call dieses Jahr gesehen? Eine gigantische Menschenmenge und ein Abriss von Konzert, das eigentlich auf die Louder Stage gehört hätte. Im Zelt wäre das nie so eskaliert, ich habe das hart gefeiert. Dicker Pluspunkt also.
Auch der neue Aufbau vom Wackinger und der zugehörigen Stage war gelungen, die Stage selbst jedoch war leider ein wenig zu laut für den kleinen Vorplatz und der Sound selbst dazu auch noch etwas zu scharf, das schmerzte mehr in den Ohren als alle anderen Stages. Mir ist klar, dass sie aufgrund ihrer Quasi-Parallelausrichtung zu Faster und Harder damit zu kämpfen hat, diese zu übertönen, damit sich der Sound nicht mischt, aber das war ein wenig zu viel des Guten. Unterm Strich dennoch eine klare Verbesserung.
2. Das Cashless Payment hat erstaunlich gut funktioniert, die Schlangen waren dadurch tatsächlich angenehm kurz.
Es war nur sehr schade für das Standpersonal, die dadurch sicherlich massiv an Trinkgeld eingebüßt haben.
Und datenschutztechnisch ist es natürlich auch recht bedenklich, ich hoffe, da wurde DSGVO-konform gearbeitet.
Und vor Allem hoffe ich inständig, dass sich nun nicht ein paar Leute mit den Chips von diesem Jahr hinsetzen, sie analysieren und dann im nächsten Jahr mit einer selbstgebastelten Handy-App ankommen, die es ihnen ermöglicht, bei Mitbesuchern die ID auszulesen und auf ihren eigenen Chip zu übertragen, damit sie dann alle Services auf dem Festivalgelände mit dem Geld von einer nichts ahnenden anderen Person bezahlen können. Schauriger Gedanke, vor allem, weil so etwas erschreckend einfach umzusetzen wäre, wenn in dem System nicht ein paar grundlegende Sicherheitsmaßnahmen in Kraft sind... und an so etwas wird ja oft gerne mal gespart, zumindest bis es dann mal so richtig knallt.
Dennoch, in der Praxis hat es unterm Strich tatsächlich erstaunlich gut funktioniert. Nur hätte es im Bereich von Bandausgabe und Aufladestationen gerne mal ein paar Möglichkeiten geben dürfen, Getränke für die lange Wartezeit bis man sein Bändchen hat, mit Bargeld erwerben zu können, das war schon eine im wahrsten Sinne des Wortes massive Durststrecke, bis man dann endlich mal sein Bändchen und damit eine Bezahlmöglichkeit hatte.
3. Aller Kritik an den Infieldänderungen zum Trotz fand ich es auch eine gute Idee, eine Art Food Court mit sehr vielen Sitzgelegenheiten einzurichten. Die waren auf dem WOA ja immer Mangelware und sich mal kurz auf eine Bank hocken zu können war eine Wohltat für die Füße. Hätten sie das Ganze doch bloß woanders aufgezogen, als am ehemaligen Standort der Louder Stage und diese dafür dort gelassen... Zumal ich auch das Gefühl hatte, dass es diesmal ein wenig zu viele Fressbuden für das Infield waren. Hat zwar die Schlangen kurz gehalten, aber teilweise waren einige Stände dann auch manchmal gar nicht besucht. Kann natürlich auch daran liegen, dass echte Wacken-Insider sowieso nicht die Infieldstände aufsuchen, da es das beste Futter eh im Wackinger Village gibt (Barbarenspieß rulez!), aber ok. Unterm Strich waren die vielen zusätzlichen Sitzgelegenheiten aber eine wirklich tolle Idee, es müsste halt nur verlegt werden, damit die Louder Stage auf ihren alten Platz zurück kann.
4. Die erhöhte Anzahl ordentlicher Toilettencontainer im Infield und dafür weniger eklige Dixie-Ansammlungen war ebenfalls ein ganz dickes Plus. Sollte unbedingt beibehalten bzw. noch weiter ausgebaut werden. Die Schlangen waren zwar nicht mehr so ewig lang wie früher, als es ca. 50% weniger Container auf dem Infield gab, aber manchmal waren die Wartezeiten nach wie vor ein wenig lang, da geht also noch was. Dennoch ein Schritt in die richtige Richtung. Nur die Situation mit den Waschbecken war etwas suboptimal, da dort ja nicht nur die Toilettenbenutzer ihre Hände waschen wollten, sondern auch Besucher ihre Wasserschläuche aufgefüllt haben, was ein echtes Gedränge verursacht hat. Da würde ich mir die alten Wasserstellen mit den ewig langen Becken und zahlreichen Hähnen als zusätzliche Installation zurückwünschen.
Zum Schluss noch eine kleine Anekdote zum Thema "Veränderungen am Aufbau":
Ich habe durch zufälliges Aufhalten am richtigen Ort zur richtigen Zeit von einigen Anwohnern aus der näheren Umgebung erfahren, warum die weniger gut gelungenen Restrukturierungen so gelaufen ist, wie sie eben liefen:
Da Holger und Thomas ja seit dem Einstieg des amerikanischen Investors nur noch beratende, aber eben nur noch sehr eingeschränkt entscheidene Funktion in der Orga haben, wurde anscheinend oft über deren Köpfe hinweg entschieden. So wurde wohl der neue Aufbau des Festivalgeländes komplett von irgendwelchen praxisfernen Kids, die mehr oder weniger frisch von der Uni kamen und vermutlich noch nie auf irgendeinem Festival waren, auf Basis von Grundrissen des Geländes am Computer entworfen und dann umgesetzt ohne Kritik zuzulassen. Bei dieser Planung wurden dann noch nicht mal topographische Gegebenheiten berücksichtigt, was zu so absurden Situationen führte, dass z.B. ein Hügel weggebaggert werden musste, da ja laut Plan dort gefälligst ein Zelt zu stehen habe, aber niemand realisiert hatte, dass das Gelände an der vorgesehenen Stelle mal locker 1,5 Meter Höhenunterschied hat. Kannste dir echt nicht ausdenken... Einfach nur absurd.