Dem tiefen Schock über Andreas Reinkes schwere Kopfverletzung folgte die große Erleichterung bei Werder Bremen. Nach dem Zusammenprall mit VfB-Verteidiger Martin Stranzl hatte der Torhüter mehrere Brüche im Gesichtsfeld erlitten, schwerere Verletzungen wurden allerdings nicht festgestellt.
"Wir sind alle sehr erleichtert und hoffen, dass Andi in drei bis vier Wochen wieder bei uns ist", kommentierte Trainer Thomas Schaaf die relativ positiven Nachrichten über den Gesundheitszustand seines Torhüters. Mannschaftsarzt Götz Dimanski, der bei Reinke im Stuttgarter Katharinenhospital geblieben war, gab nach einer abschließenden Untersuchung Entwarnung: "Es geht ihm den Umständen entsprechend gut. Er konnte die Nacht jedoch nur unter starken Schmerzmitteln verbringen."
Spezialisten operierten Reinke im Lauf des Tages. Das Unfallopfer hat keine Folgeschäden zu befürchten, das zunächst befürchtete Schädel-Hirn-Trauma wurde nicht diagnostiziert.
Nach medizinischen Angaben muss Reinke nach dem Eingriff drei Tage lang in der Klinik zur weiteren Beobachtung bleiben, ehe er nach Bremen zurückkehren kann.
Nach derzeitigem Stand kann er in etwa einem Monat wieder trainieren. "Die ärztliche Versorgung im Katharinenhospital ist hervorragend", lobte Dimanski seine Stuttgarter Kollegen.
Stranzl war direkt nach dem Spiel ins Krankenhaus geeilt, um sich über Reinkes Zustand zu informieren. Am Vormittag nach dem Spiel konnte er sich bei seinem zweiten Besuch dann persönlich bei seinem nun ansprechbaren Opfer entschuldigen. "Es tut mir unendlich leid, dass aus dieser Situation eine so schwere Verletzung geworden ist", sagte der österreichische Nationalverteidiger. VfB-Teammanager Horst Heldt erklärte: "Wir wünschen Andi, dass er bald wieder gesund wird."
Am Abend des Spiels hatte noch große Bestürzung bei den Bremern geherrscht. Die durch das 0:0 verpasste Chance des Bayern-Jägers, im Titelrennen Boden auf den enteilten Münchner Spitzenreiter gut machen zu können, geriet dabei zur Nebensache.
"Wir haben das mit großer Betroffenheit aufgenommen. Wir hoffen, dass die Operation gut verläuft", reagierte Schaaf vor der Heimreise betroffen. "Das ist sehr traurig und für uns alle ein schwerer Moment", sagte Mannschaftskapitän Torsten Frings niedergeschlagen. "Jeder drückt Andi die Daumen, dass er schnell wieder gesund wird."
Sportdirektor Klaus Allofs versprach, alles dafür zu tun, "dass Andi optimal versorgt wird". Torwart-Kollege Tim Wiese konnte angesichts der schlimmen Verletzung seines Rivalen keinerlei Freude über seinen ersten Bundesliga-Einsatz für Werder empfinden: "Sport kann manchmal so grausam sein. Als ich rein kam, lag da noch diese Blutlache im Strafraum."
Lange vergeblich hatten die Sanitäter und Dimanski versucht, die starken Blutungen am Kopf des Keepers zu stillen. Trikot und Trage färbten sich rot. Erst nach rund vier Minuten konnte der unter Schock stehende Reinke im Krankenwagen ins Hospital transportiert werden. Stranzl eilte nach Schlusspfiff sofort zu Schaaf und Allofs, um sich zu entschuldigen. Der Österreicher hatte Reinke in der 77. Minute mit dem Knie am Kopf getroffen, nachdem er zuvor ausgerutscht war.